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Papierfabrik, Schmuggelware und ein florierendes Hotel

Elisabeth Roeb geb. Stollenwerk ist in Schmidt eine bekannte Persönlichkeit: Sie hat mit ihrem Gatten eine Traditionsgaststätte gegründet, aus der das heutige Hotel Roeb wurde. Am 7. Januar feierte sie ihren 100. Geburtstag.
Elisabeth Roeb, die »Grande Dame« des Hotel Roeb in Schmidt, ist fast hundert Jahre älter als ihre Urenkelin Elli. Foto: A. Lauscher

Elisabeth Roeb, die »Grande Dame« des Hotel Roeb in Schmidt, ist fast hundert Jahre älter als ihre Urenkelin Elli. Foto: A. Lauscher

Geboren wurde sie in Siegburg, auch ihre drei Geschwister kamen dort auf die Welt. Das lag daran, dass ihr Vater zu der Zeit in Siegburg bei der Bahn Arbeit gefunden hatte. Erst im Jahr 1932 zog die Familie wieder nach Schmidt, wo am Anfang der heutigen Grünstraße das neue Haus gebaut wurde. Als junges Mädchen arbeitete Elisabeth Roeb wie viele andere in der Zerkaller Papierfabrik, meistens ging sie zu Fuß zur Arbeit, manchmal nahm sie das Fahrrad. Sie heiratete 1941 Willi Roeb, dessen Vater Konrad stammte von der Mestrenger Mühle und hatte in Schmidt die kleine Gaststätte gegenüber der Kirche erworben. Der Vorbesitzer war ein älterer Junggesellen namens Fritz Stollenwerk, welcher im Dorf nur »der alte Fritz« genannt wurde. So kam es, dass die Gaststätte jahrzehntelang unter dem Namen »Zum Alten Fritz« bekannt war. 1947 konnten Willi und Elisabeth Roeb diese Wirtschaft wieder eröffnen. Im kleinen Gastraum war ziemlich viel los, denn die Schmuggelzeit brachte den risikofreudigen Schmidtern eine Menge Geld. »Fast jeder machte mit beim Kaffeeschmuggel«, sagt Frau Roeb und fügt lächelnd hinzu: »Auch der Dorfpolizist wusste Bescheid.«

Bier in Kanne nach Hause gebracht

Aus diesen unruhigen Zeiten gibt es viele Anekdoten, geschmuggelte Ware wurde im Gasthaus versteckt und weiter verkauft, die Kundschaft kam teils von weither.
Auch an andere fast vergessene Gewohnheiten erinnert sich Elisabeth Roeb: Manche Kunden kamen mit einer Kanne, um Bier für zu Hause zu holen. Zigarren gab es einzeln zu kaufen: »Handelsgold kostete 30 Pfennig und Deutsche Einheit 50 Pfennig.« Auch Strangtabak war ein preiswertes Genussmittel. Gerne erinnert sich Elisabeth Roeb an ihre Zeit im Kirchenchor der Gemeinde St. Hubertus. Sie war eine eifrige Kirchgängerin und Sängerin und freute sich, dass die Proben in ihrer Gaststätte stattfanden, dafür wurden die Tische zur Seite gerückt. Der Sonntag war für die Wirtsleute immer ein turbulenter Tag: Nach dem Hochamt strömten die Männer in die Wirtschaft. Zunächst hörten sie noch die Bekanntmachungen von Bürgermeister Matthias Fischer, der von der obersten Stufe der Eingangstreppe die Neuigkeiten vorlas. Dann ging es rein in den Schankraum, es wurde gekartet, geraucht, diskutiert und getrunken, die Wirtschaft war proppenvoll. Der Sohn des Ehepaares, Lothar und dessen Sohn Michael haben in den vergangenen Jahrzehnten aus der Gaststätte ein renommiertes Hotel gemacht – immer begleitet von der Seniorchefin, die die Entwicklung beobachtete und unterstützte, die sich in Küche und Waschküche nützlich machte und junges Personal anleitete. Noch bis vor wenigen Wochen hat Elisabeth Roeb täglich in der Küche gearbeitet, sie schälte in Windeseile Kartoffeln. Auf die Frage, wie man so alt wird, antwortet sie: »Da musste den da oben fragen.«


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