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Garten der Fantasie

Was der Kunsthof Greven ist, lässt sich nicht so ganz einfach beschreiben. Man könnte das Areal in Honerath wohl ein Freiluft-Museum nennen für die ganz eigene Art von Kreativität, die in Paul Greven durch die Eifeler Landschaften geweckt wurde.

Wie Blüten sprießen seine eigenwilligen Ideen auf jedem Meter aus der Landschaft rings um seinen Bauernhof. So steht mitten auf der Wiese vor dem Haus ein großes Ufo aus Holz. Bunt angemalt und mit einem gläsernen Kuppeldach thront es in der Landschaft wie frisch gelandet.
Es gibt eine Vielzahl von Freiluft-Skulpturen, die sich im riesigen Garten von Paul Greven finden - vom Tempel der Diana über einen Ziegenturm bis hin zu einem mehrere Meter großen trojanischen Pferd.  Viele Themen und Ideen hat Paul Greven seit den 90er Jahren hier aufgegriffen.
In den letzten Jahren war das große Thema für den Honerather Künstler die Flucht. Seine Frau Rita gab Geflüchteten Deutschunterricht und Greven selber hat mit Helfern aus Flüchtlingsunterkünften an den Projekten in seinem Garten gearbeitet. Diese Begegnungen inspirierten ihn, das Thema in seinen Werken zu verarbeiten.
So zeigt eine Skulptur am Rande des Grundstücks hilflose Menschen in und um ein sinkendes Ruderboot. Das Werk gibt dem abstrakten Schrecken im Mittelmeer, über den man alltäglich liest, ein Gesicht. Auf dem Eingang zum Gelände marschiert ein Zug von Flüchtlingen mit Koffern, Wagen, Kindern und Tieren über die Wiese.
„Der Treck“ basiert auf den eigenen Erinnerungen von Paul Greven, die geweckt wurden, als das Thema Flucht und Flüchtlinge in den Nachrichten akut wurde. „Als damals die Amerikaner über die Grenze kamen, sind die Menschen auch mit all ihren Habseligkeiten geflohen“, erinnert sich der 1934 geborene Künstler an seine Kindertage in der Nähe von Aachen. „Dieses Bild ist mir noch im Kopf geblieben“, erzählt er. Daraus entstand die Skulptur.
Die Arbeiten des Künstlers, die überall auf dem Hof zu sehen sind, sind dreidimensional. Es sind Bauwerke, Skulpturen, Reliefs.
„Wenn ich etwas schaffe, dann will ich auf den Knien sein, mich sogar hinlegen müssen“, erzählt Greven. Seine Kunst ist wie gewachsen und fügt sich, sei sie auch bunt und ausgefallen, in die Landschaft der Eifel ein. Lässt man Greven von seinen Werken erzählen, sprudeln die Ideen und die Geschichten nur so aus ihm heraus. Ein letztes Kunstwerk Was steckt hinter den verschiedenen Skulpturen, wie wurden sie gebaut? Die Ideen für die Kunstwerke und der aufwändige Bau sind absolut verknüpft bei Greven. Dank dieser Werke ist der Kunsthof nicht nur die Heimat von Paul und Rita Greven – vielmehr ist er eine Oase für Kunstfreunde inmitten der traumhaften Eifellandschaft geworden.
Obwohl Greven mit mittlerweile über 80 Jahren nicht mehr ganz  zupacken kann wie früher, will er noch ein letztes, großes Kunstwerk schaffen. Es soll den Titel „Das Friedensdorf“ tragen. In diesem Dorf leben  Menschen aller Länder friedlich zusammen - natürlich auch in seinem Garten. Ein aufwändiges Projekt, das weiß auch der Künstler. „Dafür brauche ich aber ein paar Jahre“, lacht er. In diesem Jahr legt er nur den Weg an, der entlang des Grundstückes zu dem zukünftigen Dorf führen soll. Dazu soll ein Relief, dass Greven mit der Kettensäge in Holz einarbeiten will, auf das Dorf hinweisen. Gekauft für 90.000 DM Angefangen hat die Geschichte des Kunsthof Greven mit einem Besuch in der Eifel. Greven lebte viele Jahre in Köln und malte in einem Atelier am Eigelstein. Nachdem er einige Wochenenden mit Freunden in der Eifel zugebracht hatte, habe er sich schließlich etwas Eigenes hier gewünscht. Vor 40 Jahren kauften er und seine Frau Rita die Bauernhof-Ruine im Münstereifeler Höhengebiet für damals 90.000 DM. Der Wunsch war klar: „Wir wollten einen Besitz haben, wo wir uns austoben können.“
Damals, so erinnert sich der Künstler, hätten die Leute im Dorf ihn und seine Frau ausgelacht. „So blöd können nur Leute sein, die aus Köln kommen – haben sie uns gesagt“, schmunzelt er.
Kreative Arbeit sei das, ein Haus über so lange Zeit zu gestalten. 20 Jahre lang arbeiteten die Grevens daran, den Hof nach ihren Vorstellungen zu kreieren. Jedes Wochenende habe man sich in der Nachbarschaft eingemietet und dann an dem Haus gearbeitet. Manche Freundschaft sei daran zerbrochen. „Die Leute konnten das Chaos nicht mehr aushalten“, erzählt der Künstler.
Seit er aus Köln weggezogen ist, malt Greven nicht mehr. Sein Haus und das umliegende Grundstück wurden zu seinem Kunstwerk. Trotzdem hat er sich ein großes Atelier gebaut, dass von einem Relief aus Eifeler Bauern, die mit einfachen Werkzeugen arbeiten, dominiert wird.
„Als ich das Atelier fertig hatte, wollte ich nur noch Kunst in der Natur schaffen“, so Greven. Jetzt dient der Raum eben als Café, wenn viele Gäste kommen. Gäste willkommen Besucher sind auf dem Kunsthof Greven jederzeit willkommen. Wer sich einfach die Kunstwerke anschauen will, kann das den ganzen Tag über tun. Meldet man sich vorher an, so bietet der Künstler auch eine Führung an und zeigt bereitwillig die Ausstellung in der Scheune und im Atelier. In diesen Genuss kommen spontane Besucher eher nicht.
Wer mehr wissen möchte über den Kunsthof Greven, findet Informationen und Kontaktdaten auf der Homepage
www.kunsthofgreven.de Symposium Das Schicksal der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer zeigt dieses Werk.
Seit 2002 veranstalten Rita und Paul Greven in ihrem Zuhause ein Symposium mit verschiedenen Künstlern und einem Rahmenprogramm mit Musik und Diskussionen.
In diesem Jahr findet das Symposium am 28. und 29. September statt. Zu den ausstellenden Künstlern gehören Susanne und Meike Greven, Christine Santema, Klaus Tenner und Martin Perscheid. Auf dem Programm am Samstag steht ein Gespräch zwischen Filmemacher Dietrich Schubert und dem Autor F.A.Heinen, der über Zwangsarbeit in der Eifel und über die Ordensburg Vogelsang geschrieben hat.
Außerdem tritt am Wochenende der Chor „1. Kölner Schräglage“ auf, das Teatro Paolo spielt Auszüge aus „Den Drachen töten“ und das Ensemble Lumpenball spielt kölsche Lieder.


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