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Einkaufsverhalten der Bürger untersucht

Der Appell vom Schleidener Bürgermeister Ingo Pfennings war eindeutig: »Kaufen Sie regional, unterstützen Sie die Einzelhändler vor Ort, helfen Sie, Arbeitsplätze zu sichern und unsere Innenstädte attraktiv zu halten.«
In Gemünd wurde der Frage nachgegangen, wie die Nahversorgung im ländlichen Raum gesichert werden kann. Dazu wurden 500 Bürger aus fünf Kommunen befragt. mn-Fotos/Collage

In Gemünd wurde der Frage nachgegangen, wie die Nahversorgung im ländlichen Raum gesichert werden kann. Dazu wurden 500 Bürger aus fünf Kommunen befragt. mn-Fotos/Collage

Womit man dann mitten drin war im Regionaldialog »Digitalisierung und Onlinehandel«, zu dem eine stattliche Anzahl von Menschen in den Gemünder Kursaal gekommen waren. Im Kern geht es bei diesem Dialog um die Tatsache, dass der Einzelhandel in ländlichen Räumen vor großen Herausforderungen steht. Digitalisierung und Onlinehandel machen zu schaffen und werden oft als Konkurrenz ausgemacht.

500 Bürger wurden befragt

Mit dem Projekt des NRW-Wirtschaftsministeriums soll untersucht werden, welche Chancen und Risiken der Onlinehandel für den ländlichen Raum bietet. Wissenschaftler der Universität Bonn, der TU Dortmund und des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) untersuchten, wie die Nahversorgung im ländlichen Raum gesichert werden kann. So wurden im Herbst 2019 in den fünf Kommunen Schleiden, Hellenthal, Kall, Dahlem und Blankenheim insgesamt 500 Bürger zu ihrem Einkaufsverhalten befragt.

Ergebnisse vorgestellt

Die Ergebnisse wurden von Prof. Dr. Claus-C. Wiegandt von der Universität Bonn vorgestellt und lieferten teils überraschende Ergebnisse. Nicht überraschend war die Tatsache, dass der Onlinehandel weit verbreitet ist. 35 Prozent der Bürger tätigen mindestens jeden dritten Einkauf im Netz. Dazu zählen allerdings keine Lebensmittel. Die werden zu 99 Prozent vor Ort eingekauft. Während man dazu auch in umliegende Orte fährt, decken sich die Bürger in der Gemeinde Kall komplett in der eigenen Kommune mit Lebensmitteln ein - ein absoluter Spitzenwert.

Onlinekauf weit verbreitet

Ganz anders sieht das bei Büchern, Elektronik oder auch bei der Bekleidung aus. In diesen Sparten ist der Onlinekauf weit verbreitet. In Blankenheim etwa gaben neun von 100 Personen an, Kleidung ausschließlich über das Internet zu beziehen. Im Stadtgebiet Schleiden wird sie vorwiegend vor Ort gekauft. Tatsächlich nehmen die Bürger bei der Bekleidung auch weitere Wege in die Kreisstadt Euskirchen oder nach Köln in Kauf. Im Gegensatz zum Hochsauerlandkreis und dem Kreis Höxter, wo ähnliche Befragungen durchgeführt wurden, scheint den Bürgern im Kreis Euskirchen teilweise das Ambiente zu fehlen. Als Motiv für den Einkauf beim stationären Handel gaben 61 Prozent das Einkaufserlebnis und 74 Prozent die Atmosphäre am Einkaufsort als Grund an. In den beiden anderen Kreisen lagen die Zahlen wesentlich höher.

Attraktivität der Stadtzentren

Und warum besuchen die Menschen die Stadtzentren? Hier zeigt sich, dass nicht alleine der Einzelhandel die Attraktivität ausmacht. Vielmehr spielen Erledigungen, Arztbesuche und die Gastronmie teilweise eine noch größere Rolle. Wenig überraschend ist, dass Einkaufen im Internet bei der jüngeren Generation sehr weit verbreitet ist. Das gilt auch für das Einkommen. Je mehr verdient wird, desto häufiger erfolgt der Einkauf online. Auf Grundlage der Untersuchung sollen nun Strategien entwickelt werden, mit denen online nicht nur Fluch, sondern auch Segen für den Einzelhandel werden kann. Einige Ideen dazu wurden bereits am Abend in Arbeitsgruppen entwickelt.


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