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Diskussion im Schloss: Wie steht es um die Lesekompetenz?

Die Lesekompetenz deutscher Schüler stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion, zu der die Friedrich-Naumann-Stiftung am Donnerstag ins Neue Schloss nach Simmern geladen hatte.

Rund 50 Gäste lauschten interessiert Bildungsexperten aus Schule, Universität und Politik. Überschrieben war die Veranstaltung mit dem Titel „Lesen als Schlüssel zur Welt. Lesekompetenz neu gedacht“. „Die Fähigkeit zu lesen, trägt letztlich zur demokratischen Stabilität bei", betonte die FDP-Bundestagsabgeordnete Carina Konrad einleitend. Der Stellenwert des Lesens scheine für Kinder und Jugendliche allerdings abzunehmen. Auch Ernst Otto Kronauer, der als Beigeordneter der Stadt Bürgermeister Dr. Nikolay vertrat, hob die große Bedeutung des Lesens für die zwischenmenschliche Interaktion hervor. Von seinen Erkenntnissen aus den Lesestudien berichtete im Anschluss Edgar Hammes, Lehrbeauftragter an der Uni Koblenz, in einem Impulsvortrag. Er kritisierte, dass 40 Prozent der Grundschullehrer Deutsch unterrichteten, ohne das Fach je studiert zu haben. Außerdem fokussierten sich Schulen zu stark auf literarische Texte, statt mit den Schülern mehr alltagsbezogene Texte zu erarbeiten. „Lesen“, so Hammes, „ist ein Instrument zur Sinn- und Welterschließung.“ Die anschließende Podiumsdiskussion wurde moderiert von Erik Babucke vom Zentrum für Schulleitung und Personalführung Rheinland-Pfalz. Als Experten diskutierten die Landtagsabgeordnete Helga Lerch, BBS-Lehrer Thorsten Hachmer und Realschullehrer Frank Handstein. Bibliothekarin Sonja Weinert musste ihre Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Die Rettung des Lesens als Kulturgut, so Handstein, sei als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Auch die bildungspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion, Helga Lerch, sah die Verantwortung für die Leseförderung zunächst im Elternhaus und erst im zweiten Schritt bei Kitas und Schulen. Für ihre Forderung, nicht-deutschsprachige Kinder zu integrieren, statt sie zu separieren, erhielt Lerch viel Applaus – eine Anspielung auf die öffentliche Diskussion, die nach einer Äußerung des CDU-Politikers Carsten Linnemann entbrannt war. Hachmer hält das Medium Buch für überschätzt; seiner Ansicht nach haben digitale Medien die gleiche Berechtigung. Einig waren sich alle Experten darin, dass eine Methodenvielfalt der Lehrenden zum Leseerfolg beitragen kann.


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