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Klaus Desinger

Gretchen Dutschke liest in der Stadtbibliothek

Einen außergewöhnlichen Gast kann die in der Obersteiner Fußgängerzone gelegene Stadtbücherei am Donnerstag, dem 28. März, um 20 Uhr, begrüßen. Auf Einladung des Kulturvereins „Die Schnecke“ liest Gretchen Dutschke aus ihrem im letzten Jahr erschienenen Buch „1968 – Worauf wir stolz sein dürfen“. Die Witwe des 68er-Studentenführers Rudi Dutschke gilt als eine der kompetentesten Zeitzeuginnen der Studentenrevolte der 1960er-Jahre.
Gretchen Dutschke. Foto: Kursbuch-Verlag

Gretchen Dutschke. Foto: Kursbuch-Verlag

War die Studentenbewegung in ihren Anfängen weitestgehend eine Männerangelegenheit, gehörte die 1942 in Illinois geborene US-Studentin Gretchen Klotz zu den wenigen Frauen, die wirksam ihre politischen und gesellschaftlichen Positionen zur Geltung brachten. Einerseits ging von ihr die Initiative zur Bildung der Kommune I, einer kollektiven, nichtentfremdeten Arbeits- und Lebensgemeinschaft, aus, andererseits ehelichte sie ganz traditionell Rudi Dutschke, was zur damaligen Zeit unter SDS-Akteuren verpönt war. Galten Frauen doch „als Zubehör, das nach Belieben weggelegt werden konnte“. Fundiert, leidenschaftlich, kritisch Nach dem Tod ihres Mannes ging Gretchen Dutschke mit ihren Kindern zurück in die USA. Seit 2009 lebt sie wieder in Deutschland und besitzt auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihre Kinder arbeiten und leben in Berlin und Dänemark. Gretchen Dutschke wird unter Historikern nicht nur als überaus sachliche Zeitzeugin, sondern insbesondere auch wegen ihrer Biografie über Rudi Dutschke, die sie 1996 veröffentlichte, geschätzt. Im Gegensatz zur „Veteranenliteratur“ von Götz Aly oder Rainer Langhans blickt Gretchen Dutschke fundiert, leidenschaftlich, aber auch mit kritischem Blick auf die 68er-Zeit. Entschlossen verteidigt sie, was damals aus ihrer Sicht richtig war und die Gesellschaft freier und demokratischer machte. Doch ebenso klar benennt sie auch die Schwachstellen der damaligen Entwicklung mit Sektierertum und dem Abgleiten in Gewalt, für das es keinerlei politische Begründung gab.  


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