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Mit zarten 15 Jahren in den Krieg

Kind sein in Kriegszeiten. Eine schreckliche Vorstellung für die meisten Menschen. Dem würde auch Otto Berg aus Alterkülz zustimmen – zumindest teilweise. Mit 82 Jahren hat er seine Erinnerungen an seine Kindheit im Dritten Reich aufgeschrieben. Die spätere Veröffentlichung stieß bereits auf zahlreiche Nachfragen. Neben seinen Erfahrungen im Krieg, an dem er mit 15 Jahren noch im März 1945 teilnehmen musste, erzählt er auch Anekdoten seines Heimatortes und dem Hunsrück.

Fast 70 Jahre hat es gedauert bis sich Otto Berg noch einmal mit seiner Kindheit auseinandergesetzt hat. »Vor vier Jahren hat mich mein guter Freund Joachim Bender nach anfänglichem Sträuben dazu überredet mein Erlebnisse im Krieg und der anschließenden Kriegsgefangenschaft, die ich nur knapp überlebte, für meine Nachkommen zu erhalten«, beschreibt Berg. Dass aus seinen Aufzeichnungen ein Buch werden würde, damit hat er nicht gerechnet. Eigentlich hatte er mit diesem Kapitel seines Lebens abgeschlossen. Doch einmal angefangen, schrieben sich die Seiten fast von allein. Immer mehr und mehr Erlebnisse aus seiner Kindheit fielen ihm wieder ein. So hatte er innerhalb weniger Wochen 560 Seiten zu Papier gebracht – alles in Handschrift. »Um es der Nachwelt zu erhalten hat Joachim meine Niederschriften in Druckschrift zu gebracht«, so der 86-jährige. »Mein Sohn Armin hatte dann die Idee ein Buch daraus zu gestalten.« Der entstandene Zeitzeugenbericht »Erinnerungen 1929 – 1945: Eine Kindheit im Dritten Reich« deckt dann auch seine ganze Kindheit bis zum Ende des Krieges ab. »Der erste Teil seines Buches ist voll von Anekdoten und „normalen“ Kindheitserlebnissen«, sagt Berg, wie Streiche und spannenden Erlebnissen, zum Beispiel das Abspringen vom fahrenden Zug. Was die Erinnerungen interessant macht, ist dass sie ein Bild des Hunsrücks und seinen Bewohnern dieser Zeit vermitteln. Viele Geschehnisse spielen sich unter anderem in Wüschheim, Budenbach, Laubach, Hecken, Dill oder auch Simmern ab. Auch Hunsrücker Originale, wie der »Beltheimer Josef«, der seinerzeit im ganzen Hunsrück bekannt war, haben sich der Erinnerung Otto Bergs nicht entzogen. Auf den ersten Seiten entsteht der Eindruck einer unbeschwerten Jugend, auch weil sein Heimatdorf größtenteils vom Kriegsgeschehen verschont blieb. Doch der Weltkrieg war auch im Hunsrück erkennbar. »Während des Frankreichfeldzuges 1940 war in Kirchberg ein Feldflughafen und ich war als 10-jähriger oft mit meinem Vater dort, um die Flugzeuge zu bestaunen. Aber auch Verwundete habe ich gesehen, die aus Flugzeugen geholt wurden.« Dies war ein Vorbote, was Otto Berg erleben sollte. Er erinnert sich: »Mit 14 kamen wir in die Hitlerjugend, wo unsere vormilitärische Ausbildung in Kastellaun begann.« Im Alter von 15 Jahren wurde er dann 1945 kurz vor Kriegsende noch zum Kriegsdienst abgerufen. »Wir waren wir zunächst im Wehrertüchtigungslager Waldalgesheim einer schweren Ausbildung ausgesetzt. Als die Amerikaner immer näher kamen, sollten wir über den Rhein.« So begann ein beschwerlicher und leidensgeplagter Weg durch das kriegserschütterte Deutschland bis nach Welbsleben in Sachsen. Das Ende seines Zeitzeugenberichtes bildet die harte Kriegsgefangenschaft, aus der er ausgemergelt und verlumpt im Juni 1945 nach Alterkülz zurückkehrte. »Anfangs hat mich fast keiner erkannt, selbst meine Eltern nicht.« Die Niederschrift hatte das Interesse von Otto Berg geweckt, seine alten Kameraden und Menschen, denen er im Krieg begegnet war, ausfindig zu machen. So machte er sich an die Arbeit – übers  Telefon und Internet. Er rief so lange Personen mit dem gleichen Namen aus Ortschaften an, bis er die Person oder Nachkommen ausfindig machte. Mittlerweile ist sein Buch bisher in ganz Deutschland auf Interesse gestoßen. Geld macht Otto Berg mit seinen Büchern nicht – und will es auch gar nicht. »Mein Ziel ist es, dass alle, die es interessiert, meine Geschichte lesen können“, betont er. Auch deshalb ist sein Buch auf seiner Internetseite als PDF-Datei kostenlos zu lesen. Wer lieber ein Buch in der Hand hat, dem schickt Berg gern ein Exemplar zu. Der Preis von 15 Euro deckt dabei lediglich die Druckkosten sowie den Versand. Das 263 Seiten starke  Buch »Erinnerungen 1929 - 1945: Eine Kindheit im Dritten Reich« von Otto Berg ist direkt bei ihm erhältlich: Tel. 0 67 62 / 62 94. Der Autor schickt das Buch auch bequem nach Hause. Das Buch kann auch online unter www.ob29-45.de gelesen werden.


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