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Andreas Bender

Handwerk: Geschäftslage deutlich abgekühlt

Region. Im Herbst-Konjunkturbericht der Handwerkskammer (HwK) Koblenz fallen die Aussagen zu »positiven Aussichten Aussichten« von 89 auf 59 Prozent.

Die steigenden Preise im Energie- und Rohstoffbezug stellen gerade die Nahrungsmittelhandwerke vor große Herausforderungen.                    Foto: HwK Koblenz

Die steigenden Preise im Energie- und Rohstoffbezug stellen gerade die Nahrungsmittelhandwerke vor große Herausforderungen. Foto: HwK Koblenz

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»Vor dem Hintergrund einer Abwärtsbewegung der Gesamtwirtschaft war das nicht anders zu erwarten«, erklärt Ralf Hellrich als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Koblenz. Für den Herbst-Konjunkturbericht der HwK wurden 2 800 Betriebe quer durch alle Branchen befragt (zehn Prozent aller bei der HwK eingetragenen Betriebe).

 

Immerhin 85 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut bis befriedigend. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 92 Prozent. »Damit ist der Abschwung im Handwerk bisher deutlich verhaltener als in anderen Wirtschaftsbereichen ausgefallen. Das Handwerk zeigt sich robust«, erklärt Hellrich, geht aber auch auf gleich mehrere negative Faktoren ein, die die Handwerkskonjunktur beeinflussen und nennt die immer noch spürbaren Auswirkungen durch die Corona-Pandemie, aber auch Materialknappheit, Störung von Lieferketten, steigende Preise bei Rohstoffen und Energie wie auch den weiterhin anhaltenden Fachkräftemangel.

 

Entsprechend fallen die Aussichten aus, denn wesentlich schwieriger wird die Situation über den Winter eingeschätzt. Für das nächste Quartal erwarten 59 Prozent (Vorjahreswerte in Klammern: 89 Prozent) der befragten Betriebe, dass sich die Geschäftslage verbessert oder zumindest gleichbleibt. »Damit spiegeln die Ergebnisse die zu erwartende Abkühlung der Konjunktur über den Winter wider«, so Hellrich. »Der anhaltende Ukrainekrieg und die steigenden Preise in allen Bereichen spielen hierbei eine weitere Rolle. Was den Unternehmen fehlt, ist eine klare Aussage zur weiteren Entwicklung, zu Perspektiven. Hier ist die Politik, Bund sowie Länder, stark gefordert wirksame Entlastungen, die in der Wirtschaft ankommen, schnell umzusetzen«.

 

Wieder geben die Bau- und Ausbaugewerbe im dritten Quartal 2022 die beste Geschäftslagebeurteilung ab. Von den befragten Betrieben in den Bauhandwerken wie Maurer und Betonbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Straßenbauer melden 90 Prozent (97 %) und von den Betrieben der Ausbauhandwerke wie Tischler, Maler, Installateure und Heizungsbauer, Elektrotechniker oder Fliesenleger 91 Prozent (97 %) eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage.

 

Die Erwartungen für die nächsten drei Monate sind deutlich abgekühlt. Von den Baubetrieben erwarten für das nächste Quartal 57 Prozent, von den Ausbaubetrieben 68 Prozent eine stabile Wirtschaftslage. 61 Prozent von den befragten Betrieben der Nahrungsmittelhandwerke wie Bäcker, Konditoren, Fleischer geben aktuell an, mit ihrer Geschäftslage zufrieden zu sein. Für die nächsten drei Monate melden noch 39 Prozent dieser Betriebe, dass sich die Konjunkturlage verbessert oder zumindest gleichbleibt.

 

Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf wie Feinwerkmechaniker, Kälteanlagenbauer, Metallbauer, Gebäudereiniger sind es 84 Prozent (84 %), 80 Prozent (88 %) bei den Kfz-Betrieben und 75 Prozent (89 %) bei den Betrieben der Gesundheitsgewerbe wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker und Orthopädietechniker, die im Herbst 2022 eine gute oder befriedigende Geschäftslagebeurteilung melden.

 

70 Prozent (77 %) der personenbezogenen Dienstleistungsbetriebe wie Friseure, Kosmetiker, Fotografen oder Schuhmacher beurteilen die Geschäftslage aktuell als gut oder befriedigend. Auch in diesen Handwerken sind die Erwartungen durchgängig zurückhaltend. Von den Handwerken für den gewerblichen Bedarf erwarten 46 Prozent, von den Kfz-Betrieben 66 Prozent, von den Gesundheitshandwerken 62 Prozent und von den personenbezogenen Dienstleistungsunternehmen 47 Prozent für das nächste Quartal eine stabile Wirtschaftslage.

 

77 Prozent (83 %) der Befragten melden, dass sie zu mindestens 70 Prozent ausgelastet sind. In den kommenden drei Monaten gehen 56 Prozent (86 %) von einem gleichen oder höheren Auftragseingang aus. Für das nächste Quartal gehen 62 Prozent (85 %) von einer stabilen oder positiven Umsatzentwicklung aus. Aktuell berichten 93 Prozent (87 %) über steigende Einkaufspreise, 62 Prozent können höhere Verkaufspreise bei Kunden durchsetzen (48 %).


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