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Tränen der Freude auf dem Matterhorn
»Das war sehr emotional. Ich war in diesem Moment einfach nur sehr dankbar.« Grund: Vor genau elf Jahren hatte er einen Herzinfarkt – und das im Alter von nur 37 Jahren. War damit alles aus und vorbei? Hatten sich alle Pläne damit erledigt? »Nein, nach dem ersten Schock wollte ich beweisen, dass man trotz Handicap große Ziele erreichen kann.« Das Ziel, das er sich als »Flachlandtiroler« vorgenommen hatte, war ebenso reizvoll wie schwierig: einmal aufs Matterhorn (der WochenSpiegel berichtete)! »Letztlich wollte ich das nicht nur für mich machen, sondern damit auch anderen Menschen Mut machen, dass man auch nach einer schweren Krise noch große Ziele erreichen und seine Träume verwirklichen kann – natürlich unter ärztlicher Kontrolle.«
Kurz vor dem Gipfel wurde es knifflig
Um 5 morgens am letzten Juli-Samstag stand die Verwirklichung dieses Traums allerdings auf der Kippe. Volker Nietmann war um 4.15 Uhr mit seinem Bergführer Marcel Rossbach aus der Hörnli-Hütte zum Gipfelsturm aufgebrochen. Direkt hinter dieser Hütte geht’s in den Fels, »das geht direkt richtig ab«, so der Münstereifeler. Das ging sogar so ab, dass er nach wenigen hundert Höhenmetern von allen anderen Seilschaften überholt worden war. »Ich war drauf und dran, an dieser Stelle abzubrechen und wieder zur Hütte abzuseilen«, schildert Nietmann diese kritischen Minuten. Vielleicht hatte ihn die Besteigung des Breithorns (4.164 Meter) am Vortag doch mehr angestrengt als erwartet. »Aber mein Bergführer hat das einfach nicht akzeptiert und mich intensiv bearbeitet.« Wieder im gewohnten Kletterrhythmus haben sich die beiden dann Meter für Meter hochgekämpft und dabei die anderen Seilschaften wieder überholt. »Dann lief es plötzlich«, erzählt er. Kritisch wurde es, als sich weiter oben Eisschollen lösten und mit Urgewalt den Berg runterschossen. »Wir sind in Deckung gegangen und hatten Glück, nicht getroffen zu werden.« Knifflig wurde es dann noch mal kurz vor dem Gipfel, wo die Luft schon extrem dünn war. »Es ging nur zentimeterweise aufwärts, bis wir über einen super schmalen Schneegrat den Gipfel erreicht haben. An beiden Seiten geht‘s da tausend Meter in die Tiefe.« Egal, die Selbstzweifel und Strapazen waren vergessen – um genau 8.26 Uhr stand Volker Nietmann auf dem Gipfel und genoss für gut zehn Minuten einen gigantisch schönen Fernblick über die Alpen. Mehr Zeit zum Genießen blieb leider nicht, weil der Bergführer wegen der angekündigten Gewitter zum Aufbruch drängte. Eine kluge Entscheidung, denn nach weiteren gut vier Stunden am Berg erreichte die Seilschaft mit dem Beginn des Wolkenbruchs die Hörnli-Hütte, wo er von seinem Freund und Motivator Volker Pick freudestrahlend empfangen wurde. »Ich war so platt wie noch nie«, sagt Volker Nietmann nach diesem »Happy End« und lacht. »Aber ich war auch der glücklichste Mensch überhaupt.«Abenteuer auf Video festgehalten
Volker Nietmann hat sein Matterhorn-Projekt mit der Kamera festgehalten. Der Film soll zunächst allen Freunden und sonstigen Interessenten gezeigt werden, später dann gezielt in Reha-Kliniken, um den Patienten Mut zu machen. Mit dem Erlös soll die Kinder-Kardiologie an der Uniklinik Köln unterstützt werden.Meistgelesen
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