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Ausbildung: Euskirchener Berufskolleg fördert Flüchtlinge

Viele junge Menschen die vor Krieg und Armut geflohen sind, sind dabei, sich in Euskirchen ein Leben aufzubauen. Um das zu schaffen, braucht es viel Motivation und Durchhaltevermögen.
Jamal (v.l.), Alfa, Mustafa, Sali und Jahin arbeiten daran, in Euskirchen eine Heimat zu finden. Eine große Herausforderung für die jungen Menschen. Foto: Tim Nolden

Jamal (v.l.), Alfa, Mustafa, Sali und Jahin arbeiten daran, in Euskirchen eine Heimat zu finden. Eine große Herausforderung für die jungen Menschen. Foto: Tim Nolden

Sein Traum, sagt Mustafa, ist es Polizist zu werden. Der junge Mann stammt aus Syrien und absolviert gerade  seinen Hauptschulabschluss nach 10a am Thomas-Eßer-Berufskolleg - seine Fachrichtung ist »Gesundheit und Soziales«. »Um Polizist zu werden, braucht er die deutsche Staatsbürgerschaft«, weiß Lehrerin Maria Ben Jannet. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Doch Ziele, das wissen Mustafa und seine Klassenkameraden, sind wichtig, und man muss in kleinen Schritten vorwärts kommen. Einen Tag in der Woche ist Mustafa im Rahmen der Schule als Praktikant in einem Kindergarten tätig. »Die sind ganz begeistert von ihm«, freut sich die Lehrerin. Euskirchener Flüchtlinge wünschen sich Chancen auf dem Arbeitsmarkt Am Thomas-Eßer-Berufskolleg werden viele junge Flüchtlinge unterrichtet und auf den Berufsalltag vorbereitet. Die Klassen, so betont Maria Ben Jannet, seien motiviert und wissbegierig - ein Traum für jeden Lehrer.»Wenn man anerkannt ist, muss man viel lernen«, sagt die 18-jährige Sali. Die Sprache, die Schulinhalte, den Beruf - am besten alles auf einmal. Sali ist in der selben Klasse wie Mustafa und ist im Praktikum bei einem Optiker. »Ich kann gut mit Menschen sprechen«, sagt sie und strahlt. Was ihr Sorge bereitet, ist dass sie wegen ihrem Kopftuch nicht überall akzeptiert wird. »Manche haben Angst vor Mädchen mit Kopftuch«, sagt sie. Dennoch hofft sie - genau wie Mustafa - eines Tages einen guten Job in Deutschland finden zu können. Der 18-jährige Jamal aus Afghanistan arbeitet im Kindergarten, wünscht sich aber ebenfalls Polizist zu werden. »Er ist ein guter Schüler«, lobt Maria Ben Jannet - und das will etwas heißen. Denn Jamal durfte in Afghanistan nur kurz zur Schule gehen. Die Taliban wollten ihn zwingen, zur Koranschule zu gehen. »Dort lernt man nur  mit der AK-47 über der Schulter rumzulaufen«, sagt der junge Mann, dessen Familie vor den Taliban aus dem Land floh. »Ich würde gerne studieren gehen«, sagt er. Auch das ist noch ein weiter Weg. In der Ausbildung müssen die Jugendlichen Sprache und Inhalte gleichzeitig lernen »Man muss lernen, sich ein Ziel zu setzen und zu kämpfen«, sagt Jihan. Die 20-Jährige gehört ebenfalls zur Klasse von Maria Ben Jannet und ist im Praktikum bei einem Zahnarzt.
Ein Stück weiter ist Alfa - nach der Abendrealschule hat der 25-Jährige aus Guinea es geschafft, einen Ausbildungsplatz als Maschinenanlagenführer zu bekommen. Mittlerweile ist er im zweiten Lehrjahr. Dabei muss er Inhalte und Sprache gleichzeitig lernen. »Ich schreibe mir während dem Unterricht die Wörter auf, die ich nicht verstehe, und gucke nachher nach, was sie bedeuten«, sagt er. Doch nicht nur die Schule, auch die Ausbildung bedeutet eine Herausforderung für die jungen Menschen.  »Ich würde gerne mehr mit Deutschen sprechen, um die Sprache besser zu lernen«, sagt Sali. Doch Anschluss zu finden ist nicht so einfach. Und auch die Kultur zu verstehen, ist nicht immer einfach. Auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten angesprochen, müssen sie lachen. »Karneval gibt es bei uns nicht«, sagt Sali. Was sie aber alle aus Syrien kennen sind Weihnachtsbäume. »Ich habe gestaunt, als die Klasse sich einen Baum gewünscht hat«, sagt Maria Ben Jannet.  Und so wird zum Fest in der Klasse gewichtelt und dazu wird gekocht nach syrischen und afghanischen Rezepten.
Für Ben Jannet ist die Integration keine Einbahnstraße: »Wir lernen auch von euch etwas Neues«, sagt sie.


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