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Karbach schlägt den Tabellenführer

Auf den einschlägigen Fußballportalen im Internet galt der SC Hauenstein als klarer Favorit für die Oberliga-Begegnung auf dem Quintinsberg beim FC Karbach. Und die meisten der 601 Zuschauer sahen vor dem Spiel ein Unentschieden bereits als Erfolg für die Blau-Weißen Hunsrücker an. Doch am Ende jubelten sie über einen verdienten 1:0-Sieg.
Selim Denguezli liegt noch verletzt am Boden, im Hintergrund hat Thomas Klasen (verdeckt) von der Strafraumgrenze abgezogen. Der Ball fliegt zum 1:0 für Karbach ins Netz.

Selim Denguezli liegt noch verletzt am Boden, im Hintergrund hat Thomas Klasen (verdeckt) von der Strafraumgrenze abgezogen. Der Ball fliegt zum 1:0 für Karbach ins Netz.

von Arno Boes Zehn Spieltage hatte es bereits in der Fußball-Oberliga RLP/Saar gegeben, neunmal gewann der SC, einmal gab es ein Unentschieden. Mit souveränen 28 Punkten führte man vor der Partie auf dem Karbacher Quintinsberg die Tabelle an und mit dem Ex-Weltmeister Jürgen Kohler haben die Pfälzer einen Trainer, der mit seiner großen Erfahrung ein Team auf viele Situationen und Gegner einstellen kann. Allein dieser Fakten sprachen dafür, dass man auch beim Aufsteiger FC Karbach die Punkte mit nach Hause nehmen wollte. Doch dessen Trainer Torsten Schmidt hatte es im Laufe der Saison immer wieder gesagt: „Wir wollen vor allem auf unserem Platz ein unangenehmer Gegner sein.“ Und das haben schon einige Teams auf dem vergleichsweise engen Quintinsberg-Areal zu spüren bekommen.

Karbach spielte von Anfang an mit

Auch diesmal zeigten die Hausherren, dass sie mit größter Konzentration aus der Kabine kommen, die Anfangs-Nervosität, die noch in den ersten Oberliga-Spielen zu spüren war, ist inzwischen vollkommen abgelegt. Direkt in den ersten Minuten spielten die Karbacher gekonnt mit, ein Unterschied zwischen Liga-Titelfavorit Hauenstein und Aufsteiger Karbacher war nirgends zu sehen. Schnell merkten die Gäste, dass Karbach ihnen eine sehr stabile Abwehr entgegenstellte, die kaum einen Spielzug in Richtung des von Florian Bauer gehüteten Tores zuließen. In den ersten 20 Minuten gab es nur zwei Schüsse auf das Karbcher Tor, bei denen sich Bauer auf dem Posten zeigte. Auf der gegenüberliegenden Seite erarbeiteten sich die Karbacher immer wieder gute Chancen. Links trieben Thomas Klasen und Kapitän Marco Gietzen, der erstmalig nach seiner Rückkehr ins Team 96. Minuten durchspielte, den Ball nach vorne. Rechts waren es vor allem Tim Puttkammer und Selim Denguezli, die für Unruhe sorgte. Und in der Mitte beschäftigte der Quirlige Oscar Feilberg die gesamte Gästeabwehr. Die erste große Chance zum Abschluss gab es für die Karbacher in der 17. Minute, der Ball ging knapp am Tor vorbei. Nach einigen weiteren guten Versuchen ging in der 25. Minute Denguezli rechts in den Hauensteiner Strafraum, kam aber dort nach seinem Pass in die Mitte ohne Fremdeinwirkung zu Fall. Die Pfälzer konnten den Ball zwar vom Tor wegschlagen, doch an der Strafraumgrenze stand Thomas Klasen. Der spielende Karbacher Co-Trainer zog ab und an Freund und Feind vorbei flog der Ball halbhoch zum 1:0 für Karbach ins Netz. Das beeindruckte den Tabellenführer noch mehr. Da sie zudem in ihrem in manchen Situationen unsicher wirkenden Torwart Sebastian Grub nicht so den Defensivrückhalt hatten, mussten viele Spieler in der Abwehr aushelfen, denn die Karbacher blieben am Drücker. In der 30. Minuten versuchte Thomas Klasen einen Heber über Abwehr und Torwart hinweg, der Ball war aber etwas zu schwach geschossen und wurde vor der Torlinie abgefangen. Fünf Minuten später hatte Selim Denguezli eine weitere gute Chance, der Ball ging aber knapp am Tor vorbei. Karbach hatte in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel, deshalb war dann auch die Führung zur Pause mehr als gerecht.

Hauenstein drängt, Karbach verteidigt mit Erfolg

Siegeswillen zeigten die Hauensteiner direkt nach dem Wiederanpfiff. Immer wieder versuchte man seine eingeübten Spielzüge aufzuziehen, aber nur selten kam man in die Nähe des Strafraums der Karbacher. Dort wartete die nun schon bekannte Fünferkette der Hausherren, gegen die fanden auch die Hauensteiner keine spielerischen Mittel. Und wenn man nach einem Karbacher Angriff dann versuchte, möglichst schnell in den Angriffsmodus umzuschalten, dann standen an der Mittellinie immer wieder ein oder zwei Blau-Weiße, die den Spielaufbau störten. Ab und an nutzen sie dazu auch die sog. taktischen Fouls, die aber alle eher harmlos waren. Da die gesamte Partie offenkundig von beiden Mannschaften zwar engagiert, aber auch mit großem Respekt voreinander ablief, hatte der ansonsten sehr gut agierende Schiedsrichter Manuel Reichardt (Oberbexbach) keine großen Probleme. Erst in den letzten Minuten musste er auf beiden Seite je einmal zur gelben Karte greifen. Bis zum Schlusspfiff blieb es ein intensives Spiel, in dem die Karbacher erfolgreich und sehr diszipliniert verteidigten, die Hauensteiner aber keine wirklich zwingenden Möglichkeiten herausspielen konnten. Und da auch in den letzten Minuten sowie der Nachspielzeit diesmal die Karbacher Abwehr standhielt, blieb es am Ende beim vielbejubelten 1:0-Sieg für die Aufsteiger.

Karbacher Trainertaktik ging auf

Gästetrainer Jürgen Kohler, der mit Karbachs Trainer Torsten Schmidt gut befreundet ist, hatte schon vor dem Spiel angekündigt, dass er wegen familiärer Termine gleich nach dem Schlusspfiff den Quintinsberg verlassen müsse. Aber entgegen dieser Ankündigung nahm er sich dann nach der ersten Saisonniederlage doch noch mehrere Minuten, um im Kreise seiner Spieler die Partie zu analysieren. Für die Presse stand Sportobmann Heiko Magin Rede und Antwort, der aber seine Enttäuschung über die Niederlage kaum verbergen konnte: „Wir haben in der ersten Halbzeit die Karbacher gut aufspielen lassen, da waren sie uns überlegen und sind auch verdient in Führung gegangen. In der zweiten Hälfte hatten wir rund 80 Prozent Spielanteile, aber es ist uns nicht gelungen, daraus auch nur eine zwingende Torchance zu machen. Derzeit haben wir elf verletzte Spieler, aber das kann ich nicht als Ausrede für diese Niederlage ansehen.“ Torsten Schmidt sorgte bei manchem Zuschauer noch gegen Spielende für besonderes Herzklopfen, denn er hatte sich vorgenommen, erst sehr spät Wechsel vorzunehmen. Obwohl bei einigen seiner Akteure erkennbar Mitte der zweiten Hälfte deutlich die Kräfte nachließen, setzte er sein Vorhaben um. Erst in den letzten acht Minuten kamen mit Luitz, Platten und Kunz drei frische Spieler hinein, die erfolgreich mithalfen, die Führung zu verteidigen. „Das war heute von meiner Mannschaft eine taktisch sehr disziplinierte Leistung, wie man sie sich als Trainer wünscht. Wir wussten, dass wir die Hauensteiner vor unserem Tor nicht zu Standards kommen lassen dürfen, das hat geklappt. Die Abwehrkette hat einen guten Job gemacht und vorne haben wir eine der wenigen Chancen genutzt. Vor allem in  der ersten Halbzeit haben wir am Limit gespielt, da uns ja auch noch Enrico Köppen für die schnellen Konter fehlte. Aber das hat das gesamte Team sehr gut umgesetzt, das war eine absolute Mannschaftsleistung.“ Noch vor einer Woche war in einem der Fußballportale zum Spiel in Völklingen zu lesen, dass Karbach jegliche Oberligatauglichkeit vermissen ließe. Spätestens nach diesem Sieg gegen den Tabellenführer Hauenstein dürften das die Gegner etwas anders bewerten. Am kommenden Samstag wird der TSV Schott Mainz auf seinem Platz die Karbacher Qualitäten prüfen, Anstoß in Mainz ist um 14 Uhr. Karbach hat nun 19 Punkte auf dem Konto und steht auf Tabellenplatz vier. Schott Mainz hat drei Zähler weniger und ist siebter. Das verspricht somit eine interessante Begegnung in der Landeshauptstadt zu werden, zumal dann auch Enrico Köppen bei den Karbachern nach seiner Rot-Sperre wieder mitspielen darf.


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