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Nach 108 Jahren ist Schluss
Euskirchen (FS). »Vor sechs Jahren habe ich begonnen mich mit dem Thema Nachfolge auseinanderzusetzen. Ich habe mich bemüht den Betrieb so attraktiv wie möglich für einen potenziellen Nachfolger aufzustellen. Leider hat sich bis heute keiner gefunden. Dass sich der Geschäftsstandort in der Bahnhofstraße in den letzten Jahren sehr verändert hat, hat auch seinen Teil dazu beigetragen«, sagt Rotgeri-Inhaber Heribert Blömeke. Für Euskirchen bedeutet das, dass ein weiteres Traditionsunternehmen verloren geht. »Mir war zwar von vornherein klar, dass ich nicht mit 65 in Rente gehe, aber jetzt bin ich 69 und möchte es einfach nicht länger vor mir herschieben«, erklärt Blömeke.
Ursprung in der Buchbinderei
Gegründet wurde das Unternehmen 1912 von Heribert Blömekes Großvater Adolf Rotgeri, zunächst als reine Buchbinderei. Der Firmengründer hatte damals die Räumlichkeiten der Firma Reichwein in der Kirchstraße übernommen. »Ich habe anlässlich unseres hundertjährigen Firmenjubiläums im Stadtarchiv recherchiert und tatsächlich noch die erste Zeitungsannonce meines Großvaters gefunden«, verrät Blömeke. Während Adolf Rotgeri im Ersten Weltkrieg war, übernahm dessen Frau Maria die Geschäfte und zog 1916 mit dem Betrieb in die Neustraße um. 1928 erfolgte dann der nächste Umzug, diesmal in die Bahnhofstraße, wo »Rotgeri« seit dem zu finden ist.1968 übernahm Blömekes Mutter Berta das Unternehmen, er selbst hat seit 1981 das Ruder in der Hand. Den heutigen Handel mit Büchern, Papeterie und Schulbedarf gab es nicht immer. »Als ich Kind war, war der Betrieb eine Werkstatt für Buchbinderei und Bilderrahmungen. Schließlich waren sowohl mein Vater als auch mein Großvater Buchbindermeister«, erinnert sich Heribert Blömeke. Der Buchhandel kam erst im Zweiten Weltkrieg dazu.
Keine leichte Entscheidung
»Der Hauptgrund, dass ich aufhöre ist zweifellos das Alter. Trotzdem habe ich mich mit der Entscheidung schwer getan. Es macht sicher keinen Spaß, das, was man über 40 Jahre aufgebaut hat, aufzugeben. Nach wie vor fühle ich mich zerrissen, weil es zweifellos Kunden geben wird, die uns vermissen werden und ich mich natürlich auch meinem Team verpflichtet fühle«, sagt Blömeke. Die Aussage einer Mitarbeiterin habe ihn jedoch ermutigt. »Sie sagte mir tatsächlich ‚machen Sie sich um uns mal keinen Kopf‘«. Pläne für seinen Ruhestand hat der 69-jährige einige. »Meine Frau und ich waren vor fünf Jahren das letzte Mal in Urlaub. Sobald es wieder möglich ist, möchten wir noch etwas reisen«. Außerdem freut er sich auf gemeinsame E-Bike-Touren mit Ehefrau Ulla. »Was ich auch künftig gerne machen würde, ist ein Kurs im Buchbinderhandwerk und im Kochen. Auch künstlerisches Arbeiten mit Holz habe ich auf dem Plan«, erklärt er.Auf die vergangenen Jahre schaut Blömeke aber auch dankbar zurück. »Natürlich bin ich froh, dass ich mit solch einem tollen Team zusammen arbeiten durfte. Aber auch unseren Kunden, die unserem Geschäft teilweise über Generationen hinweg die Treue gehalten haben, sind wir dankbar. So wie es uns Spaß gemacht hat, für unsere Kunden das richtige Produkt zu finden, so hoffen wir, dass unsere Kunden auch gerne zu uns gekommen sind«, sagt Blömeke.
Lesungen sollen eine Zukunft haben
Auf einige besondere Höhepunkte blickt Blömeke auch heute noch zurück. »Anlässlich unseres 100-jährigen Bestehens haben wir ein ganzes Wochenende mit Aktionen und Lesungen organisiert. Mein Highlight war eine Themenfahrt im Oldtimerbus, welche die Teilnehmer an verschiedene historische Schauplätze rund um Köln mit Bezügen zu damaligen Buch-Neuerscheinungen führte«, sagt Heribert Blömeke. Auch die Themen-Lesungen in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Café Kramer, habe er immer gerne veranstaltet. »Wenn die äußeren Umstände es wieder zulassen, möchten wir diese Lesungen gerne auch in Zukunft anbieten«, verrät der Euskirchener.Meistgelesen
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