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Rentner gesteht Millionenbetrug

Über 1,6 Millionen Euro haben 38 Personen an einen 69-jährigen Dauner für Börsengeschäfte gezahlt. Das Geld ist weg, am ersten Verhandlungstag vor dem Koblenzer Landgericht gab es ein Teilgeständnis.
Der Angeklagte Frank H. (r., hier mit seinem Verteidiger), wurde am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht Koblenz vernommen. Foto: Woltmann

Der Angeklagte Frank H. (r., hier mit seinem Verteidiger), wurde am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht Koblenz vernommen. Foto: Woltmann

Mit grauem Vollbart und dicker Daunenjacke saß am gestrigen Dienstag Frank H. (Name von der Redaktion geändert) auf der Anklagebank des Landgericht Koblenz. Er wirkt wie ein typischer Rentner, doch soll es sich bei ihm um einen mutmaßlichen Millionenbetrüger handeln. Das Geld, das der Dauner von privaten Investoren für Spekulationsgeschäfte erhalten hat, soll er hauptsächlich dazu genutzt haben, um seinen privaten Lebensstil zu finanzieren, den Rest soll er bei Aktiengeschäften verloren haben. Am 30. Juli hatte die Staatsanwaltschaft Koblenz unter anderem wegen mehrfachen Betrugs Anklage gegen Frank H. erhoben.

Spekulationsgeschäfte seit 2010

2010 soll der Angeklagte laut eigener Aussage begonnen haben, geringe Beträge privat anzulegen. Immer mal wieder soll der 69-Jährige dabei kleine Summen gewonnen, langfristig aber das angelegte Geld verloren haben. Über seine Trading-Geschäfte hatte der Angeklagte in den vergangenen Jahren mehrere Bücher geschrieben und Seminare abgehalten. Dort sei er unter anderem mit Personen in Kontakt gekommen, deren Geld er später erhielt, um es anzulegen. Dabei handelte es sich laut Staatsanwaltschaft um Summen im mittleren vierstelligen Bereich bis hin zu mehreren hunderttausend Euro.
Im Zeitraum zwischen Juli 2015 und Januar 2020 soll Frank H. den Privatinvestoren dann vorgespielt haben, er handele erfolgreich an der Börse und könne die Investitionen mit hohen Renditen anlegen. Laut Staatsanwaltschaft sollen aber nur rund zehn Prozent des Geldes wirklich angelegt worden sein, der Angeklagte sagte am Dienstag aus, es seien rund 360.000 Euro (22,5 Prozent) der Investitionen von ihm erfolglos im Rahmen riskanter Spekulationsgeschäfte verwendet worden. Weitere 16,5 Prozent sollen unterdessen vom Angeklagten dazu genutzt worden sein, um die Forderungen von Altinvestoren zu begleichen und somit das Vertrauen aufrechtzuerhalten. Da er  nur über eine geringe Rente und keine sonstigen Einkünfte verfügte, habe er das restliche Geld auch privat genutzt, erläuterte Frank H.  vor Gericht.
Absicherung für die Einlagen der Privatinvestoren habe es laut dem Angeklagten durch den Besitz von Bitcoins (Anm. d. Red.: digitale Kryptowährung) gegeben, die er durch den Verkauf von Pornofilmrechten erhalten habe. Die Hoffnung auf erfolgreichere Trading-Geschäfte und die Absicherung durch die Bitcoins hätten dafür gesorgt, immer weiter Geld von den Investoren anzunehmen. Eine Übersicht über das erhaltene Geld habe er nicht gehabt.

Info:

Die weiteren öffentlichen Verhandlungstermine vor dem Landgericht Koblenz sind für den 6. Oktober, 27. Oktober, 3. November und 10. November angesetzt.


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