Landrätin hält harten Lockdown für sinnvoll
Seit Samstag gilt im Landkreis Vulkaneifel eine tägliche Ausgangssperre zwischen 21 und 5 Uhr. Da die Sieben-Tage-Inzidenz seit vergangenen Montag konstant über 100 lag, musste die Kreisverwaltung eine neue Allgemeinverfügung einschließlich "Notbremse" erlassen. Erstmals darin enthalten: die Ausgangssperre. Bei der "Ü 100"-Allgemeinverfügung Anfang April hatte man sie noch ausgeklammert. Beim montäglichen Jour Fixe zwischen Kreisverwaltung und Medienvertretern hat sich Landrätin Julia Gieseking heute zu der Maßnahme geäußert: "Wir haben diesmal die komplette Musterverfügung des Landes umgesetzt. Das ist uns nicht leicht gefallen. Einerseits wollen die Menschen Orientierung und da sind bundesweit einheitliche Regeln gut. Andererseits kann man so nicht mehr individuell ins Infektionsgeschehen vor Ort eingreifen." Das sehe man an der Ausgangssperre. Es sei schließlich nicht so, dass die Menschen sich in der Vulkaneifel an Hotspots träfen. "Wir finden die Ausgangssperre im ländlichen Raum nicht verhältnismäßig", stellte sie klar: "Es ist zweifelhaft, ob dieser Eingriff in die Grundrechte gerechtfertigt ist." Dabei verwies sie auf uneinheitliche gerichtliche Entscheidungen. Das Verwaltungsgericht Mainz hatte der Klage eines Bürgers gegen die nächtliche Ausgangssperre in Mainz im Eilverfahren stattgegeben, eine gleiche lautende Klage als Eilantrag im Rhein-Hunsrück-Kreis hatte das Verwaltungsgericht Koblenz hingegen abgelehnt. Allerdings sprachen sich Gieseking und Dr. Volker Schneiders, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, für einen harten Lockdown aus. "Sonst kommen wir aus den hohen Zahlen nicht raus", so Schneiders. "Die Intensivmediziner schlagen Alarm", erklärte er mit Blick auf die knapp werdenden Intensivplätze in den Krankenhäusern - auch wenn der Vulkaneifelkreis und die Region noch gut aufgestellt sei. Im Dauner Krankenhaus sind aktuell zwei Intensivbetten durch Corona-Erkrankte belegt, von denen eine Person beatmet wird. Insgesamt werden sieben Personen stationär behandelt, vier von ihnen stammen aus dem Vulkaneifelkreis. Drei weitere Kreisbürger werden in Krankenhäusern außerhalb des Kreises behandelt. Seit dem gestrigen Sonntag hat das Kreisgesundheitsamt vier weitere bestätigte Neuinfektionen mit Corona gemeldet. Die Inzidenz fällt somit wieder unter 100 auf 94,05. Aktuell gelten 152 Personen im Landkreis als mit dem Coronavirus infiziert. "Das Infektionsgeschehen ist diffus und ploppt im gesamten Kreis vor allem in Privathaushalten auf", berichtet Schneiders. Die Krankheitssymptome sei aber nicht sehr hoch. Aufgrund von vereinzelten bestätigten Corona-Fällen kommt es zu Quarantänen in folgenden Einrichtungen:
- Grundschule Gillenfeld: Eine zweite Klasse ist durch einen positiven Coronafall betroffen. Insgesamt sind 18 Schüler und eine Lehrperson als enge Kontaktpersonen in Quarantäne. Sie sind bereits getestet und weisen ein negatives Testergebnis auf.
- Grund- und Realschule plus Gerolstein: In einer zehnten Klasse weisen zwei Kinder aus einer Familie ein positives Testergebnis auf. Insgesamt sind acht Schüler in Quarantäne, die bisher ein negatives Testergebnis aufweisen. Durch den Wechselunterricht ist die Gruppe der Jugendlichen, die als Kontaktpersonen gelten, gering.
- Grund- und Realschule plus Gerolstein. In der Klasse 6 sind neun Schüler aufgrund eines positiven Falls in Quarantäne, die Testergebnisse stehen noch aus.
- Kindergarten Oberstadtfeld: Aufgrund einer positiven Personen wurden 35 Kinder und fünf Erzieherinnen als enge Kontaktpersonen ermittelt und getestet. Die Ergebnisse stehen noch aus.
- Kindergarten Hallschlag: Hier wurden aufgrund einer positiven Person 31 Kinder und sechs Erzieherinnen als enge Kontaktpersonen getestet. Auch hier stehen die Ergebnisse aktuell noch aus.