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Grippesaison: Keine Todesfälle und deutlich weniger Kranke

Einen Rückgang um über 50 Prozent der Erkrankungsfälle und keinen Todesfall im Zusammenhang mit einer Influenza-Infektion: Diese Bilanz ziehen Praxen, Krankenhäuser und das Gesundheitsamt zum Ende der aktuellen Grippesaison. Ein wesentlicher Baustein des Erfolges war neben dem Engagement der Haus- und Fachärzte die Präventionskampagne, die das Gesundheitsamt Euskirchen nach der Grippewelle von 2018 ins Leben gerufen hatte. „Unterm Strich bleibt die Feststellung: Impfen wirkt!“, so Christian Ramolla vom Kreis-Gesundheitsamt.
Landrat Günter Rosenke ging im Herbst 2018 mit gutem Beispiel voran und ließ sich gegen Influenza impfen. Foto: W. Andres / Kreisverwaltung

Landrat Günter Rosenke ging im Herbst 2018 mit gutem Beispiel voran und ließ sich gegen Influenza impfen. Foto: W. Andres / Kreisverwaltung

Die Influenzasaison 2017/2018 hatte es in sich: Bei 692 Kreisbewohnern wurde die Influenza mittels Laboruntersuchung festgestellt. 18 Personen starben im Kreis Euskirchen infolge einer Influenzainfektion. Dies war jedoch nur die Spitze des Eisberges. Denn nicht bei jedem Erkrankten wurde eine Laboruntersuchung durchgeführt, wenn die Symptome eindeutig waren und der Erkrankungszeitpunkt in die Influenzasaison fiel. In medizinischen und pflegerischen Einrichtungen waren ganze Stationen betroffen, durch Ausfälle von Mitarbeitern war zum Teil die Versorgung der Patienten nur dadurch möglich, dass nicht erkrankten Kollegen bis zur Erschöpfung arbeiteten. Aber auch Kitas und Schulen waren betroffen, wie auch andere öffentliche und gewerbliche Einrichtungen.
Eine derartige Erkrankungswelle hatte der Kreis Euskirchen noch nie erlebt. Zwischen 2003 und 2017 wurden durchschnittlich „nur“ 38 Personen pro Saison im Kreis Euskirchen positiv auf Influenza getestet. Nachdem diese nicht vorhersehbare Infektionswelle abgeklungen war, kamen die Verantwortlichen im Kreishaus schnell zu der Überzeugung, dass im Vorfeld der nächsten Influenzasaison (2018/2019) die breite Öffentlichkeit wie auch Mitarbeiter in Pflege und Medizin über das Risiko einer Influenzainfektion informiert werden müssen.
In Zusammenarbeit mit lokalen Vertretern der Ärzteschaft, der Krankenhäuser und unterstützt durch Fachärzte für Infektionskrankheiten und Hygiene wurde ein Rahmenkonzept entwickelt, das durch die Zusammenarbeit mit den Nachbarkreisen optimiert wurde. Neben einer Öffentlichkeitskampagne wurden insbesondere medizinischen und pflegerischen Einrichtungen Handlungsempfehlungen an die Hand gegeben, wie die Impfbereitschaft gesteigert werden kann. Darüber hinaus wurden Empfehlungen zur Verhinderung und Eindämmung von auftretenden Influenzainfektionen veröffentlicht. Ebenfalls wurden Bodentattoos zur Verfügung gestellt, die bei Betreten von Praxen und Krankenhäusern auf den Beginn des Impfangebotes und die bevorstehende Influenzasaison hinwiesen.
Auch wenn leider keine Zahlen zur Inanspruchnahme der Grippeschutzimpfung zur Verfügung stehen, sind die Rückmeldungen aus Praxen und aus den Krankenhäusern eindeutig: Die Impfbereitschaft ist gestiegen. In vielen Praxen war der bestellte Impfstoff rasch vergriffen, Apotheken konnten jedoch unter großer Mühe das begehrte Arzneimittel nachbestellen. Bis zum Beginn der größten Erkrankungswelle (um Karneval 2019) waren weitestgehend alle geimpft, die sich impfen lassen wollten.
Eine weitere gute Nachricht: nach derzeitigem Stand der Untersuchungen wurden die hauptsächlich vorkommenden Influenzaviren sehr gut von dem verabreichten Impfstoff erkannt. Er war also überaus wirksam. Alle Viren zeigten zudem Empfindlichkeit gegen die zur Verfügung stehenden antiviralen Medikamente, so dass dennoch erkrankte Personen bei entsprechender Indikation behandelt werden konnten.
Mit Ende der 20. Kalenderwoche 2019 ist nunmehr die Influenzasaison beendet und das Gesundheitsamt in der Lage, ein Resümee zu ziehen. Dem Robert-Koch-Institut wurden bundesweit seit Oktober 2018 insgesamt rund 181.000 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle übermittelt. 551 Einrichtungen zwischen Flensburg und Garmisch waren von Ausbrüchen mit mehr als fünf Fällen betroffen. 905 Todesfälle sind zu beklagen. Zum Vergleich: In der vorjährigen Saison waren bundesweit über 330.000 Menschen nachweislich an Influenza erkrankt und 1665 Personen an der Infektion verstorben.
Im Kreis Euskirchen wurde in der aktuellen Saison bei 327 Personen das Virus nachgewiesen, Todesfälle im Zusammenhang mit der Influenza wurden dem Gesundheitsamt in der aktuellen Saison nicht übermittelt. Mit 170 Meldungen pro 100.000 Einwohner liegt der Kreis Euskirchen zwar weiterhin über dem NRW Durchschnitt (115 Meldungen pro 100.000 Einwohner), ist jedoch im Landesvergleich glücklicherweise nunmehr im oberen Mittelfeld einzuordnen.
Insgesamt beeinträchtigen neben der tatsächlichen Anzahl der Erkrankten mehrere Faktoren die Anzahl der Labormeldungen: Nicht bei jedem Erkrankten wird eine Laboruntersuchung veranlasst und auch das Untersuchungsergebnis ist je nach Krankheitsphase nicht immer zu 100 Prozent zuverlässig. Insofern kann die überdurchschnittliche Betroffenenzahl auch darauf hindeuten, dass durch Kreis Euskirchener Ärzte besonders gründlich und effektiv untersucht wurde. Dennoch: Während NRW-weit die Meldefälle um 43 Prozent zurückgingen, war im Kreis Euskirchen ein Rückgang um 53 Prozent festzustellen (bundesweiter Rückgang 46 Prozent)! Also sind im Kreis Euskirchen im Vergleich zu NRW und ganz Deutschland gesamt deutlich weniger Infektionsfälle zu vermelden.
Materialien für die Saison 2019/2020 befinden sich derzeit in Vorbereitung. Die letztjährig entwickelten Empfehlungen und Infoblätter werden durch ein Fachgremium des Bereiches Infektionsschutz des euregionalen Netzwerkes euPrevent überarbeitet und aktualisiert, um dann in der gesamten Euregio Maas-Rhein eingesetzt zu werden. Hierzu zählen neben Euskirchen, Düren, Aachen, Heinsberg und der Landkreis Vulkaneifel die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens und die niederländische Provinz Limburg.


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