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Klaus Desinger

"Ein Clown gehört in die Manege"

Idar-Oberstein. Bernd Stelter tritt am 1. Mai um 18 Uhr im Stadttheater Idar-Oberstein auf. Wir sprachen mit dem Comedian.

Bernd Stelter

Bernd Stelter

Bild: Manfred Esser

Herr Stelter, mit welchen Gefühlen bestreiten Sie Ihre Show in Zeiten vom Krieg, können Sie unbeschwert lustig sein? Ich kann lustig sein, aber nicht unbeschwert. In einem meiner Texte heißt es, »erst wenn das Lachen stirbt, sind wir verloren«. Es ist im Moment nicht leicht zu lachen, aber nicht verboten. Der Mensch kann nicht 24 Stunden am Tag traurig sein. Und wenn man ein Clown ist, wie ich, will man immer in die Manege.

Die Pandemie verlangt Künstlern viel ab. Wie haben Sie die Zeit überbrückt? Mein Beruf ist zum Glück zweigeteilt. Ich schreibe Bücher, habe einen Krimi fertig geschrieben und mehr als zwei Drittel meiner Texte.

Kennen Sie Idar-Oberstein, was verbinden Sie mit der Stadt? Natürlich diese Edelsteingeschichte. Aber vor allem: Viele, viele Landstraßen und Autobahnen, die weit weg sind. Ich freue mich auf Städte mit Landschaft und Wanderwegen, denn ich gehe 10.000 Schritte am Tag und werde sicher auch dort wieder 7,8,9 Kilometer gehen.

Kabarett ist immer auch politisch... Sehr politisch. Ich werbe für eine solidarische Gesellschaft, bin aber nie tagespolitisch bei meinen Auftritten. Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Comedian und einem Kabarettisten? Ein Comedian macht seinen Job wegen dem Geld, ein Kabarettist wegen des Geldes (schmunzelt).

Beschreiben Sie kurz, worin es in Ihrem Programm geht. Obwohl ich schon 2019 mit dem Programm »Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende« begann, ist es jungfräulich. Die Pandemie kam dazwischen. Unterm Strich geht es darum, jeden Tag zu genießen, glückliche Momente einzusammeln und in die Hosentasche zu stecken. Karneval machen die Deutschen Dinge, die sie eigentlich nicht machen. Mit wildfremden Menschen reden. Auch darum geht es. Aber die Show ist nicht nur lustig.

Was machen Sie persönlich, um in diesen schweren Zeiten stabil und ausgeglichen zu sein? Ich halte es mit meinem alten Mentor Rudi Carrell: »Seid freundlich zu Leuten, die es gar nicht verdient haben«. Nach dem Motto, jeden Tag eine gute Tat, das macht mich zufrieden.

Wenn Krieg und Pandemie vorbei sein sollten, was werden Sie als Erstes tun? Ein paar Leute in den Arm nehmen. Das ständige Faust-auf-Faust-Knallen geht mit auf den Sack. Oder, wie Sarah Connor singt, auch mal wieder aus einem falschen Glas trinken.

Welchen Wunsch möchten Sie sich noch erfüllen? Dicke Autos werden auf Dauer unwichtig. Die fünf L sind für mich wichtig: Laufen, Lernen (aufgeschlossen bleiben), Lieben, Lachen, Loslassen. Auf meiner Bucket-Liste steht: Einmal die Pinguine in der Antarktis live sehen. Aber wenn das nicht klappt, ist es auch kein Weltuntergang. Die Fragen stellte Klaus D. Desinger


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