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Wassertreten nach Kneipp für die Kleinsten

»Kneippen ist für mich Gesundheitsprävention mit Spaß, aber ohne Druck«, sagt Tanja Larscheid. »Ich will den Kindern von klein auf zeigen, wie man gesund bleibt.« Als erste Tagespflegeperson in Nordrhein-Westfalen, darf sie das Kneippsiegel tragen. Auf diesem Wege möchte sie ihren Beitrag dazu leisten, dass ihre Tageskinder schon in jungen Jahren ein kräftiges Immunsystem entwickeln.
Tanja Larscheid mit dem »Starter-Kit« bzw. Abschiedsgeschenk, das sie für jedes ihrer Tageskinder zusammenstellt: Eine weiche Bürste und ein Waschhandschuh für die allerersten kneippschen Anwendungen. Foto: Bender

Tanja Larscheid mit dem »Starter-Kit« bzw. Abschiedsgeschenk, das sie für jedes ihrer Tageskinder zusammenstellt: Eine weiche Bürste und ein Waschhandschuh für die allerersten kneippschen Anwendungen. Foto: Bender

»Die Kinder können ganz genau unterscheiden, ob wir gerade planschen oder kneippen«, meint die Tagesmutter. »Schon Zweijährige machen die Übungen präzise nach.« Dabei käme es auf die Regelmäßigkeit an, dann hätten die Kleinen die Abläufe schnell verinnerlicht.

Berufstätige Eltern

Als Tanja Larscheid mit ihrer Tätigkeit begann, war ihr jüngster Sohn genauso alt, wie das erste Tageskind. Der Familiensituation angepasst, nahm sie zu dieser Zeit ein bis zwei Kinder für zwei oder drei Tage in der Woche auf. Mit dem Heranwachsen ihrer eigenen Kinder und dem Wandel der Nachfrage, bietet sie nun seit neun Jahren vier Plätze an. Durch den Trend, dass zunehmend beide Elternteile berufstätig, habe sie keine Schwierigkeiten diese zu füllen. Auch brachte die geringe Dichte an Tagesmüttern in der Region, immer zahlreichere Anfragen ein. In beinahe 15 Jahren, betreute die Schönauerin sage und schreibe 33 Familien mit 40 Kindern zwischen neun Monaten und drei Jahren.

Kneipp-Akademie

Zur Lehre des 1821 in Oberschwaben geborenen Priesters Sebastian Anton Kneipp, sei sie vor ein paar Jahren durch einen Zufall gekommen. Aus einer Laune heraus, ließ die Tagesmutter ihre Schützlinge testen, wie es sich anfühlt, mit nackten Füßen in dem frisch gefallenen Schnee auf dem Balkon herumzustapfen. Die Kinder hatten einen riesigen Spaß bei der Aktion. Auch wenn der Ausflug ins kalte Nass aus Sicherheitsgründen nur wenige Minuten dauerte, war aufgrund der positiven Resonanz das Interesse der heute 50-Jährigen geweckt. Bei ihrer Recherche stieß sie in einer Zeitschrift für Tagespflegepersonen auf einen Beitrag über die Kneipp-Akademie. In der viertägigen Fortbildung »Kneipp für Kinder« lernte die gebürtige Bad Münstereiflerin alles über die fünf Säulen der kneippschen Lehre, die sich aus Wasseranwendungen, Phytotherapie (Kräuterkunde), Bewegung, Ernährung und der so genannten »Lebensordnung« zusammensetzen. Ganz nach dem Motto: »Nicht reden, sondern tun«, hieß es für Tanja Larscheid und die anderen Seminarteilnehmer schon frühmorgens vor Unterrichtsbeginn, ab nach draußen und erstmal eine Runde Wassertreten. Neben dem theoretischen Teil, wurden die Teilnehmer in erster Linie darin unterrichtet, Anwendungen einzuüben, die sie später bei ihren Schützlingen durchführen wollten. Zwischen dem Seminar und der Zertifizierung lag für Larscheid eine Übungsphase von 1,5 Jahren, in der sie genau dokumentieren musste, welche Anwendungen sie mit den Kindern durchgeführt hat. Auch ein dreistündiges Audit galt es zu absolvieren, in dem durch eine Referentin der Akademie alle Lerninhalte abgefragt wurden.

Zertifikat erhalten

Zur feierlichen Übergabe des Zertifikates durch den Landesvorsitzenden NRW des Kneipp-Bundes, Ulrich Kalwei, hat sich die dreifache Mutter ins Zeug gelegt. Die Übergabe von Zertifikat und Plakette, hat sie mit einem großen Fest als Dankeschön an alle Menschen verbunden, die sie in den 15 Jahren ihrer Tätigkeit begleitet und unterstützt haben. Neben Märchenerzählerin, Kinderschminken und Barfußpfad im Garten, durften die Gäste einige Kneipp-Anwendungen einmal selbst ausprobieren. Ehemalige und aktuelle Familien waren ebenso eingeladen, wie Mitarbeiter des Kindergartens in Schönau, die Tanja Larscheid bei fachlichen Fragen professionell mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Mitglieder des Kneipp-Vereins Dahlem standen ebenso auf der Gästeliste. Der Verein, der in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum feiert, unterstützte durch die wertvolle Zusammenarbeit mit der Tagesmutter den Erwerb des Zertifikates maßgeblich.

Branche zu Aufschwung verhelfen

Mit der Auszeichnung als erste Tagesmutter mit Kneippsiegel in NRW, soll für Tanja Larscheid aber noch lange nicht Schluss sein. Sie möchte die Gesundheits-Kultur wieder bekannter machen und zu einem neuen Aufschwung zu verhelfen. Deshalb hing sie dem ersten Seminar die Fortbildung zum »Kneipp-Mentor« an. »Ich kriege die Nase aber immer noch nicht voll«, meint Larscheid. Ihr Wissen in Kursen an Kinder und Eltern weiterzugeben, schwebe ihr für die Zukunft vor. Darum steht in diesem Jahr noch die Ausbildung zum »Kneipp-Gesundheitstrainer« an, mit Schwerpunkt auf Methodik und Didaktik. Auch beim Kurgartenfest am 10. September, mit dem die Stadt Münstereifel das 50-jährige Jubiläum des Titels »Bad« feiert, wird sie vertreten sein. »Die Anwendungen sind nicht nur etwas für Alte und Kranke«, betont sie. »Kneippen kann jeder, dafür habe ich mit den Kindern den Beweis.«


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