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200 Flüchtlinge in Idar-Oberstein angekommen

"Es hat sich Einiges ereignet heute Nacht", begrüßte Oberbürgermeister Frank Frühauf die Meidenvertreter bei der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz auf dem THW-Gelände am Rilchenberg. 200 Flüchtlinge, unter anderem aus Syrien und Eritrea, sind in der Nacht kurzfristig mit Bussen aus der Trierer Erstaufnahmeeinrichtung nach Idar-Oberstein gebracht worden. Die Situation dort sei derzeit "nicht zufriedenstellend", erläuterte Landrat Dr. Matthias Schneider. Die Menschen wurden in der ehemaligen Fahrzeughalle des THW untergebracht. Die Unterkunft in Idar-Oberstein ist aber keine eigenständige Einrichtung, sondern eine Dependance von Trier, das zumindest steht fest. Laut Erstinformation sollen die Flüchtlinge für 72 Stunden in Idar-Oberstein verbleiben, bevor sie weiter verteilt werden, doch dies zerstreute sich bereits im Laufe des Vormittags. Zwar haben die leitenden Kräfte vor Ort derzeit noch keine genaue Info vom Innenministerium erhalten, aber alle gehen mittlerweile von einer längeren Verweildauer der Flüchtlinge aus. Ebenfalls nicht bestätigt habe sich die Information, nach der die Flüchtlinge sich nur auf "Durchreise" in Idar-Oberstein befänden, bevor es weiter für sie nach Diez im Rhein-Lahn-Kreis geht, so Landrat Schneider.

OB Frühauf erhielt die Nachricht aus dem Minsterium gestern Abend während einer Sitzung, die dann auch schnellstens zu Ende gebracht wurde. "Wir hatten gerade einmal eine Vorlaufzeit von zwei Stunden, bis der erste Bus ankam", erklärte der OB, "Es ist einfach Wahnsinn, was THW, Feuerwehr und das DRK in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben, einfach phänomenal", lobte Frühauf alle Helfer. Er selber und auch Bürgermeister Friedrich Marx haben sich nahezu die gesamte Nacht um die Ohren geschlagen und waren bei der Aktion dabei, um sich direkt vor Ort ein Bild zu machen, dabei zu sein und um zu helfen und zu koordinieren. Das THW hat Betten aus ganz Rheinland-Pfalz angefordert, die innerhalb kurzer Zeit schon aufgebaut werden konnten, die Feuerwehr hat ein großes, beheiztes Duschzelt aufgebaut, Handtücher sollen im Laufe des Tages eintreffen. Auch ein Toilettenwagen ist angefordert, denn die ehemalige Fahrzeughalle verfügt über nur wenige WCs. Die Versorgung mit Essen und Getränken übernimmt ebenfalls rund um die Uhr das THW. Viele Idar-Obersteiner Unternehmen haben bereits Essen, Wasser und Hygieneartikel gespendet, so dass hier zunächst kein Bedarf besteht. Die Spenden- und Hilfsbereitschaft, auch von Privatleuten, sei riesig, freute sich Thomas Petry, der nicht als Landesvorsitzende der Grünen vor Ort war, sondern in seiner Funktion als Ortsbeauftragter des THW-Ortsverbandes Idar-Oberstein. Medizinische Versorgung angelaufen Auch die medizinische Versorgung der Flüchtlinge sei gut angelaufen, erklärte der St. Wendeler Amtsarzt Andreas Kramer. "Die Lage haben wir soweit im Griff, bei gesundheitlichen Problemen können sich die Menschen jederzeit an die Kräfte vor Ort und das Gesundheitsamt wenden." Besonderheiten oder medizinische Auffälligkeiten habe es bis dato keine gegeben. Die Polizei ist ebenfalls seit heute Nacht vor Ort. "Wir haben natürlich einerseits unseren Auftrag der Gefahrenabwehr und der Strafverfolgung, aber da ist auch eine beachtliche ethische Komponente dabei. Wir müssen diese Aufgabe nicht nur erfüllen, wir wollen sie auch erfüllen, Hinwendung zu den Flüchtlingen zeigen", erklärte der Trierer Kriminaldirektor Norbert Hausen. Man habe viel Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln können und arbeite seit Jahren mit weiteren Hilfsstellen wie THW, Feuerwehr und DRK zusammen. "Wir werden auf jeden Fall präsent sein und uns der Aufgabe stellen", so Hausen. Kritik geübt am Ministerium Neben all den lobenden Worten für die geleistete Arbeit wurde aber auch Kritik laut. "Wir haben es nur dem persönlichen Einsatz all der Menschen hier, des THW, der Feuerwehr, der Polizei, des Roten Kreuzes zu verdanken, dass alles so gut und schnell geklappt hat", resümmierte Landrat Dr. Matthias Schneider in der Pressekonferenz. "Ich muss aber auch Kritik üben, und zwar am Land Rheinland-Pfalz. Das war kein strategisch koordiniertes Handeln, wie man es eigentlich erwarten sollte", so Schneider weiter. Dem pflichtete OB Frühauf bei: "Nur Dank des Einsatzes dieser tollen und engagierten Helfer hat die Logistik so hervorragend geklappt, hier hat jeder Einzelne großartige Arbeit geleistet. Allein das THW war mit rund 70 Männer und Frauen vor Ort. Etwas mehr Vorlaufzeit vom Innenministerium wäre wirklich gut gewesen, dann hätten wir hier noch mehr auf die Beine stellen können." Flüchtlinge noch nicht identifiziert Die Hauptaufgabe für die Verantwortlichen ist in den kommenden Tagen die Identifizierung der 200 Menschen. Darunter sind nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen, Kleinkinder und Säuglinge. "Sie alle haben das Clearing noch nicht durchlaufen, deshalb ist zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht klar, wer diese Menschen sind", erläuterte Landrat Schneider.Das Clearing sei die zentrale Aufgabe, mit der man sich nun strukturiert auseinandersetzen müsse. Von "sich überschlagenden Ereignissen" sprach auch Bürgermeister Friedrich Marx."Wir müssen hier und jetzt mehr Gas geben. Die Fahrzeughalle des THW ist zwar heizbar, dennoch ist und bleibt es eine Notunterkunft, in der Menschen nicht dauerhaft untergebracht werden können." Deshalb werde er gemeinsam mit OB Frank Frühauf und dem Innenministerium bereits morgen in Frage kommende Gebäude in der Stadt inspizieren, in die die Flüchtlinge verlegt werden könnten. Zur Sprache kam unter anderem die Weinsau-Schule und die Straßburg-Kaserne. "Immerhin wissen wir nicht, was als nächstes passiert. Kommt vielleicht noch ein Bus, kommen nochmal 200 weitere Menschen hierher? Wir wollen lieber vorbereitet sein und uns nicht überrollen lassen und ich denke, wir sind auf einem guten Weg", betonte OB Frühauf. Das Gespräch suchen Mitglieder des Idar-Obersteiner Migrationsbeirates sind ebenfalls vor Ort, suchen das Gespräch mit den Flüchtlingen. Man habe heute bereits viele Geschichten über ihre Erlebnisse auf der Flucht gehört, die Menschen würden gern erzählen und seien froh, wenn sich jemand für sie und ihr Leben interessiert.Oberbürgermeister Frank Frühauf erzählte, dass die Stadt bereits Kontakt zu Menschen herstellt, die mehrere Sprachen sprechen und dass es in Idar-Oberstein pensionierte Ärzte gibt, die aus Syrien stammen und die sich hier einbringen. Ein stetiges Angebot an Deutschkursen müsse geschaffen werden, das hält Thomas Petry für die wichtigste Säule der Integration. Spenden können morgen abgegeben werden Zwar mangelt es in der Einrichtung nicht an Lebensmitteln, aber andere Dinge werden dringend benötigt. Eine erste ladung Spielsachen aus örtlichen Kitas und Grundschulen sei zwar schon eingetroffen, der Bedarf aber noch nicht gedeckt. Im Einzelnen werden folgende Dinge dringend gebraucht:

  • warme Kleidung (Pullover, Jacken, Schals etc.)
  • Männerschuhe ab Größe 41
  • Frauenschuhe
  • Socken und Strümpfe
  • Spielzeug
  • Kleidung für Kleinkinder und Säuglinge
  • große Reise- oder Sporttaschen und Rucksäcke (ab 40 Liter) sowie Koffer
Die Spenden können bereits morgen, Samstag, 12. September, von 10 bis 14 Uhr, auf dem ehemaligen THW-Gelände in Idar, Reichelsdell 35, abgegeben werden. Weitere Termine folgen.


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