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Von Petra Grebe

Bombe erfolgreich entschärft

Als ob die Corona-Krise nicht schon genug wäre: Am Freitag, 20. März, wurde auf dem Klinikgelände der Fachklinik Marienborn in Zülpich-Hoven bei Bauarbeiten eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Schnell waren sich alle Beteiligten einig, dass die Bombe trotz der derzeitigen Krise entschärft werden musste.

Am Montagmorgen, 23. März, wurde die Evakuierung von rund 650 Personen – rund 400 Patienten und Bewohner der verschiedenen Einrichtungen der Fachklinik Marienborn und rund 250 Einwohner des Ortsteiles - abgeschlossen. Die Evakuierung wurde unter Einhaltung der Infektionsschutzvorkehrungen, der Abstandsregelungen, Bereitstellung der notwendigen Schutzausrüstung sowie der Anwesenheit von ausreichendem medizinischem Fachpersonal durchgeführt – eine große Herausforderung in diesen Zeiten.

Schwierige Trennung am Zünder

Ein Evakuierungsbereich von 300 Metern rund um den Bombenfundort wurde festgelegt und abgesperrt. Um 11 Uhr machten sich die vier Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf rund um Truppenführer Reinhard Dohmen daran, die Bombe zu entschärfen. Etwas schwierig sei die Trennung am Zünder gewesen, erklärte Dohmen nach der Entschärfung. Es sei eine amerikanische Standard-Bombe gewesen, wie sie im Zweiten Weltkrieg in Massen abgeworfen worden seien. Die Zahl der Bomben, die er schon entschärft habe, könne er nicht mehr zählen, „ich bin seit 1989 dabei und jedes Jahr finden wir 70 bis 90 Bomben im Regierungsbezirk“.

Voll intakt

Die Zünder der Bombe waren noch voll intakt, „das Material ist stark“, wie Dohmen erklärte. Trotz großer Erfahrung ist für die Experten des Kampfmittelräumdienstes jede Situation neu. Hat der Baggerfahrer die Bombe bewegt, was passiert mit der Bombe durch die Freilegung, wenn sie von der Sonne beschienen wird – Fragen, die sich unweigerlich für die Sprengexperten stellen. Ungefährlich sind die Bomben nicht, auch wenn es Blindgänger aus Kriegszeiten sind. Schließlich sind die Zünder noch intakt. Die Bombe in Hoven beinhaltet rund 130 kg Sprengstoff. Würde die Bombe explodieren, verteile sich der Inhalt mit einer Geschwindigkeit von 6000 bis 8000 Metern in der Sekunde, erklärte Dohmen, das Gebäude wäre nicht mehr bewohnbar gewesen, Splitter bis zu 800 Meter weit geflogen.

Dank von Bürgermeister Ulf Hürtgen

Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen bedankte sich ausdrücklich beim Kampfmittelbeseitigungsdienst und allen Helfern, „der Einsatz verlief vorbildlich“. Rund 140 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften waren im Einsatz. Im Forum warteten evakuierte Bewohner auf die Nachricht, dass sie wieder in ihre Häuser können. Hürtgen verkündete dort die gute Nachricht der Entschärfung – unter dem Applaus der Bürger.

Große Herausforderung

Für die Klinik stellte die Bombenentschärfung eine große Herausforderung dar. Mit Hilfe des Deutschen Roten Kreuzes waren einige der Patienten in umliegende Kliniken in Düren, Köln und Bonn gebracht worden, der größte Teil blieb in Zülpich und wurde in der Hauptschule – jeder Patient in einem eigenen Raum – untergebracht. Dort hätten sie Visiten und Therapien durchgeführt, sagte die ärztliche Direktorin Dr. med Sara Doris Bienentreu. Die Ergotherapeuten hätten in der Schule ihre Arbeit durchgeführt, die Physiotherapeuten boten auf dem Schulhof Sport an. „Viele Patienten hatten Angst“, berichtete Bienentreu. So eine Nachricht in der derzeitigen Corona-Krise belaste psychisch kranke Menschen noch mehr als andere. Die Bauarbeiten sollen zeitnah wieder aufgenommen werden.


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