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Bürgermeister kritisieren Alleingang des Bistums

»Eine solche Vorgehensweise bei Neugründung einer Schule ist mit den Regeln eines offenen Diskurses über deren Erfordernis und ihre Folgen schwerlich vereinbar« - mit diesen deutlichen Worten reagierten die fünf Bürgermeister der Kommunen Schleiden, Hellenthal, Dahlem, Nettersheim und Blankenheim auf die Ankündigung, dass es zum neuen Schuljahr in Schleiden die neue Bischöfliche Clara-Fey-Realschule geben soll.
Die Bürgermeister Udo Meister (v.li.), Rolf Hartmann und Rudolf Westerburg redeten Klartext: Sie bemängelten, dass die Pläne zur Gründung einer neuen Realschule nicht öffentlich diskutiert wurden, sondern man erst durch die Presse davon erfahren habe. mn-Foto

Die Bürgermeister Udo Meister (v.li.), Rolf Hartmann und Rudolf Westerburg redeten Klartext: Sie bemängelten, dass die Pläne zur Gründung einer neuen Realschule nicht öffentlich diskutiert wurden, sondern man erst durch die Presse davon erfahren habe. mn-Foto

Besonders verärgert war man darüber, im Vorfeld nicht über die Pläne unterrichtet worden zu sein. »Alles, was wir über die neue Schule wissen, mussten wir der Presse entnehmen«, so Schleidens Bürgermeister Udo Meister. Nach Ansicht der fünf Bürgermeister besteht für eine neue Schule angesichts der rückläufigen Schülerzahlen keinerlei Bedarf, die Schulgründung führe nur zu einer Umverteilung der vorhandenen Schüler auf eine weitere Schule. »Um auch in 20 bis 25 Jahren im Südkreis ein umfassendes Schulangebot unterbreiten zu können, muss die gesamte Region zusammenarbeiten«, so Udo Meister. In diese Kooperation habe man auch das Bistum einbinden wollen. Noch im April hätten in Schleiden dahingehende Gespräche stattgefunden. Meister: »Jetzt aber fährt das Bistum die Ellbogen aus und eröffnet aus wirtschaftlichen Gründen eine neue Schule.« Die trete in Konkurrenz zum bestehenden Schulangebot, ohne eine besondere didaktische Ausrichtung zu verfolgen.

Unstatthaft

Verärgert sind die Bürgermeister auch über das Verfahren. Nach einem Schreiben des Bistums ist laut Udo Meister »ein einzügiger Realschulzweig beantragt, der einen Zug des Gymnasiums ersetzen soll«. »Bei einem öffentlichen Schülträger«, so Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg, »wäre eine solche Vorgehensweise zur Schulneugründung unstatthaft und gesetzeswidrig«. Es müssten ein Schulentwicklungsplan und eine Bedürfnisprüfung erstellt werden. »Vor allem aber«, so Blankenheims Bürgermeister Rolf Hartmann, »müssten die benachbarten Schulträger beteiligt und angehört werden.« Das sei im Fall der Clara-Fey-Realschule nicht erfolgt. Auch wenn die Gründung formal den Regularien einer konfessionellen Ersatzschule entspräche, »hätten wir uns als Bürgermeister gewünscht, dass das Bistum Aachen sich - wie jeder andere Schulträger - der öffentlichen Diskussion gestellt und den gleichen Regeln unterworfen hätte.«

Bedenklich

Für »bedenklich« halten es die Bürgermeister, dass die Priviligierung privater Schulträger zu einer Beeinträchtigung der gewachsenen Schullandschaft in der Region führen könne und das Land dieses zu 87 bzw. 94 Prozent auch noch als Kostenbeitrag zur neue Schule finanziere. »Auf der anderen Seite«, so Meister, »investieren die Kommune Millionenbeträge, um ein attraktives Schulangebot in der Region halten zu können.« Die Bürgermeister hoffen nun auf ein moderiertes Vorgehen unter der Federführung der Bezirksregierung Köln. Denn noch sei die neue Schule nicht genehmigt. Daher sei es »besonders befremdlich«, dass bereits jetzt nachdrücklich um Schüler für die neue Realschule geworben würde.

Solidargemeinschaft

»Man kann nicht die Angebote der Solidargemeinschaft in Anspruch nehmen und sich auf der anderen Seite so wenig kooperativ zeigen«, brachte der Blankenheimer Bürgermeister Rolf Hartmann einen weiteren Aspekt in die Diskussion ein - die Kosten für den Schülertransport. Der wird nämlich von den Kommunen bezahlt. »Und bislang«, so Hartmann, »hat keiner von uns je daran gedacht, den Transport zu Ersatzschulen nicht zu garantieren - weil wir eben den Familien die Entscheidung über die Wahl der Schule überlassen wollen.« Verschnupft zeigten sich die Bürgermeister auch, weil man noch im Juli mit dem Aachener Weihbischof Karl Borsch zusammengetroffen ist. »Bei diesem Treffen«, so Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg, »ist auch über die Schulsituation gesprochen worden und der Weihbischof hat sich ausdrücklich für die Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems stark gemacht. Die Gründung der Bischöflichen Clara-Fey-Realschule hat er mit keinem Wort erwähnt.«


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