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Landrat: Weniger Bürokratie bei Impfung

Der Landrat, der Leiter des Kreisgesundheitsamtes und der Impfkoordinator des Landkreises Vulkaneifel monieren, dass nicht so schnell geimpft wird, wie es möglich wäre.

Verärgert zeigten sich Landrat Heinz-Peter Thiel, der Leiter des Kreisgesundheitsamtes Dr. Volker Schneiders und der Impfkoordinator des Kreises Dieter Schmitz beim wöchentlichen Jour Fixe zum Wochenbeginn über die schleppenden Impfungen. Hier müsse Bürokratie abgebaut werden - das war der einhellige Tenor der Drei. Ende letzter Woche seien in Deutschland eine Million Impfdosen gelagert gewesen, für die aber noch keine Impftermine vergeben worden seien, so Thiel. Im Vulkaneifelkreis seien es 1.000 Dosen gewesen: "Wenn so weitergearbeitet wird wie heute, werden wir es in Deutschland in diesem Jahr nicht erleben, dass wir mit dem Impfen durch sind. Wir wären viel effizienter, wenn wir die Impftermine vor Ort vergeben könnten. Dann wäre schon ein Drittel der Bevölkerung im Kreis geimpft." Derzeit werden die Termine allerdings auf Landesebene vergeben. Auch die niedergelassenen Ärzte müssten schnellstmöglich ins Impfprozedere einbezogen werden, so Thiels und Schneiders Erwartung ans Land. "Damit kann man jetzt anfangen!", machte Schneiders klar. Schließlich hätten die Ärzte die Infrastruktur und das Wissen. Zudem dürfe mit steigenden Impfzahlen die Priorität der Impfberechtigten nicht mehr das bestimmende Kriterium sein, sagt Schneiders. Man müsse in eine Impfung der breiten Masse kommen. Das Impfzentrum des Kreises in Hillesheim verfüge über wesentlich größere Kapazitäten als momentan ausgeschöpft werden könnten. Eine Veränderung der Situation erwarten Thiel, Schneiders und Schmitz von den Schnelltests, die in Kürze kommen sollen. Durch die Ankündigung sei eine Erwartungshaltung geschürt worden, aber "das war wieder ein Schnellschuss aus Berlin", moniert Thiel. In Absprache mit Kreisfeuerwehrchef Harald Schmitz soll am Wochenende eine Strategie entwickelt werden, wie die Ortsvereine des Deutsche Rote Kreuzes (DRK) kostenlose Schnelltests auf den Parkplätzen vor ihren Unterkünften anbieten können. Geplant ist derzeit, dass die Ortsvereine dies abwechselnd montags, mittwochs und freitags von 16 bis 19 Uhr übernehmen. Wenn der genaue Plan steht, können die Ehrenamtler über eine Schnellerfassung geimpft werden. Bis dahin soll ihnen Schutzkleidung, -masken und -schilde zur Verfügung gestellt werden. "Das ist dafür ausreichend", so Thiel. Zudem soll es ein mobiles Angebot geben, das zum Beispiel vor Kulturveranstaltungen eingesetzt werden könnte. "Die Schnelltests sind ein Segen", so Schneiders: "In Altenheimen hat sich das bewährt. Das kann ein Weg aus dem Lockdown, vielleicht sogar hin zur Reisetätigkeit sein." Testbereit sei man in der Vulkaneifel wohl ab der kommenden Woche. Problem ist allerdings, dass das Land weder Zusagen noch Mengen der zur Verfügung stehenden Schnelltests bekannt gegeben hat. Insgesamt stünden deutschlandweit derzeit maximal nur 50 Millionen Tests zur Verfügung, so Thiel. Kostenpflichtige Tests würden bereits durch einige Apotheken, Ärzte, Pflegedienste usw. angeboten. "Es werden eine dritte, eine vierte, eine fünfte und eine sechste Welle kommen", sagte Schneiders: "Das ist der Lauf einer Pandemie." Aber ein Wechsel zwischen Lockerungen und Lockdown mache das für keinen berechenbarer. Deshalb müsse eine Strategie entwickelt werden, mit dem Corona-Virus zu leben. Ausmerzen könne man es nicht. "Und da können Inzidenzwerte alleine nicht der Marker für ein geordnetes Leben sein", betonte Schneiders. Die Entscheidungen müssten mehr an die Basis, an die Kapazität der Intensivbetten, gekoppelt werden. Die "AHA-Regeln" (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) werde man so schnell nicht los. Vor Ostern werde es wohl keine weitgehenden Lockerungen geben, vermutete Thiel und zog dazu die Aussagen von Intensivmedizinern heran. Landrat Thiel nahm beim Jour Fixe auch noch einmal Stellung zur medialen Berichterstattung über seine Impfung: "Es ging nicht darum, mich zu bevorteilen. Als Politiker würde ich mich sofort entschuldigen." Doch er habe sich nicht in seiner Funktion als Landrat impfen lassen, sondern als Leiter des zuständigen Geschäftsbereichs, der er als Landrat automatisch ist. Zu Gesprächen sei er mehrfach wöchentlich vor Ort im Impfzentrum. "Wir sind drei Kümmerer, die seit Monaten im Schützengraben liegen", so Thiel über sich, Schneiders und Schmitz: "Und irgendwann muss man sich entscheiden, ob man mit oder ohne Helm kämpft", erklärte er mit Blick auf die Schutzfunktion der Impfung. Vom Land sei es zudem vorgeschrieben, dass niemand ohne Impfung das Impfzentrum betrete, ergänzte Schmitz.


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