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Klaus Desinger

Keine großen Gegenmaßnahmen nach Rekord-Infektionszahlen

Ein heilloses Durcheinander gibt es bei der Darstellung der Infektionszahlen im Kreis Birkenfeld. Während die Kreisverwaltung gerne von einer 7-Tage-Inszidenz von 62 spricht, registriert das Landesuntersuchungsamt den Wert von 108 am Sonntag. Grund: Die erkrankten amerikanischen Soldaten in Baumholder seien erst gar nicht und dann nur auf großes Drängen der Kreisverwaltung in die Statistik einbezogen worden - und das dann noch falsch, so die Behörde, da die Amerikaner ihre Zahlen aus den vergangenen Monaten nun gebündelt angaben, "sodass Befunde von Ende September und Anfang Oktober noch in die 7-Tage-Inzidenz einflossen", wie der Kreisbeigeordnete Peter Simon darlegt.

Ohne das US-Militär beträgt die 7-Tage-Inzidenz bei 37 bestätigten Fällen 46 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner. Einschließlich der 15 innerhalb der letzten Wochen an Covid-19 erkrankten GIs ergibt sich eine Inzidenz von 62, da nur 2702 Amerikaner auf die Bevölkerungszahl anzurechnen sind.  In der Stadt Idar-Oberstein ist die 7-Tage-Inzidenz auf 70, in der Verbandsgemeinde Herrstein-Rhaunen auf 67 geklettert.

Das sind die neuen Maßnahmen

Vor allem mit einer strikten Begrenzung der Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen und privaten Feiern und einem Verzicht auf Sport mit Publikum wollen Landesregierung und die Kreisverwaltung die Ausbreitung der Corona-Pandemie im Landkreis Birkenfeld eindämmen. Darauf verständigte sich die gemäß dem Corona-Warn- und Aktionsplan des Landes einberufene Taskforce am Samstag. Die Maßnahmen setzen eine vom Kreis zu erlassende Allgemeinverfügung voraus und können daher erst Mitte der Woche in Kraft treten. Zunächst sollen sie für einen Monat gelten. Etwaige Verschärfungen oder Lockerungen werden kurzfristig abgestimmt.

Problem: Private Feiern

Weil die meisten Fälle, die die Inzidenz nach oben getrieben haben, auf private Feiern zurückzuführen sind, begrenzt der Landkreis Feiern im öffentlichen und privaten Raum auf zehn Teilnehmer aus zwei Hausständen. Veranstaltungen drinnen und draußen werden auf 75 Personen limitiert. Dabei müssen pro Kopf wenigstens zehn Quadratmeter zur Verfügung stehen. Sportveranstaltungen – auch unter freiem Himmel – sind nur noch ohne Zuschauer erlaubt. Für die Gastronomie gibt es vorerst keine Auflagen, die über die Corona-Bekämpfungsverordnungen des Landes hinausgehen: Die Taskforce setzt darauf, dass das für die US-Soldaten verhängte Betretungsverbot in den Bars und Pubs in Baumholder Wirkung zeigt. Polizei und Ordnungsbehörden kündigen für alle Bereiche strenge Kontrollen an.  Außerdem appelliert der Kreis an die Bürger, auf stark frequentierten Plätzen – auch in Fußgängerzonen – Masken zu tragen und Martinszüge, Weihnachtsmärkte und ähnliche Festivitäten abzusagen.

Kritik an der Transparenz der Kreisverwaltung

Im Zentrum der Kritik steht einmal mehr die Tranparenz und die Öffentlichkeitsarbeit der Kreisverwaltung. Pressemitteilungen werden gelegentlich erst versendet, nachdem sie bereits im Internet kursieren. Und: Wusste Landrat Dr. Matthias Schneider bereits vor Monaten von Unstimmigkeiten in Sachen Corona bei den GI's in Baumholder, wie Medien berichteten? Scharfer Kritiker ist auch Ex-Landrat Axel Redmer, der am Samstag auf Facebook seinem Unmut freien Lauf ließ. "Im Kreis Birkenfeld schießen die Corona-Neuinfektionen gerade durch die Decke und haben heute einen Siebentagewert von 93 erreicht! Den zweithöchsten Wert in ganz Rheinland-Pfalz. Großen Handlungsbedarf scheinen Kreisverwaltung und Kreistagsfraktionen aber nicht zu sehen. Die nächste Sitzung, die sich mit der Entwicklung befassen soll, findet übernächste Woche statt. Wohl denen, die Herbstferien machen können und verreisen", schreibt er auf Facebook.

Scharfe Kontrollen nötig

Die Taskforce hatte allerdings schon am gleichen Tag konferiert, die oben genannten Maßnahmen am heutigen Sonntag verkündet. Viel frequentierte Plätze und Straßen im Landkreis gibt es jedoch er weniger, scharfe Kontrollen der Maskenpflicht beispielsweise wären zielführend. Allein in einem Supermarkt in Idar konnte man gestern Nachmittag beobachten, wie junge Leute gänzlich ohne Masken Wein kauften, auf Krawall gebürstet waren. Und die Kassiererin hatte die Maske erst unter dem Kinn, bevor sie diese schließlich ganz entfernte.


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