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Thomas Wagner ist in der ersten Bundesliga angekommen

Im Kinderzimmer war er erstmals On Air, mit zwölf Jahren folgte ein spontaner Einsatz als Stadionsprecher im Bergischen. Mittlerweile begleitet Thomas Wagner die Hörer von Radio Euskirchen nicht nur charmant durch den Morgen: Der bekennende Leverkusen-Fan ist seit dieser Bundesliga-Saison die Stimme der BayArena - für ihn eine Herzensangelegenheit.
Stadionatmosphäre: Thomas Wagner ist mit dem Mikro Stimmungsmacher in Leverkusen. Foto: Bach

Stadionatmosphäre: Thomas Wagner ist mit dem Mikro Stimmungsmacher in Leverkusen. Foto: Bach

Schwarz-rotes Farbenmeer und stimmgewaltiger Anhang - Thomas Wagner steht nahe der Eckfahne, wenige Meter vor den Rängen, und ist irgendwie doch mittendrin im Block. »Mit der Nummer eins, Beeernd...«, schmettert er in sein Mikro. »Leeenooo«, brüllt die Fankurve. Die Mannschaften laufen ein, die Zuschauer klatschen - Gänsehaut! Für den 31-jährigen Stadionsprecher ist es genau dieser Moment, kurz vor dem Anpfiff, für den es sich lohnt. »Das absolute Highlight«, strahlt er später. »Doch erst einmal muss in diesen Minuten alles sitzen, jeder Satz, jedes Wort.« Wagner, zuvor noch gelöst, wirkt jetzt angespannt. Kaum verwunderlich: Im Sommer hat er das Mikro von seinem Vorgänger übernommen. Gemeinsam mit seiner Kollegin Petra »Pitti« Dahl führt er seitdem durch das Programm, moderiert Fanaktionen in der Halbzeit, kündigt Beiträge auf der Stadionleinwand an und schaltet sich während der 90 Minuten immer dann ein, wenn Tore fallen oder Spielerwechsel vorgenommen werden. Hauptsächlich aber kommuniziert er mit den Bayer-Fans, ist ihr Anheizer, wie Wagner selbst sagt. Dass er früher als Bayer-Fan in der Kurve mitgefiebert hat, erweise sich nun als vorteilhaft: »Nur dann kann man das Gespür entwickeln, verdiente Spieler euphorischer und Akteure aus der dritten Reihe eher sachlich vorzustellen.« Von seiner Radio-Erfahrung profitiert er ebenfalls. Vor den Fans avanciert das Mikro jedoch zum Megaphon. In der BayArena einer von vielen, führt der Leverkusener im Team von Radio Euskirchen ein eher exotisches Dasein. Unter all den FC-Fans bildet er die Ausnahme. Frotzeln ist an der Tagesordnung - sobald es die Ergebnisse vom Wochenende zulassen. Auf dem Rasen rollt inzwischen der Ball. Wagner hat, neben den Trainerbänken Platz genommen, einen ruhigen Arbeitstag, 1:0 zur Pause. Dann aber ist er gefordert: Sein »Toooor für die Werkself!« wird noch zweimal stimmgewaltig erwidert. Am Ende feiert Leverkusen seinen 3:2-Sieg. Für Wagner geht es in die Verlängerung: La-Ola vor der Kurve, Verkündung der Endergebnisse der anderen Spiele, die obligatorische Umarmung mit »Pitti« und weiter in die Stadionkneipe. Hier will Nationalspieler Kevin Volland zur Partie interviewt werden. Gegen 18.30 Uhr endet der Arbeitstag des Stadionsprechers, der um 12 Uhr mit einer Ablaufbesprechung und dem Soundcheck in der Arena begonnen hatte. Freude über das Endresultat und Zufriedenheit über einen gelungenen Job sind ihm jetzt anzumerken. »Ich bin schon erstaunt darüber, dass ich von einem ganz normalen Spiel ohne besondere Aufreger sprechen kann«. Dabei müsse man mit dem Mikro gedanklich immer zwei Schritte weiter sein. Wagner hat an diesem Novembertag auch diese Aufgabe gemeistert und blickt nach vorn - mit großer Spannung auf das Derby gegen den FC am letzten Spieltag und auf seinen Traum: Einmal als Stadionsprecher mit seinem geliebten Verein die Deutsche Meisterschaft zu feiern. »Ich wäre sicher den Tränen nah.«


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