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»Wenn es Dir gut tut, dann komm!«

»Als wir hier unsere Zelte aufgeschlagen haben, fühlten wir uns wie in der Wildnis. Heute will niemand mehr von uns weg, weil wir die Region und die Menschen, die hier leben, liebgewonnen haben.« Auch wenn sie ein wenig isoliert zu leben scheinen, sind die Franziskaner längst angekommen in Vossenack. Am kommenden Mittwoch, 29. Juni, feiern sie den 50. Jahrestag der Grundsteinlegung ihres Klosters und läuten damit einen Feiermarathon ein.

Das Franziskanerkloster Vossenack wurde 1967 als Gymnasium mit angeschlossenem Internat gegründet. »Diese Dreiteilung ist bis heute der Schlüssel zum Erfolg unseres Standortes«, unterstreicht Bruder Wolfgang Mauritz, Guardian des Franziskanerklosters in Vossenack. Einige Jahre diente es als Noviziatshaus der Colonia, einer von einst sechs deutschen Franziskanerprovinzen. Doch schnell habe man sich zu einer modernen, weltlichen Schule gewandelt, die jedoch offensiv den Geist des Heiligen Franziskus lebt und an die Schüler vermittelt.

Sieben Ordensleute

»Wir werden weniger, das ist ganz klar«, stellt Bruder Wolfgang Mauritz fest. Zu »Spitzenzeiten« lebten 28 Franziskaner in Vossenack - das größte Kloster in der rheinischen Provinz - aktuell sind es sieben. Bundesweit gibt es noch 300 Franziskaner. »50 Prozent unserer Ordensleute sind über 70 Jahre, am Nachwuchs mangelt es«, macht der Obere des Klosters keinen Hehl daraus, dass die geistliche Berufung bei jungen Leuten nicht sonderlich beliebt ist. Die Aufgaben, die es zu bewältigen gebe - wie etwa Dienst in Nachbarpfarren tun - nehmen hingegen zu. Daher seien die Provinzen mit Hauptsitz in München zusammen gelegt worden, deren Guardian Pater Alfons Schumacher ist, der viele Jahre lang in Vossenack gewirkt hat.

Flüchtlinge

Einst lebten im Internat mehr als 200 Schüler - heute sind es noch zwei Dutzend. Bruder Wolfgang: »30 Flüchtlinge haben bei uns Zuflucht gesucht - zehn von ihnen sind minderjährig und unbegleitet. Das stellt uns vor ganz neue Herausforderungen, die aber auch große Freude bereiten.« Auch der Kultur haben sich die Franziskaner geöffnet - federführend durch Pater Laurentius, später dann durch Bruder Wolfgang Mauritz, der die »Strippkes Trekker« ins Leben rief und 2007 den KlosterKulturKeller gründete. Bruder Wolfgang: »Wir wollten uns für Menschen öffnen, die den Gottesdienst nicht besuchen und ihnen Möglichkeiten bieten, den Alltag zu unterbrechen«.

Herzzerreißende Begegnung

Ein 12-Jähriger, der eine lange, beschwerliche Reise von Syrien bis Vossenack hinter sich hatte, sollte getrennt von seinem Cousin im Internat schlafen. Als Pater Daniel, der das Internat leitet, ihm ein gemeinsames Zimmer mit dem einzigen vertrauten Menschen ermöglichte, bedankte sich dieser mittellose, traumatisierte Junge mit einer Tafel Schokolade. Noch heute stehen Bruder Wolfgang Tränen in den Augen. Und der Bedarf, minderjährige Flüchtlinge aufzunehmen, sei ungebrochen. Der Geistliche: »Wir werden uns kümmern!«

Weltlicher Schulleiter

»Die ganzheitliche Bildung und Erziehung junger Menschen und die Vermittlung franziskanischer Werte bestimmen das Leitbild des Franziskus-Gymnasiums«, erklärt Pater Peter Schorr, der zu Gründungszeiten selbst Schüler in Vossenack war. Über 600 Jungen und Mädchen werden dort zurzeit unterrichtet. Wenn er in zwei oder drei Jahren in den schulischen Ruhestand tritt, wird mit ihm - vorerst zumindest - der letzte geistliche Schulleiter ausscheiden. »Das Kollegium unterrichtet im Geiste der Franziskaner und wird das auch künftig tun«, sind sich die Ordensleute einig, dass die spirituelle Ausrichtung am Gymnasium nicht verloren geht. Dafür sorgt auch Pater Chi Thien, der als Schulseelsorger im Franziskus-Gymnasium tätig ist. Er hat gemeinsam mit einigen Schülern den Kontakt zur Flüchtlingsunterkunft Langschoss gesucht und engagiert sich dort außerordentlich. Wie auch Lehrerin Elisabeth Hövels-Höfler. Und so schließt sich der Kreis wieder... Weitere Infos unter www.franziskaner-vossenack.de


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