Seitenlogo
mn

Schoeller Werk kündigt Stellenabbau an

„Damit wir weiter am Standort Hellenthal zu wettbewerbsfähigen Konditionen produzieren können, müssen wir ab dem Jahr 2020 voraussichtlich bis zu 25 Prozent des Personals abbauen“, gab jetzt Frank Poschen, Geschäftsführer der Schoeller Werk GmbH & Co. KG, in einer Pressemitteilung bekannt. In erster Linie solle dieses über eine natürliche Fluktuation erreicht werden. Der darüber hinaus gehende Stellenabbau erfolge sozialverträglich und in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat. Zudem plant das Unternehmen Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe.
Frank Poschen, Geschäftsführer der Schoeller Werk GmbH & Co. KG, stellte in einer Presseerklärung das neue Zukunftskonzept des Unternehmens in Hellenthal vor, das auch ab 2020 einen Stellenabbau vorsieht. Foto: Schoeller Werk

Frank Poschen, Geschäftsführer der Schoeller Werk GmbH & Co. KG, stellte in einer Presseerklärung das neue Zukunftskonzept des Unternehmens in Hellenthal vor, das auch ab 2020 einen Stellenabbau vorsieht. Foto: Schoeller Werk

Derzeit beschäftigt das Familienunternehmen nach eigenen Angaben rund 1.000 Mitarbeiter am Standort Hellenthal. Von dem Stellenabbau wären somit rund 250 Beschäftigte betroffen. Mit ihm soll eine Senkung der Personalkosten erreicht werden - Teil eines Zukunftsprogramms, welches das Unternehmen am Freitag, 29. März, auch den Mitarbeitern vorgestellt hat.

"Zukunftsbeitrag der Belegschaft"

Kern dieses Zukunftskonzepts, so heißt es in der Pressemitteilung, seien umfangreiche Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung sowie die Erschließung neuer Märkte. Das Familienunternehmen bekenne sich zum Standort Hellenthal - "aber nicht um jeden Preis." Frank Poschen: „Um die Produktion und die verbleibenden Arbeitsplätze hier in Hellenthal langfristig zu sichern, ist auch ein Zukunftsbeitrag der Belegschaft erforderlich.“ Man werde schon in Kürze entsprechende Gespräche mit Betriebsrat und IG Metall aufnehmen, um einen entsprechenden Zukunftsvertrag auszuarbeiten. Poschen ergänzte: „Dies ist die Voraussetzung für eine Umsetzung des Zukunftsprogramms hier in Hellenthal. Aber ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird.“

Zunehmender Preiswettbewerb

Laut Poschen sei das Schoeller Werk "nach wie vor ein in der Herstellung von Edelstahlrohren führendes Unternehmen mit erstklassigen Produkten und ausgezeichneter Reputation. Aber wie bei jedem erfolgreichen Unternehmen sind auch bei uns von Zeit zu Zeit geeignete Maßnahmen erforderlich, um die Marktposition zu sichern und auszubauen. Insbesondere müssen wir unsere Ertragslage nachhaltig verbessern, um erforderliche Investitionen tätigen zu können.“ Der Markt für längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre sei im Mengengeschäft von einem zunehmenden Preiswettbewerb gekennzeichnet.

Produktivität erhöhen

Um trotzdem noch auskömmliche Erträge zu erwirtschaften, will das Schoeller Werk die Produktivität am Standort in Hellenthal erhöhen: „Ziel ist es, den Materialfluss in der Produktion zu verbessern und die Prozess- und Logistikkosten zu senken“, erläuterte Poschen. „Dies soll in erster Linie durch eine materialflussoptimierte Werksstruktur und ein effizientes Prozesslayout erzielt werden. Zudem werden wir durch Standardisierung, Automatisierung und Digitalisierung die Wirtschaftlichkeit steigern.“

Investitionen in Millionenhöhe

Bisherige Analysen hätten gezeigt, dass die Durchlaufzeiten in der Produktion und der Logistikaufwand zu hoch sind. Poschen: „Unsere Produkte sind nach wie vor erstklassig, unsere Produktionsabläufe bislang noch nicht.“ Künftig solle die Herstellung der Edelstahlrohre in deutlich effizienteren Produktionsprozessen erfolgen. Zur Umsetzung sind Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe geplant. Gleichzeitig will die Schoeller Werk GmbH & Co. KG ihren Vorsprung als Spezialist für die Herstellung von geschweißten und gezogenen Edelstahlrohren in Premiumqualität ausbauen, um eine langfristig stabile Umsatz- und Ertragsbasis zu sichern. Dazu wird das Unternehmen zunehmend seine technologische Kompetenz einsetzen, um etwa im Rahmen von Entwicklungspartnerschaften Lösungen für individuelle Kundenanforderungen zu entwickeln. „Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden uns als Innovationsführer und Lösungsanbieter in Anspruch nehmen, der ihre Ideen versteht und intelligent umsetzt.“

Weiterentwicklung des Portfolio

Zusätzlich soll in den kommenden Jahren das Produktportfolio weiterentwickelt werden. „Unsere Zielmärkte verändern sich, also müssen wir auch unser Angebot weiterentwickeln“, so Frank Poschen. „Gleichzeitig wollen wir neue Zielbranchen erschließen, um langfristig eine stabile Umsatz- und Ertragsbasis zu sichern.“ Die Automotive-Industrie werde auch künftig zu den Kernbranchen der Schoeller Werk GmbH & Co. KG gehören. Zudem will das Unternehmen neue Märkte im Bereich der industriellen Anwendung erschließen. Das Schoeller Werk sei schon heute unter anderem in den Bereichen der Elektro-, Mess- und Regeltechnik, Energie-, Kälte- und Klimatechnik, Medizintechnik sowie in der Nahrungsmittelindustrie tätig. Grundlage des Zukunftskonzeptes sei die Entwicklung eines neuen, ganzheitlichen Produktionskonzeptes, das mit einer detaillierten Werksstrukturanalyse im April beginne. Das Feinkonzept solle bis September abgeschlossen sein und in konkreten operativen Maßnahmen münden.

Das sagt der Betriebsrat

  • »Wir sind bitter enttäuscht über die Vorgehensweise der Geschäftsführung«, sagt Heinz-Bert Weimbs als Vorsitzender des Schoeller Betriebsrates. Die Belegschaft sei nahezu zeitgleich mit der Presse über die umfangreichen Stellenstreichungen informiert worden. Mit dieser Vorgehensweise werde unter den Mitarbeitern im Unternehmen die Angst geschürt.
  • Nach Auffassung des Betriebsrates sei Schoeller, sollte die Konjunktur nicht vollständig zusammenbrechen, technologisch gar nicht in der Lage, auf 250 Mitarbeiter zu verzichten. Verhandlungen über einen sozialverträglichen Stellenabbau seien zurzeit kaum möglich, weil es seitens der Geschäftsführung überhaupt kein Konzept gebe.
  • Heinz-Bert Weimbs: »Es ist ja nicht so, dass wir die Probleme nicht sehen. Wir sind bereit, konstruktive Gespräche zu führen. An der jetzigen Situation des Unternehmens sind sicher nicht alleine der Markt oder die fleißigen Mitarbeiter schuld …«
  • Der Tarifvertrag sei bis auf kleine Nuancen nicht verhandelbar. 


Meistgelesen