Seitenlogo

Mitten in der Nacht beginnt der neue Tag

75 Jahre ist es her, dass die Gräuel des Zweiten Weltkrieges auch in der Eifel direkt spürbar wurden. Die US-Amerikaner überquerten in Roetgen die Grenze, die Zivilbevölkerung wurde evakuiert und im Hürtgenwald tobte eine der schlimmsten Schlachten. Das regt zum Nachdenken an.
Man mag kaum glauben, dass dieser »Baum.Schatz« des Naturparks Nordeifel auf der Höhenschneise im Hürtgenwald an die Allerseelenschlacht erinnert. In die etwa 150 Jahre alte Rotbuche hat am 21. September 1944 der erste Amerikaner im Hürtgenwald, R.D. McArthur aus Texas seine Initialen und die seiner Kriegskameraden geritzt. Foto: Naturpark Nordeifel

Man mag kaum glauben, dass dieser »Baum.Schatz« des Naturparks Nordeifel auf der Höhenschneise im Hürtgenwald an die Allerseelenschlacht erinnert. In die etwa 150 Jahre alte Rotbuche hat am 21. September 1944 der erste Amerikaner im Hürtgenwald, R.D. McArthur aus Texas seine Initialen und die seiner Kriegskameraden geritzt. Foto: Naturpark Nordeifel

Mit vielfältigen Gedenkveranstaltungen hatte die Gemeinde Roetgen im September den Anfang gemacht. Schließlich hatten auch dort die Alliierten 1944 erstmals deutschen Boden betreten. Ein geschichtsträchtiges Ereignis – auch ein Dreiviertel-Jahrhundert später. Das gilt auch für die so genannte „Allerseelenschlacht“, die unrühmliche Bekanntheit erlangte und an die der Geschichtsverein Hürtgenwald erinnert. Fast vier Jahrzehnte schon setzt dieser Geschichtsverein sich offiziell mit der Historie des Hürtgenwaldes auseinander. »Natürlich geht es auch geologische und wirtschaftliche Themen, aber der Zweite Weltkrieg hat einen großen Platz eingenommen«, weiß Robert Hellwig, der bis zur Generalversammlung am kommenden Freitag (19 Uhr Altes Forsthaus Vossenack) noch zweiter Vorsitzender der Geschichtskundler ist. Altersbedingt will der 79-Jährige Platz für Jüngere machen. »Dass, was die Bevölkerung im und nach dem Krieg durchmachen mussten, welchem Leid und Entbehrungen sie ausgesetzt waren: Das gab es nie zuvor und auch später nicht mehr.« An all dies erinnert das Museum »Hürtgenwald 1944 und im Frieden«, dessen Name bereits verrät, das die Bildungsstätte kein Kriegsmuseum ist. »Die Ausstellung will die damaligen schrecklichen Geschehnisse dokumentieren und dadurch die Betrachter zum Nachdenken anregen. Sie will aber auch gedenken an jene Allerseelenschlacht von 1944, die Tod, Leid und Schäden gebracht hat, und die den Hürtgenwald vernichtete«, so Hellwig. Er habe Verständnis, dass viele Soldaten von damals nicht über ihre Erlebnisse sprechen wollten oder konnten. »Aber wir müssen die Erinnerung wachhalten, schon um darzulegen, dass unsere jetzige heile Welt keine Selbstverständlichkeit ist, sondern auch auf tönernen Füßen steht.«

Junge Generation informieren und warnen

Etwa 4500 Besucher zählt das Museum, das seit 2001 an der Pfarrer-Dickmann-Straße in Vossenack, steht jährlich. In diesem Jahr dürften es deutlich mehr sein. »Wir führen Schulklassen durch die Ausstellung, die überraschend sensibel und interessiert reagieren«, weiß Hellwig. Man müsse aber gleichzeitig aufpassen, nicht untergraben zu werden von Waffennarren oder radikal-denkenden Menschen, die das Museum und das dort Dargestellte für ihre Interessen missbrauchen wollen. In früherer Zeit hat es bereits Ausstellungen gegeben – so etwa im Hotel »Zum Alten Forsthaus« oder aber auch im Franziskus-Gymnasium. Im Jahr 2000 stellte die Gemeinde Hürtgenwald schließlich dem Geschichtsverein das Grundstück zur Verfügung, wo das Museum dauerhaft seine Heimat fand. Wenn nun am Samstag, 2. November, an die Allerseelenschlacht erinnert wurde, dann ist Künstler Pater Laurentius Englisch auch mit im Boot. Er hat sich auf vielfache Art und Weise künstlerisch und spirituell mit dem Zweiten Weltkrieg und den Geschehnissen im Hürtgenwald auseinandergesetzt. Um 11 Uhr hält er im Museum »Hürtgenwald 1944 und im Frieden« eine Ansprache, ehe das Bläserquintett »Eifelblech« für passende Töne sorgt. Anschließend kann man das Museum besichtigen und an Führungen teilnehmen. Anmeldungen dazu per E-Mail an guide@museum-huertgenwald.de
Bereits am Mittwoch, 30. Oktober, gibt es um 19 Uhr einen kostenlosen Vortrag »Chronologie des Krieges« im Museum.

Erinnerungslandschaft

Es folgen »Offene Führungen in der Erinnerungslandschaft«: Am Sonntag, 3. November, geht es um 10 Uhr vom Museum aus entweder rund um Vossenack, zum Ochsenkopf oder aber auf die Spuren des »Battle in Schmidt«. In der dortigen Pfarrkirche findet aktuell eine Ausstellung über das Schicksal russischer Kriegsgefangener statt (www.regio-oratio.com.). Zum Ochsenkopf geht es noch einmal am Volkstrauertag, 17. November, ebenfalls um 10 Uhr ab Museum. Und am Samstag, 7. Dezember, startet um 10 eine Führung zum einst hart umkämpften Burgberg in Bergstein. Anmeldung per E-Mail an guide@museum-huertgenwald.de
Darüber hinaus ist das Museum sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Infos gibt es auf www.museum-huertgenwald.de


Meistgelesen