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"Ein immenser ehrenamtlicher Aufwand"

Norbert Niebes ist Vizepräsident für den Raum Eifel im Regionalverband Düren e.V. und hat die Vereine im Blick. Außerdem ist er selber aktiv als Präsident der KG Blau-Weiß Schleiden 1977 e.V. Mit ihm sprach das LIVE-Magazin über den Karneval in der Eifel.
Norbert Niebes ist sowohl bei der KG Blau-Weiß Schleiden als auch beim Regionalverband Düren im Bund deutscher Karneval aktiv. Foto: Nolden

Norbert Niebes ist sowohl bei der KG Blau-Weiß Schleiden als auch beim Regionalverband Düren im Bund deutscher Karneval aktiv. Foto: Nolden

LIVE-Magazin: Herr Niebes, wie geht es dem Karneval in der Eifel?
Dem Karneval in der Eifel geht es gut, auch vom Nachwuchs her. Wir haben überall Kinder und Jugendliche, die in den Tanzgarden dabei sind. Vor allem bei den Mädchen sind viele aktiv. Das verdanken wir den Freiwillgen, die jede Woche mehrere Stunden beim Training investieren. Das ist ein immenser, ehrenamtlicher Aufwand.
Bei den Jungen ist es schwieriger Nachwuchs zu finden?
Ja, die wollen nicht so gerne tanzen. Das ist wohl unter den Jungs nicht so hoch im Kurs und wer trotzdem mitmacht muss ein dickes Fell haben.
Wie sieht es mit den Tollitäten aus?

Mein Heimatverein, die KG Blau-Weiß Schleiden, hat seit 1978 durchweg Tollitäten - allerdings haben wir immer Jugendtollitäten im Alter von 14 bis 15 Jahren. Bei den Erwachsenen ist es schwieriger, weil es einen großen finanziellen Aufwand bedeutet. Das Hindernis ist also weniger, dass die Leute fehlen, sondern die Kosten, die das Tollitätendasein mit sich bringt.
Wie sieht es denn auf den Sitzungen aus? Werden die von externen oder eigenen Kräften gestaltet?

90 Prozent sind Externe aus dem Raum Köln und Düren. Im Musikbereich gibt es da genug Nachwuchs. Für die großen Namen fehlt den typischen Vereinen in den Dörfern allerdings das Geld, deshalb bucht man Coverbands und Künstler, die nicht so bekannt sind. Büttenredner gibt es aber eher wenige. Weder auf den Dörfern noch überregional.
Warum geht denn niemand mehr „in die Bütt“?

In den Dörfern war es früher üblich, dass man die Leute aus dem Ort, die jeder kannte, aufs Korn nahm und ein paar Witze auf ihre Kosten machte. Das kann man heute nicht mehr machen - die Leute sind viel dünnhäutiger geworden. Es gibt kaum noch Sitzungen, in denen das so stattfindet.
Wie bleibt der Karneval denn für die Zukunft weiterhin gut aufgestellt?

Es gibt zwei Möglichkeiten, Karneval zu feiern: Auf der einen Seite steht das Brauchtum mit Sitzungen, Gardetanz, Kamellen schmeissen und Büttenreden und dem gegenüber steht der Straßenkarneval. Der wandelt sich immer mehr in Richtung Straßenparty mit lautem Techno oder sonstiger Partymusik. Da gab es auch einige Vereine, die solche Parties angeboten haben - die meisten haben aber gemerkt, dass das nicht der richtige Weg ist. Wir müssen von diesem Party-Karneval wieder weg und zurück zum klassischen Karneval.
Wie kann man mit diesen beiden Seiten umgehen?
Wir müssen gemeinsam einen Weg suchen. Wir sind ja froh, dass die Jugendlichen sich am Karneval beteiligen, aber man sollte gemeinsam mit ihnen versuchen, die Feierlichkeiten in die richtige Bahn zu lenken.
Wie begeistert man denn junge Menschen für das klassische Brauchtum?
Das ist die große Frage. Indem man sie einlädt, unsere Aktionen mitzumachen und sich dann auf einem Mittelweg trifft. Neue Ideen darf nicht ablehnen, sondern muss versuchen, sie ins Spektrum zu integrieren.


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