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Tiere können nicht ins Homeoffice (VIDEO)

Der Lockdown trifft auch die Tierparks im Kreis hart. Die Tiere müssen versorgt werden - ohne Besuchereinnahmen gehen die Reserven deutlich zur Neige. Dankbar ist man hier über die Solidarität aus der Bevölkerung.
Markus Wüllenweber (rechts) übergibt eine großzügige Futterspende an Kristof Fröhlich vom Tierpark Rheinböllen. (Foto: Andreas Bender)

Markus Wüllenweber (rechts) übergibt eine großzügige Futterspende an Kristof Fröhlich vom Tierpark Rheinböllen. (Foto: Andreas Bender)

Seit November 2020 befinden sich auch Zoos und Tierparks in Rheinland-Pfalz im Lockdown. Ohne Besuchereinnahmen werden die Reserven knapp, wie Kristof Fröhlich (Geschäftsführer) im Video erklärt. Mehr zur Situation der Tierparks lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe des WochenSpiegel Hunsrück und Rhein-Mosel. Im Namen aller Mitarbeiter und Tiere haben der Tier-Erlebnispark Bell, der Adler- und Wolfspark Kasselburg, der Zoo Landau, der Eifelpark Gondorf, der Zoo Neuwied sowie der Tierpark Rheinböllen den folgenden offenen Brief an die Ministerpräsidentin verfasst. Dabei betonen Sie: "Unser Schreiben ist keine Klage, auch keine Anklage. Es ist eine Bitte. Wir brauchen Ihre Unterstützung."

Offener Brief

Sehr geehrte Ministerpräsidentin, liebe Frau Dreyer, mit diesem offenen Brief möchten wir uns an Sie wenden und Ihnen zunächst dafür danken, dass Sie sich vor einigen Tagen so zeitnah der akuten Problematik des Zoos Neuwied angenommen haben. Wir alle haben dies positiv erlebt und freuen uns, dass sich die Situation in Neuwied durch die Hilfe und das Bewusstsein vieler Beteiligter verändern konnte. Die Situation ist für alle Zoos und Tierparks in Rheinland-Pfalz von erheblicher Schwierigkeit. Wir stehen nicht nur vor großen Herausforderungen, sondern auch vor großen Sorgen. Deshalb wenden wir uns an Sie und bitten Sie um Ihre Unterstützung. Wir erleben, dass Tierparks in anderen Bundesländern geöffnet haben, während wir die Verpflichtung zur Schließung ernst nehmen und dieser seit vielen Wochen nachkommen. Allerdings sehen wir die Möglichkeit, dass wir analog zur Situation im vergangenen Frühsommer dafür Sorge tragen könnten, mit Abstands- und Hygienekonzepten Menschen in unsere Einrichtungen zu lassen. Dies kann und muss ja die Grundlage für die Öffnung in den anderen Bundesländern sein. Wir haben erlebt, wie sehr dies gerade Familien eine Erleichterung und willkommene Abwechslung für die Kinder bringt. In Zeiten von Homeschooling wäre dies gewiss eine gute Sache. Selbstverständlich wissen wir auch um den Run, den es im vergangenen Jahr zwischenzeitlich auf Freilufteinrichtungen gab, wir sind uns der damit verbundenen Verantwortung bewusst. Uns begleitet die Sorge, dass auf Sicht nicht nur finanzielle erhebliche Schieflagen entstehen, sondern wir unserer Aufgabe, dem Tierwohl gerecht zu werden, nicht mehr nachkommen können. Wir wissen, dass das Land Rheinland-Pfalz dann mit Futterhilfen und der Unterstützung bei Tierarztkosten hilft, wenn die wirtschaftliche Not groß ist. Dies kann allerdings keine Perspektive und auch keine Grundlage unseres Arbeitens darstellen. Denn wir wollen und müssen wirtschaftlich weiter so solide bleiben, dass unsere Einrichtungen und damit unsere Tiere gar nicht erst in eine existenzielle Not kommen. Wir schätzen die erhebliche Spendenbereitschaft der Menschen für den Zoo Neuwied sehr und sind ebenfalls für viele Menschen sehr dankbar, die uns persönlich auf unterschiedliche Weise unterstützen. Dieser Rückhalt bedeutet uns und für unsere Tiere sehr viel. Alleine wird diese Unterstützung aber nicht genügen. Eine Futterhilfe des Landes, die nicht ausschließlich auf blanke Not und Überlebensangst bezogen ist wie bisher, würde uns schon etwas helfen. Allerdings möchten wir auch anmerken, dass die Kosten für Futter und Tierarzt nur einen wirklich kleinen Teil der Gesamtkosten unserer Betriebe ausmachen. Wir sparen seit Monaten wo wir können, aber unsere Möglichkeiten sind auch hier begrenzt. Denn die Tiere sollen keinen Schaden nehmen. Möglicherweise hat das Land, ob über Fördergelder oder Corona-Hilfen oder aber auch über Institutionen wie die Stiftung Natur und Umwelt, die Entwicklungsagentur oder andere Einrichtungen Potenziale, uns konkret helfen zu können. Wir sind unter anderem auch in Artenschutzprojekten engagiert, die weit über die Grenzen unserer Betriebe hinaus, konkrete Hilfe leisten, die wesentlich ist. Diese mussten wir leider auch zurückfahren, um überleben zu können. Die November- und Dezemberhilfen sind bislang abgesehen von Abschlagszahlungen noch nicht geflossen, uns ist bewusst, dass wir damit nicht alleine stehen. Dennoch möchten wir Sie bitten, sich unserer Sache anzunehmen und neben diesen wirtschaftlichen Unterstützungen auch perspektivisch Wege aufzuzeigen, wie wir das Jahr 2021 meistern können. Aktuell gehen wir alle davon aus, dass wir dieses Jahr nicht als Betriebe überstehen können werden, wenn wir nicht allerspätestens zu Ostern öffnen können und danach auch längerfristig Besucher empfangen dürfen. Das Frühjahrs-, Oster und Sommergeschäft ist stets die Basis für ein Überstehen des besucherarmen Winters. Der Sommer 2020 war hinsichtlich der Besuche gut, aber der gegenwärtige dritte Lockdown-Monat in Folge lässt uns zittern.  Unser Schreiben ist keine Klage, auch keine Anklage. Es ist eine Bitte. Wir brauchen Ihre Unterstützung.


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