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In Weilerswist will man Bürgerängsten mit Dialog begegnen

Die Stimmung in Vernich ist aufgeheizt. Seit im Dezember letzten Jahres eine Flüchtlingsunterkunft in der Tomberghalle eingerichtet wurde, mehren sich die Sorgen der Bürger. Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst bekam Anrufe, E-Mails, persönliche Besuche – und auch in den sozialen Netzwerken wurde heftig diskutiert. Dabei vermischten sich Fakten und Gerüchte.

»Es hat sich immer weiter hochgeschaukelt«, so Horst. Deshalb veranstaltete die Gemeinde jetzt einen Informationsabend in der Sportlerklause an der Halle - mit dabei der Gründer der Facebook-Gruppe »Weilerswister Politik«, Matthias Müller. Er hatte die Gruppe gegründet, um politische Diskussionen zu bündeln und verdeutlichte nun, dass die Gerüchte vor allem dann entstünden, wenn die Bürger auf ihre Fragen keine Antworten bekämen. »Aus einer Fragestellung wird dann häufig geschlossen, dass das jetzt eben so ist«, sagte der Administrator. So hätten viele Bürger gehört, in der Tomberghalle seien die Härtefälle unter den Flüchtlingen untergebracht. Der Weilerswister Beigeordnete René Strotkötter betonte, dass das nicht der Fall sei. In der Gemeinde Weilerswist gäbe es sehr wenige Flüchtlinge, die auffällig geworden seien – drei von 347 Flüchtlingen insgesamt - und das auch nur im Streit untereinander. Weil die Unterkunft am Bahnhof Derkum zurzeit saniert wird, seien ein paar dieser Flüchtlinge nun in der Tomberghalle untergebracht worden, darunter auch einige der auffällig gewordenen. Die Sorgen mancher Vernicher Bürger sind groß. Ein Vater zweier Töchter betonte, er habe Angst um seine Kinder. Auch eine anwesende Mutter wollte von der Bürgermeisterin wissen, ob sie dafür garantieren könne, dass ihren Kindern nichts passieren würde. Dabei bezogen sie sich auch auf die Silvesternacht in Köln. Das Bild habe sich danach um 180 Grad gedreht, so ein anwesender Bürger. Diese Entwicklungen gehen auch nicht spurlos an den Flüchtlingen vorbei. Das weiß Dona Al-Hardan, die seit November als Integrationsbeauftragte von Weilerswist tätig ist. »Nach der Silvesternacht gab es Ängste auf Seiten der Flüchtlinge«, erklärte sie. Die Menschen hätten nicht mehr gewusst, wie sie sich gegenüber den Einheimischen verhalten sollten. »Unsere Flüchtlinge waren auch dabei, als Blumen an die Frauen am Kölner Bahnhof verteilt wurden«, sagte Al-Hardan. Mit der Geste wollten die Männer deutlich machen, dass sie die Vorfälle der Silvesternacht verurteilen. Die Antwort auf die Ängste der Bürger sieht die Verwaltung darin, die Bürger und die Flüchtlinge zusammen zu bringen. Ein Begegnungscafé in der Tomberghalle wolle man veranstalten. »Damit die Bürger sehen, dass ihnen da ein Mensch aus Fleisch und Blut mit eigener Geschichte gegenübersitzt«, erklärte die Bürgermeisterin. »Das war das erste Mal, dass wir in den Dialog getreten sind«, sagte Müller. In Zukunft, so habe er sich mit der Bürgermeisterin verständigt, wolle er die Fragen aus der Gruppe regelmäßig an sie weiterleiten, damit sie Antworten geben kann und die Gerüchteküche nicht mehr so hochkocht. (TN)


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