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Kneipenlegenden gehen

Josef und Marietta Metternich gehen nach 45 gemeinsamen Jahren als Gastwirte in den Ruhestand. Unter anderem leiteten sie die Kölner Kult-Gaststätte "Thiebolds Eck".
Josef und Marietta Metternich haben 45 Jahre lang zusammen in der Gastronomie gearbeitet. Der Abschied vom Beruf fällt den beiden nicht ganz leicht. Foto: Tim Nolden

Josef und Marietta Metternich haben 45 Jahre lang zusammen in der Gastronomie gearbeitet. Der Abschied vom Beruf fällt den beiden nicht ganz leicht. Foto: Tim Nolden

 Im Januar 1974 übernahmen Josef und Marietta Metternich ihre erste Kneipe - den Eifeler Hof in Roggendorf. »Ich habe das Hobby zum Beruf gemacht«, sagt Josef Metternich. Seine Mutter arbeitete zuvor als Kellnerin in der Kneipe und auch Metternich half dort regelmäßig aus. Ein Job, der ihm damals wie heute großen Spaß macht. »Ich habe immer gesagt - ich darf arbeiten gehen«, lacht er. Frust mit der Arbeit kannten die Eheleute beide nicht.  
 Im November 1980 dann konnten die beiden sich einen großen Traum erfüllen: Sie übernahmen eine Gaststätte in Köln. Ein mutiger Schritt - schließlich lief die Gaststätte in Roggendorf gut. Wenn das Schicksal einem so eine Chance bietet, so sind sich die Metternichs einig, dann muss man sie ergreifen. Eine Entscheidung, die sie nie bereut haben.
Oberbürgermeister saß an der Theke
»Aus dieser Zeit könnte man ein Buch schreiben«, erzählt Marietta Metternich. Viel hat sie erlebt im »Thiebolds Eck« in der Nähe des Neumarktes. Die Kneipe ist in Köln bekannt und auch Josef  Metternich ist den Gästen im Gedächtnis geblieben. Ob der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Norbert Burger, die Profis des KEC  oder die Männer von der Müllabfuhr – jeder durfte an seiner Theke in Ruhe sein Bier trinken.
»Darauf hat er immer Wert gelegt«, betont Marietta Metternich. Wenn jemand mit dem Bürgermeister über politische Themen diskutieren wollte, ging Josef Metternich dazwischen - an seiner Theke hatte jeder eine Auszeit.
»Das war eine große Familie«, erinnert sich Metternich an die Gemeinschaft, die er mit seinen Gäste pflegte. Sein Credo: Man muss für die Leute da sein, ein offenes Ohr haben.
»Man muss Menschen mögen - auch wenn sie mal schlecht drauf sind«, so Metternich. So versteht er seinen Job bis heute und hat damit großen Erfolg. Sowohl bei den Alten wie auch bei den Jungen.
»Die jungen Leute sind in Ordnung«, betont der Kneipier, der für sich in Anspruch nimmt, auch mal ein strenges Wort zu sprechen. »Die kriegen bei mir nur einen Schnaps und dann ist Schluss - aber sie kommen wieder«, sagt er.  Die Metternichs sind keine Gastwirte, denen es nur darauf ankommt, an ihren Gäste zu verdienen. Die Gemeinsamkeit und der gegenseitige Respekt sind für sie ebenso Lohn.
Zum zweiten Mal in den Ruhestand
Zu Metternichs eisernen Regeln gehört auch, dass er selber keinen Alkohol trinkt. »Sonst kann man das überhaupt nicht schaffen«, betont er. Schließlich stand er bis zu 15 Stunden täglich hinter der Theke.
Das Thiebolds Eck musste Metternich wegen Krankheit aufgeben und kehrte dann nach Mechernich zurück, wo er eine weitere Kneipe erfolgreich führte. Schließlich kam der Moment, an dem die Metternichs in den Ruhestand gingen. Das hielt sieben Monate, danach übernahmen sie wieder eine Kneipe. Die Gemeinschaft fehlte ihnen einfach. Nun allerdings, so beschwört er - ist endgültig Schluss - schließlich kann seine Frau seit einem Jahr kaum noch mitarbeiten und alleine will Metternich auch nicht weitermachen. Seine letzte Station, das »Schneiders Eck« in Urft, wird zum Monatswechsel von einer ehemaligen Mitarbeiterin übernommen. »Wir sind froh, dass die Tradition der Gaststätte fortgeführt wird«, sagt Metternich.


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