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Förderkredite: So erhalten Unternehmen jetzt Hilfe

Sparkassen helfen mit Unterstützung der KfW und der Förderinstitute der Bundesländer mit Förderkrediten gegen die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus. Wie man jetzt schnell Hilfe bekommt, erklären die beiden Vorstände der Kreissparkasse Rhein-Hunsrück Klaus Wende und Wolfgang Nass im Interview.

Wie beurteilen Sie die Situation der Unternehmen im Rhein-Hunsrück-Kreis im Hinblick auf die Corona-Krise? Klaus Wende: Die meisten Unternehmen im Rhein-Hunsrück-Kreis spüren die Auswirkungen der Krise. Die erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens bringen massive Einbußen mit sich. Fast alle Branchen sind in unterschiedlicher Weise betroffen. Bei vielen sind die Umsätze innerhalb von Tagen deutlich zurückgegangen oder sogar komplett weggefallen. Die laufenden Kosten können nur teilweise reduziert werden oder bleiben zunächst ganz bestehen. Dies führt natürlich zu deutlichen Liquiditätsproblemen. Wie leisten Sie hier konkret Hilfe? Wolfgang Nass: Wir versuchen von Beginn der Krise an, mit unseren betroffenen Kunden in Kontakt zu kommen und zu bleiben. Wir führen Listen über alle Kundenanfragen, um alles systematisch abarbeiten zu können. Jeder Kunde soll wissen, dass wir handlungsbereit sind und ganz konkret mit finanziellen Mitteln zur Verfügung stehen. Nach ersten Vorgesprächen vor ein bis zwei Wochen konkretisieren die Kunden ihre Liquiditätsbedarfe, die seit einigen Tagen in konkrete Kreditanfragen münden. Es stehen jetzt zum Monatsende ja auch besondere Zahlungen, insbesondere Löhne an. Welche Förderung können Ihre Firmenkunden im Detail erhalten? Klaus Wende: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die ISB Rheinland Pfalz haben umfangreiche Kreditprogramme mit bis zu 90% Haftungsfreistellung aufgelegt. Die Antragswege sind seit 23.März 2020 offen, der Bewilligungsweg wurde deutlich vereinfacht. Bis zu einem Betrag von 3 Millionen  Euro erfolgt die Risikoprüfung ausschließlich bei der Hausbank. Damit können die Zusage und der Zugang zu den Krediten deutlich beschleunigt werden. Alle Maßnahmen leiten wir umgehend und möglichst unbürokratisch ein. Die Anträge können über die den Kunden bekannten Firmenkundenberater oder über die Geschäftsstellenleiter auf dem Weg gebracht werden. Außerdem steht über unsere Internetfiliale ein "digitaler" Antragsweg mit allen dazu erforderlichen Unterlagen zur Verfügung. Hier findet man auch alle Informationen und Bedingungen der Förderprogramme Wolfgang Nass: Darüber hinaus bieten wir direkte Hilfe aus sparkasseneigenen Kreditmitteln zur Überbrückung an. Bis zur Auszahlung der KfW- / ISB -Mittel stellen wir über ein Sonderprogramm deutliche verbilligte Kredite zur Verfügung. Außerdem werden Tilgungsaussetzungen von 3-6 Monaten auf Anfrage sofort umgesetzt. Von einem in den Medien oft zitierten „Flaschenhals“ kann bei den Sparkassen und Volksbanken in der Region aus unserer Sicht keine Rede sein. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr engagiert und setzen die Dinge zügig um. Reichen denn Kredite aus, um die Krisenfolgen abzufedern? Klaus Wende: Kredite sind ein erster wichtiger Schritt, um die Zahlungsfähigkeit und damit den Fortbestand des Unternehmens sicherzustellen. Wir wissen natürlich - genau wie unsere Kunden - dass die weitreichenderen Folgen die Ertragseinbußen sind. Die Umsätze lassen sich kaum wieder nachholen. Je nach Dauer der Einschränkungen werden die Unternehmen Verluste verkraften müssen, die erst in den Folgejahren wieder aufgeholt werden können. Der Bund und das Land haben für kleinere Unternehmen zusätzlich Zuschussprogramme aufgelegt, die krisenbedingte Ausfälle teilweise abdecken sollen. Die konkreten Bedingungen und Antragswege werden kurzfristig veröffentlicht. Aber alle müssen jetzt auf Sicht fahren. Auch nach der Krise werden wir natürlich mit unseren Kunden über mittelfristige Lösungen sprechen und unsere Unterstützung anbieten. Wie sieht es für Privatkunden aus? Gibt es auch hier Möglichkeiten zur Hilfe? Wolfgang Nass: In den kommenden Wochen werden wahrscheinlich einige unserer Kunden durch die aktuelle Situation ihren Job verlieren oder mit Kurzarbeitergeld zurechtkommen müssen. Auch in diesen Fällen setzen wir auf Anfrage großzügige Ratenaussetzungen sofort um. Diese Möglichkeit bieten auch unsere Verbundpartner LBS und Provinzial. Zusätzlich haben unsere von der Krise betroffenen Privatkunden auch die Möglichkeit, ihren eingeräumten Dispositionskredit zu einem günstigen Sonderzinssatz großzügig aufzustocken und nach der Krise bei Bedarf in ein - ebenso günstiges - Darlehen umzuschulden. Klaus Wende: Mit diesem Angebot wollen wir auch unseren Privatkunden das ermöglichen, was zurzeit vor allem für Unternehmen geschaffen wird: Eine kurzfristige Liquiditätshilfe, um die ersten schweren Wochen und Monate der Krise zu überstehen.


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