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Künstler Rolf A. Kluenter vollendet "Euskirchen-Trilogie"

Rolf A. Kluenter vollendet mit drei Ausstellungen beziehungsweise Performances - „Schlacht.Meister“, „Kunst für Klimaschutz im Erftquartier“ und „Acht Räume im Schlachthof“ seine urbane soziale „Euskirchen-Trilogie“.

Kunstwerk und Treffpunkt von Menschen sind eins, weltweite Wege kreuzen sich vor der eigenen Haustür, zwei Fixsterne spiegeln sich in einer Pfütze vor dem Euskirchener Schlachthof: So gesehen ist Euskirchen der Nabel der Welt und die Kreisstadt avanciert seit Jahren im Kunstwerk Rolf A. Kluenters zur sozialen urbanen Plastik. Neueste Errungenschaft ist eine Performance „Kunst für Klimaschutz“ mit der spektakulären Enthüllung eines „Raumflüsterers“ in der Erftbleiche/In den Herrenbenden, heute „Erftquartier“, in Schlachthof-Nähe. Diese Skulptur gehört zu jener „Zeitkapsel“, die fast genau vor einem Jahr von Kreisstadt-Bürgermeister Dr. Uwe Friedl und NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach auf dem neuen Platz in der Erftbleiche versenkt worden war. Beide zusammen verkörpern „Zeit“ und „Raum“, die Dimensionen, die nur Religion, Kunst und Philosophie zu sprengen vermögen. Mensch und Kunst gehören bei Kluenter zusammen, sie korrespondieren dort, wo die Menschen sich aufhalten, leben und wohnen. Am Sonntag, 25. August, gelangt Kluenters „Euskirchen-Trilogie“ mit Kunstaktionen im Erftquartier, im Schlachthof und im Rathaus zu ihrem vorläufigen Höhepunkt. Um 13 Uhr wird auf dem neuen Platz im Erftquartier die genannte Skulptur „Raumflüsterer“ Kluenters durch „Abfackeln“ klimagerecht enthüllt.

Erich Reuschs Meisterschüler

Rolf A. Kluenter, (63) stammt aus Bürvenich und lebt die meiste Zeit des Jahres in Shanghai (China), den Rest verbringt er in Euskirchen und in Ateliers des elterlichen Bürvenicher Bauernhofs. Er ist Meisterschüler des Düsseldorfer Kunstprofessors, Architekten und Bildhauers Erich Reusch. Kluenter hat das Sendungsbewusstsein, die Vorstellungen Erich Reuschs von der sozialen Plastik und orts-spezifischen Skulpturen im urbanen Raum aus der Mitte des 20. weit ins 21. Jahrhundert zu transportieren. Seine diesbezüglichen Installationen und Film- und Foto-Performances sind atemberaubend, kompliziert auf den ersten Blick und doch von logischen Schlussfolgerungen durchdrungen beim näheren Beschäftigen, mit einem Wort: faszinierend. Unvergessen sind Kluenters Kunstaktionen „Kleiner Kosmos Felsenkeller“ im Heilpädagogischen Zentrum Haus Lebenshilfe in Bürvenich, in der Kreissparkasse Zülpich und auf dem Gelände der NRW-Landesgartenschau mit behinderten Darstellern aus dem Bereich der „Lebenshilfe“ und Unbehinderten aus dem Dorf Bürvenich, die seit Jahrzehnten dank „Lebenshilfe“ wie gute Nachbarn zusammenleben. Ebenfalls Inklusion pur und filmgewordene Menschenfreundlichkeit war Rolf A. Kluenters Film- und Fotoinstallation „PULS – Stadt, da pocht das Herz!“ im Euskirchener Stadtmuseum, die er anschließend der Stadt Euskirchen geschenkt hat. Im Mittelpunkt standen da Reisende, Daheimgebliebene und Querende im Euskirchener Bahnhof. Zu den Hauptdarstellern gehörten Menschen der Autismus-Ambulanz der „Lebenshilfe“ im Quartier City Süd der EuGeBau – und Prominente von Bürgermeister Dr. Uwe Friedl und Landrat Günter Rosenke über Lebenshilfe-Vorstand Joseph C. Rhiem und Geschäftsführer Rolf K. Emmerich bis zu „Eifel-Troubadour“ Günter Hochgürtel und Diakon Manni Lang.

Viele Alphas ohne Omega

Am Sonntag, 25. August, nun wird um 13 Uhr auf dem neuen Platz im Erftquartier eine vier Meter hohe Skulptur Kluenters mit dem Namen „Raumflüsterer“ enthüllt, eine Art metallener Lebensbaum, der die Buchstaben „A“ aus verschiedenen Schriften und Kulturen in der Baumkrone trägt als Symbole des Anfangs aller Ecken und Enden dieser Welt. Wer will, kann das Omega als Symbol „Ohne Ende“ gleich mit hineininterpretieren. Nepalesisches A, arabisches, chinesisches und auch Albrecht Dürers stilisiertes europäisches A gehören dazu.      Kluenters neuer Raumflüsterer, der nach seinen Entwürfen zurzeit im Metallbaubetrieb von Thorsten und Horst Kloppstein in Bessenich sowie in der Werkstatt „Natursteinwelten“ in Zülpich entsteht, korrespondiert mit einem anderen Kunstwerk am anderen Ende des neuen Platzes in der Erftbleiche. Dort versenkten Bürgermeister Dr. Uwe Friedl und Ina Scharrenbach, die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, am 26. September 2018 eine „Zeitkapsel“, in der sich unter anderem visionäre Kinderbilder vom Aussehen der Erftbleiche und Euskirchens und der Welt in 50 Jahren befinden. „Ein Science Fiction“, so Rolf A. Kluenter: „Die Zeitkapsel wird am 26. September 2069 wieder geöffnet.“ Dann werde man sehen, in wieweit die Visionen der Kinder von heute mit der Realität der dann erwachsenen Künstler übereinstimmen . . . Managerin Melanie Butzke und Architekt Achim Fray von der Baugesellschaft EuGeBau sind zuversichtlich, dass sich dann die mit den Menschen in Erftbleiche und Herrenbenden in trauter Nachbarschaft befindlichen Zeitkapsel und Raumflüsterer noch in guter Gesellschaft befinden. So gut, wie vor Jahrzehnten noch nicht, als die Gegend einer der sozialen Brennpunkte der Kreisstadt Euskirchen war. Kunst und soziale Entwicklung gehen im heutigen Erftquartier einher –und zwar auch mit dem neuen Zeitgeist „Klimaschutz“, der im Ausstellungs-Untertitel „Kunst für Klimaschutz in Euskirchen“ eingemeindet ist. Die EuGeBau hat bereits 100 Wohnungen in zehn Häusern renoviert und die Häuser energetisch auf Vordermann gebracht.

Kunst und energetische Selbstversorgung

Doch es geht nicht nur um Geothermie und Solarthermie und energetische Selbstversorgung, sondern auch um eine sozial ausgewogene Gegend mit wiederhergestelltem gutem Image, so Butzke und Fray. Rolf A. Kluenter hat sogar dem nahen Schlachthof, einem Ort tausendfachen Todes und urbaner Randlage in jeder Hinsicht, künstlerisch etwas abzuringen gewusst. Und zwar mehrfach. Im Euskirchener Rathaus ist seit einigen Wochen seine Foto- und Filmausstellung „Schlacht.Meister“ zu sehen, ein reizvolles Spiel in Schwarz-Weiß mit Licht und Schatten und Metapher-Gegenständen aus der Schlachthofvergangenheit. Verbogene Metallrippen am Fußboden der Tötungsbox zum Beispiel, in der das wild um sich tretende Vieh nach dem Bolzenschuss vergebens in ewige Weidegründe zu entkommen suchte. Fleischerhaken in finsteren Kühlräumen, an denen früher die Schlachtkörper steif wurden - und die jetzt wie Fangeisen nach den Besuchern greifen. Nutzlos gewordene Gummistiefel des letzten Schlachthof-Veterinärs im sinnentleerten Spint . . . Kluenter hat zur Vorbereitung der Schlachtmeister-Ausstellung den Schlachthof „wie ein Forensiker betreten und einige Wochen darin verbracht“. Das merkt man den mehrschichtig interpretierbaren Aufnahmen an, die in einem limitierten nummerierten Kunstkatalog zusammengefasst sind. 168 mystische Tierkörperdarstellungen, die Kluenter und sein Freund, der indisch-ladhakische Maler Kunzang Rangdol, 2018 auf die Kachelwände des Schlachthofs zeichneten, sind vom 25. August an bis zum 8. September, dem „Tag des Denkmals“, an dem auch der Schlachthof geöffnet sein soll, zusammen mit „Baum“-Werken von neun befreundeten Künstlern im Schlachthof zu sehen.

Oscar-nominierter Teilnehmer

Dabei handelt es sich um den Berlinale-Preisträger (1980 Goldener Bär) Thomas Mauch (2019 Marburger Kamerapreis für sein Lebenswerk), den Regisseur Christian Wagner (1988: „Wallers letzter Gang“, 2014: „Das Ende der Geduld“), Yang Qingqing, Kluenter selbst, Bettina A. Alberts, Hildegard Baumanns, Myriam Häntzschel, Robert Mohr und Krystiane Vajda. Eröffnet wird die Ausstellung „Acht Räume im Schlachthof - Kunst für Klimaschutz“ im Alten Schlachthof am Sonntag, 25. August, um 14 Uhr von Bürgermeister Dr. Uwe Friedl und dem Filmproduzenten Jürgen Tröster („Der Weiße Massai“, „Henri IV.“) Sie wird von Rolf A. Kluenter kuratiert. Am Tag des Denkmals, 8. September, finden von 9 bis 17 Uhr Führungen und Künstlergespräche im Alten Schlachthof statt. Es wird ein Raum mit einem Sofa für die Künstlergespräche eingerichtet. Text: pp/Agentur ProfiPress


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