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Die Hoteliers stehen im Regen

Die Gemütslage der Hoteliers in der Vulkaneifel ist mau. Aber sie schauen nach vorne. Von der Politik sind sie allerdings enttäuscht.
Die Hoteliers hoffen, dass bald die sprichwörtliche Sonne wieder scheint. Momentan fühlen sie sich aber von der Politik im Regen stehen gelassen. Symbolfoto: Dominik Ketz

Die Hoteliers hoffen, dass bald die sprichwörtliche Sonne wieder scheint. Momentan fühlen sie sich aber von der Politik im Regen stehen gelassen. Symbolfoto: Dominik Ketz

Mallorca gilt nicht mehr als Risikogebiet, die Reisebuchungen auf die Balearen schießen seitdem in die Höhe, die Fluggesellschaften wollen die Anzahl der Flüge wieder zu erhöhen. Währenddessen herrscht in den Hotels der Vulkaneifel weiterhin Stille. Nahezu unisono als "Schlag ins Gesicht" und als "Backpfeife" empfinden Ruud Zillig, Direktor des Hotels "Augustinerkloster" in Hillesheim, und Sebastian Krolik, Mitinhaber des "Landhotel Müller" in Gemünden, die Mallorca-Nachrichten. Auch Hubert Drayer, Geschäftsführer des "Michels Wohlfühlhotel" in Schalkenmehren, empfindet es als "Witz". Desillusioniert sind sie. Trotzdem schauen sie optimistisch in die Zukunft. In die Konferenz der Ministerpräsidenten und der Bundeskanzlerin kommende Woche, in der der Tourismus auf der Tagesordnung stehen soll, setzt hier trotzdem niemand Hoffnungen. Zu wenig ist bislang für die angeschlagene Branche geschehen. An eine schnelle Öffnung der Hotels glaubt niemand. "Ich tippe, dass wir in den Osterferien noch geschlossen bleiben"; schätzt Zillig. Im "Landhotel Müller" geht man von einer Öffnung im Mai aus. "Erwartungen habe ich da schon gar keine mehr", sagt Krolik: "Es taucht ja nächste Woche nicht plötzlich jemand auf, der die Lösung hat." Die Politik zeige keine klare Strategie auf. "Man hat den Eindruck: Wir machen jetzt mal eine Kleinigkeit, damit die die Klappe halten", wirft er der Politik vor. Erwartungen an die Politik hegt auch Zillig nicht mehr. "Sonntags hört man schon die Beschlussvorschläge für die Ministerpräsidentenkonferenz und der erste Ministerpräsident sagt, dass er nicht mitzieht. Dann werden die Beschlüsse geändert. Und spätestens Dienstagmorgen hört man, dass es doch alles ganz anders gemacht wird", moniert er. Viele Versprechungen führt darauf zurück, dass sich jeder mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl bestmöglich präsentieren möchte. "Insgesamt haben wir schon neun Monate geschlossen", so Zillig. Jeder Tag sei ein Kampf ums Überleben. "Es ist ein unbefriedigender Zustand in Lauerstellung", bestätigt Drayer. Weihnachten, Silvester und Karneval geschlossen. "Das ist sehr belastend, finanziell und nervlich", sagt er und sorgt sich auch um seine Mitarbeiter, die seit Monaten zu Hause bleiben: "Die machen sich langsam Gedanken, ob sie noch im richtigen Job sind. Ihnen fehlt viel: Kontakte, Trinkgelder, Zuschläge." Abwanderungen von Mitarbeitern seien die größte Sorge der Hoteliers in der Eifel, sagt auch Klaus Schäfer, Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH. Alle rechnen mit einer guten Buchungslage, sobald sie wieder öffnen dürfen. "Und dann stehen wir ohne Mitarbeiter da", sagt Schäfer. Zudem wolle man den Mitarbeitern ja eine Perspektive bieten. Es gehe um rund 30.000 Arbeitsplätze in der gesamten Eifel. Zwar stocke das Hotel das Kurzarbeitergeld auf, doch irgendwann seien die finanziellen Rücklagen aufgebraucht, sagt Drayer. "Insolvenzgefahr besteht bei uns aber nicht. Die Hilfen waren ganz gut und wir kommen zurecht", sagt Drayer. Wichtig sei, zügig zu impfen. Ein Konzept mit Testungen jedes Gastes und Mitarbeiters sei nicht durchführbar. "Es wäre schön, eine Perspektive zu haben mit Konzepten wie im letzten Sommer", sagt Drayer. Auch bei Sebastian Krolik macht sich ein Gefühl der Perspektivlosigkeit breit: "Die Gemütslage ist am Boden, es ist keine Motivation da." Auf die Zukunft des Landhotels blickt er dennoch positiv: "Wir sind hier und wir bleiben hier." Ähnlich sieht Zillig: "Wichtig ist die Selbstmotivation". So hat das "Augustinerkloster" in der Zwischenzeit in die Digitalisierung investiert. Die Zukunft des Vulkaneifel-Tourismus sieht Zillig positiv. Die ersten beiden Wochen nach der Öffnung würden sicher schleppend laufen, doch danach kämen viele Besucher und würden finden, was sie momentan suchen: "Grün, Wiesen, Weite, wenige Menschen, nette kleine Dörfchen." Ab Montag ist es - abhängig von den Inzidenzwerten -gemäß dem vierten Schritt der Lockerungsstufen die Öffnung der Außengastronomie möglich. Das hat am Freitag das rheinland-pfälzische "Corona-Kabinett" beschlossen. Doch auch hier hält sich die Begeisterung der Hoteliers in Grenzen. Mit Blick auf die jahreszeitentypischen Temperaturen in der Eifel und die fehlenden Touristen können die hiesigen Hoteliers darüber nur den Kopf schütteln. "Wie viele Dauner sollen denn bei zehn Grad wie viele Betriebe besuchen?", fragt Krolik. Das sei zwar besser als gar nichts, rechne sich aber betriebswirtschaftlich nicht. "Wir werden zwar öffnen, aber nicht schon am Montag", sagt Zillig. Klaus Schäfer hofft, dass die Außengastronomie zu Ostern geöffnet sein darf. "Die Gäste kommen dann sowieso in die Eifel. Es macht keinen Sinn, wenn sie dann in die Supermärkte geschickt werden."


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