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Die letzte Fahrt einer 114 Jahre alten Dame

Sag zum Abschied leise Servus! Die 114 Jahre alte O&K-Dampflok fährt zum letzten Mal im Feldbahnmuseum Guldental an der Nahe, und zwar beim Abschiedsfahrtag am Sonntag, 2. Juli, von 11 bis 17 Uhr.

»Leider müssen wir uns im Feldbahnmuseum von unserer schönen alten Dampflok verabschieden und wollen den Abschied vor dem Verkauf  der Lok nach Österreich würdig begehen, und zwar mit einem letzten Dampflokfahrtag am Sonntag, 2. Juli", so Museumsleiter Gerhard Faust. Die im Jahr 1903 in Berlin gebaute O&K-Dampflok ist die älteste in 600 mm Spur noch betriebsbereite Dampflokomotive in Deutschland. Sie wurde nach Nordspanien in das Kohlebergwerk Mina de Utrillas geliefert, wo sie bis zur Stilllegung 1975 auf einer Anschlussbahn zur Regelspur fuhr. 1984 kam sie zurück nach Deutschland und 1985 nach Guldental. 1988 begann die langwierige und mühsame Restaurierung, die jedoch durch die Wende 1989 eine Wendung erfuhr. »Bei der deutschen Reichsbahn gab es noch ein Ausbesserungswerk in Meiningen, das die aufwändige Erneuerung des Dampfkessels zu relativ günstigen Konditionen und mit viel Know-How ausgeführt hat«, erinnert sich Museumsleiter Gerhard Faust. Eine glückliche Fügung, denn im Gegensatz zu Westdeutschland gab es in Ostdeutschland noch viele Dampfloks im Regelbetrieb. Die Jungfernfahrt der restaurierten Dampflok konnte am 1. Mai 1995, mehr als zehn Jahre nach dem Erwerb auf dem Gelände des Campingplatzes gefeiert werden. Über 15 Jahre tat die alte Dame ihren Dienst, dann musste sie aufgrund eines Kesselrohrschadens abgestellt werden - eine Reparatur des Kessels hätte bis zu 30 000 Euro gekostet. »Als weiteres Problem kam hinzu, dass man zur Erlangung des sogenanntes Kesselscheins ein kostspieliges und aufwändiges Verfahren durchlaufen muss«, so der Museumsleiter. Lokführer sind deshalb rar gesät und der bisherige Lokführer Bernd Schramm aus dem Saarland musste aus Altersgründen aufhören. Museumsleiter Faust entschloss sich deshalb schweren Herzens, die Lok zu verkaufen. Im Zusammenhang mit dem Lokverkauf wurde die Kesselrohre bei der Firma Lonkwitz in Wetzlar komplett erneuert und vom TÜV Hessen abgenommen. Jetzt steht sie für ein paar Wochen noch einmal an ihrem alten Standort, damit der neue österreichische Besitzer angelernt werden kann. Das Museum hat nun die Gelegenheit ergriffen, um die Lokomotive am nächsten Fahrtag, Sonntag, 2. Juli, ein letztes Mal auf die Gleise zu schicken. Wer es miterleben möchte: Das Feldbahnmuseum ist am Fahrtag von 11 17 Uhr geöffnet. www.feldbahnmuseum-guldental.de


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