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"Wer versucht, unsere Existenz zu ruinieren?"

Als Zulseqar Ali vor einer Woche in seine seit einigen Jahren gut gedeihende Weihnachtsbaumkultur bei Scheuren fuhr, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Die Spitzen von 700 Nordmanntannen wurden gekappt. Die Kinder und Schwiegerkinder des gebürtigen Pakistani hatten das Frevelwerk sofort in den sozialen Medien kundgetan. Schnell folgte eine Welle der Hilfsbereitschaft.

Für Zulseqar Ali und seine Frau Helene Schmitt war schnell klar, dass es sich bei der Tat nicht um einen dummen Streich in der Halloween-Nacht gehandelt haben muss. »Wäre es Vandalismus gewesen«, so der Geschädigte, »hätten die Täter anders gewütet«. Die Unbekannten seien sehr sorgfältig ans Werk gegangen und hätten systematisch, die Spitzen der Bäume, die für den in wenigen Wochen beginnenden Verkauf gedacht waren, gekappt. »Wer tut so etwas und versucht unsere für den Ruhestand aufgebaute Existenz zu ruinieren?«, ist Helene Schmitt noch immer fassungslos.

Belohnung ausgesetzt

Vermutlich vom rückseitigen Teil des Areals waren die Täter unter einem Zaun durchgekrochen und haben sich dann an die Arbeit gemacht. Was die Aktion sollte, kann Ali nur vermuten: »Es kann sich nur um einen Anschlag eines möglichen Mitbewerbers handeln«. Beweisen könne er dies natürlich nicht. Auch Uwe Stark, Sprecher der Polizei in Euskirchen, geht von einer »Beziehungstat« aus. Der oder diejenigen müssen die Geschädigten gekannt haben. Gegenüber der Polizei beziffert der Geschädigte den entstandenen Schaden auf mindestens 30.000 Euro. Alle 700 Bäume waren Nordmanntannen, die ihm im Verkauf 45 Euro pro Stück einbringen. Und weil ihn diese sinnlose Tat nicht nur finanziell so sehr treffe und jahrelange Arbeit zunichte gemacht wurde, hat er von sich aus eine Belohnung von 1.000 Euro für Hinweise, die zur Ergreifung des/der Täters/Täter führen, ausgelobt. Da ein in der Nähe stehendes Haus mit Nachtsichtkameras ausgerüstet ist, erhofft sich das geschädigte Ehepaar, das auf dem aufgenommenen Material entweder einer der Täter oder gar deren Auto zu sehen ist. Wie ein Scheurener Bürger nämlich gegenüber der Polizei berichtete, habe er gehört, wie in der Nacht ein Fahrzeug von dort mit quietschenden Reifen davon gebraust sei.

Solidaritätsaktion

Hohe Wellen schlägt die nicht nur über soziale Medien - wie Facebook - verbreitete Nachricht. Zahlreiche Freunde und Bekannte haben sich bereit erklärt, einen der 700 Bäume zu erwerben. Sie störe es nicht, wenn die Spitze am Weihnachtsbaum fehle, sagte Schwiegersohn Sascha Potancok aus Houverath. Er und seine Frau Samera, die beiden Kinder sowie andere Familienangehörige und Freunde wollen sich nun möglichst schnell in die Plantage begeben und gemeinsam sichten, was noch für den Baumverkauf verwertbar ist. »Wir haben uns beraten und sind der Meinung, dass wir die mit der Spitze gekappten Bäume gegen eine Spende, deren Höhe jeder Interessent selbst bestimmen kann, abgeben«, verkündet Helene Schmitt. In Kürze soll vor Ort der Weihnachtsbaumverkauf auf der Gemarkung bei Scheuren beginnen. Die Familie kann sicher sein, dass viele Menschen mit einer großen »jetzt erst Recht« Solidaritätsaktion helfen werden.

Hofmarkt

Ebenso haben sich Alexandra und Werner Zimmermann aus Wald bereit erklärt, mit ihren Freunden Marlene und Manfred Görgen aus Houverath diese geschädigte Familie zu unterstützen. Sie haben beschlossen, erneut auf dem ehemaligen Bauernhof an der Eifeldomstraße 20-22 einen großen Weihnachtsbasar mit Hof- und Trödelmarkt zu veranstalten. Als Termin steht Samstag, 25. November, ab 10 Uhr fest. Ein Teilerlös soll für einen guten Zweck gespendet werden. Um auch der betroffenen Familie Schmitt-Ali zu helfen, werden sie zudem Bäume aus dem betroffenen Areal bei Scheuren verkaufen.


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