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"Keine Horrorszenarien verbreiten"

Das Impfzentrum in Hillesheim ist gut vorbereitet. Vulkaneifel-Landrat Heinz-Peter Thiel: "Kultur und Restaurantbesuche zu genießen, ist ohne Impfungen kaum möglich."

Der Sieben-Tage-Inzidenzwert im Vulkaneifelkreis befindet sich derzeit auf einer Berg- und Talfahrt. War er vom Ende der vorvergangenen Woche bis Mitte der vergangenen Woche stark gesunken, ist er seitdem wieder gestiegen. "Wir testen derzeit allerdings auch vermehrt", ordnete Dr. Volker Schneiders, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, diese Entwicklung beim wöchentlichen Jour Fixe der Kreisverwaltung ein: "Dadurch wird die Dunkelziffer enttarnt." Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Dunkelziffer vor allem infizierte Personen beinhaltet, die keine oder kaum Erkrankungssymptome zeigen. Ähnlich drückte es Schneiders aus: "Die Infektionen sind nicht alle dem Tode geweiht." Über das Wochenende wurden 17 neue Personen als positiv auf das Coronavirus getestet registriert. Diese stammen laut Schneiders aus einem einzigen Betrieb. Somit wächst die Zahl dieser Personen in der Vulkaneifel seit Beginn der Zählung auf 1.372 Personen. Aus der häuslichen Isolation/ Quarantäne wurden nach den Richtlinien des Robert-Koch-Institutes als genesen bislang insgesamt 1205 Personen entlassen. Aktuell gelten 112 Personen mit Wohnsitz im Landkreis als akut erkrankt. Davon befinden sich derzeit 14 Personen in stationärer Behandlung. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Vulkaneifel liegt heute bei 64,3. Schneiders mahnte allerdings in Richtung Politik, dass die Sieben-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuninfektionen in den letzten sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) nicht als alleiniger Maßstab für beschränkende Maßnahmen herangezogen werden dürfe. Schließlich seien wir mitten in der Pandemie - und somit bei einem Marathon und nicht bei einem Sprint. Ebenso warnte Schneiders, der britischen Virusmutation eine zu hohe Bedeutung beizumessen. Zwar steigt ihr Anteil an den Infektionen derzeit deutschlandweit. Studien zufolge sei sie aber nicht gefährlicher als die bisherige Variante des Coronavirus. Es sei zwar wichtig, sie zu beobachten, so Schneiders: "Sie sollte aber nicht dazu dienen, jeden Tag neue Horrorszenarien zu verbreiten." Er gehe davon aus, dass in drei bis vier Wochen niemand mehr über die Mutationen spreche. Allerdings müssten nun die Impfungen Fahrt aufnehmen. "Nach dem erlebten Impfstoffmangel gilt es jetzt, logistische Staus und pedantisches Handeln zu verhindern", forderte Schneiders. Das Impfzentrum in Hillesheim sei gut aufgestellt. Auch die niedergelassenen Arztpraxen müssten in die Impfungen einbezogen werden, forderte er. Jede Impfdosis, die zur Verfügung stehe, werde auch verimpft. "Es wäre eine Schande, wenn ein Impfstoff verfällt, wenn ein Termin abgesagt wird", sagte Schneiders. Deshalb gebe es Listen mit weiteren Impfberechtigten, die dann abtelefoniert werde. 190 bis 220 Impfungen könne man von dienstags bis samstags täglich verabreichen, ergänzte Impfkoordinator Dieter Schmitz. Die Kapazitäten könnten auf einen Zeitraum von acht bis 20 Uhr an sechs oder sieben Tagen wöchentlich hochgefahren werden. "Den Seniorenheimen haben die Impfenden teils schon den dritten Besuch abgestattet", so Schmitz. Ist der Impfstoff von AstraZeneca schlechter als der von Biontec? "Nein", sagt Schneiders: "Sie verhindern beide zuverlässig schwere Verläufe. AstraZeneca ist ein guter und sicherer Impfstoff." Eine Impfstoffwahl gebe es auch gar nicht, ergänzt Schmitz. Landrat Heinz-Peter Thiel erwartet Aufklärungskampagnen auf Bundes- und Landesebene, um die Akzeptanz gegenüber dem Impfstoff zu steigern. "Ich hoffe, dass man den Impfstoff als Chance auf Lockerungen sieht, wenn das Wetter wieder besser wird", sagt Thiel: "Kultur und Restaurantbesuche zu genießen, ist ohne Impfungen kaum möglich." Erfahrungen hat man im Vulkaneifelkreis vor allem mit dem Biontec-Wirkstoff gemacht. Impfreaktionen seien dabei durchaus aufgetreten. "Bei der ersten Impfung hatten Geimpfte Kopfschmerzen und Schmerzen an der Einstichstelle am Oberarm." Bei der zweiten Impfung seien über ein bis zwei Tage Glieder-, Kopf- und Muskelschmerzen aufgetreten. "Das sind aber gute Anzeichen, denn dann setzt sich der Körper mit dem Impfstoff auseinander", so Schneiders. Bei jüngeren Geimpften seien die Reaktionen eher aufgetreten, weil der Körper schneller reagiere.


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