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Große Ehre für einen Thalfanger Rabbiner

Der Urenkel des berühmten Thalfanger Rabbiners Samuel Hirsch reiste aus dem fernen Florida an, um bei der Einweihung des Samuel-Hirsch-Platzes dabei zu sein. Dort soll ein Ort des Nachdenkens und der Erinnerung geschaffen werden.

»Es fühlt sich an, als würde man nach Hause kommen«, sagte Emil Gustav Hirsch aus Florida (USA) anläasslich der feierlichen Einweihung des Platzes, der seinem berühmten Urgroßvater Samuel Hirsch gewidmet ist. Es war das erste Mal, dass der fast 90-Jährige gemeinsam mit seinem Sohn den Ort besuchte, in dem sein Urgroßvater vor über 200 Jahren geboren wurde. Darüber weiß in Thalfang und Umgebung niemand mehr als der ehemalige Religionslehrer Elmar Ittenbach, durch den dieser Besuch erst möglich wurde. »Für Samuel Hirsch waren Toleranz, Freiheit und Humanität die Kriterien der Religion der Zukunft«, sagte Ittenbach. Diese religiöse Toleranz habe Hirsch als Kind in Thalfang als etwas Selbstverständliches kennengelernt. Neben dem neuen Namen sei auch noch ein Nachdenkmal, wie Ortsbürgermeister Burkhard Graul ausdrücklich betonte, geplant. Dazu seien Mittel aus einem EU-Förderprogramm beantragt worden. Eine Sitzmöglichkeit soll das Ensemble dann abrunden, einen Platz zum Nachdenken schaffen. "Die Gemeinde ist sehr stolz auf ihren berühmten Sohn. Der Platz wertet nicht nur den Ort, sondern auch die Thalfanger auf", so Burkhard Graul bei der Enthüllung des neuen Schildes. Denkmal in Anlehnung an den Grabstein von Samuel Hirsch in Chicago Wie das Denkmal aussehen wird, zeigte Elmar Ittenbach anhand eines von ihm gebauten Modells. Es veranschaulicht das, was für Samuel Hirsch wichtig war: Die Religion der Liebe und der Toleranz war für Hirsch die Religion der Zukunft. Neben den Begriffen Toleranz, Freiheit, Religion und Humanität soll das geplante Denkmal auch die Lebensdaten sowie die Stationen seines Wirkens tragen.  Wenige Tage zuvor war der Thalfanger Elmar Ittenbach mit dem German-Jewish-History Award für die Aufarbeitung der Geschichte der Thalfanger Familie Hirsch ausgezeichnet worden. Es ist maßgeblich sein Verdienst, dass dieser neue Gedenkplatz üüberhaupt zustande kommen konnte, lobte Burkhard Graul Ittenbachs Arbeit. So groß wie Samuel Hirschs Grabmal auf dem Friedhof in Chicago wird das Gegenstück in Thalfang allerdings nicht. Auch die Schüler der Realschule plus in Thalfang haben sich mit der jüdischen Geschichte beschäftigt und dabei das Grabmal aus Chicago nachgebaut. Die Freude war natürlich sehr groß, dass nun der Urenkel von Samuel Hirsch, Emil Gustav Hirsch, sie im Unterricht besucht. Schulleiterin Sabine Becker sagte: "Es war schon sehr ergreifend, mit den jungen Menschen über die Geschichte zu sprechen." Sie sei stolz darauf, den Urenkel von Samuel Hirsch kennengelernt zu haben. Ein kalter Winter und warmherzige Menschen Für Emil Hirsch war es sehr berührend, zu sehen, wie die Thalfanger das Andenken an seine Familie am Leben erhalten. Abschließend sagte er: »Das war ein bedeutender Tag für die jüdische und für die deutsche Kultur, die miteinander verbunden sind. Am Samstag fliegen wir nach Florida zurück, wo es viel wärmer ist – mit der Erinnerung an einen kalten Winter, aber sehr warmherzige Menschen in Deutschland. FIS


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