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Regen kann Ernte nicht retten

Ganz Deutschland leidet unter der Hitze - doch vor allem für die Landwirtschaft hat das Wetter drastische Folgen.

Um diese Zeit wird eigentlich Grünkohl gesät«, erzählt Hans-Josef Schorn. »Aber das ist überhaupt nicht möglich - der Boden ist viel zu trocken«, so der Vorsitzende der Kreisbauerschaft weiter. Für die Bauern im Kreis Euskirchen entwickelt sich die langanhaltende Trockenheit zu einer handfesten Katastrophe. Betroffen davon sind im Grunde alle Bereiche der regionalen Landwirtschaft. »Wir müssen schon mit Winterfutter füttern«, erklärt Landwirtschaftsmeister Theo Lanzerath das Dilemma der Viehhalter. Die Weiden sind längst vertrocknet und bieten den Tieren keine Nahrung mehr. Auch Wasser muss in Mengen auf die Weide gebracht werden - jeden Tag 10.000 Liter fährt Lanzerath zu seinen Tieren. Wer sich das zusätzliche Futter nicht leisten kann, muss seine Tiere abgeben. »Aber es gibt keinen Markt für Rinder im Moment«, so Lanzerath. Wer überhaupt kauft, hofft auf Schnäppchen.

Situation mit wirtschaftlichen Folgen

Auch die Gemüsebauern im Kreis stehen vor großen Problemen. Aktuell werden eigentlich Buschbohnen und Erbsen geerntet. »Die letzten Aussaaten sind einfach vertrocknet«, klagt Hans-Josef Schorn. Betroffen sind dabei oft einzelne Landwirte. »Die Konservenfabriken brauchen eine kontinuierliche Belieferung und deshalb gibt es einen Saatplan«, erklärt Schorn. Wer das Pech hatte, während der Hitzewelle säen zu müssen, verliert seine Einnahmen. Auch Kartoffeln und die in der Region so verbreitete Zuckerrübe wachsen nicht mehr, wenn es kein Wasser gibt, die Hitze aber konstant drückt. 60 Prozent Verlust rechnet Martin Böhling bei seinen Zuckerrüben schon jetzt ein. »Wir wollen nicht bedauert werden«, so der Landwirt aus Weiler in der Ebene. »Aber wir wollen schon darauf hinweisen, dass das eine dramatische Situation ist, deren wirtschaftliche Folgen vermutlich nicht ausgeglichen werden können.« Die Rübenkampagne beginnt Mitte bis Ende September. »Wir sind an dem Punkt, an dem selbst heftiger Regen die Ernte nicht mehr retten könnte«, sagt Böhling.

Bis zu 80 Prozent Ernteausfall

  • Franz-Josef Schorn, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, rechnet mit Ernteausfällen von 50 bis 60 Prozent bei den Kartoffel, mit bis zu 80 Prozent bei den Brechbohnen.
  • Mit mindestens 60 Prozent Ausfall rechnet auch Martin Böhling bei seinen Zuckerrüben. Durch die Hitze sind sie kaum größer als Möhren, so klagt der Landwirt.


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