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Klaus Desinger

Nicht reden, machen!

Idar-Oberstein / Krakau. Florian Wurzbacher aus Idar-Oberstein hat sich bereits zum zweiten Mal auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze aufgemacht. Bei der ersten Tour erreichte er mit einem kleinen, angemieteten Kleinbus Krakau, 250 Kilometer westlich der Grenze.
Florian Wurzbacher (2.v.l.) zeigt den Flüchtlingen Schloss Oberstein und die »neue Heimat«.

Florian Wurzbacher (2.v.l.) zeigt den Flüchtlingen Schloss Oberstein und die »neue Heimat«.

Seine Mission: Geflüchteten helfen. In Krakau stießen noch Freunde von Wurzbacher dazu, von der Grenze konnten schon neun Personen abgeholt werden. Auch das Berghotel Kristall ist in die Aktion involviert. Dort wurden schon die ersten Flüchtlinge untergebracht. »Der Besitzer des Hotels ist ein starker Partner unserer Hilfsorganisation«, berichtet Wurzbacher. Der Hotelier hat sich bereit erklärt, mehrere Zimmer kostenlos zur Verfügung zu stellen. Wurzbacher selbst verschaffte sich zunächst an der Grenze einen Überblick und will dort helfen, wo es notwendig ist. Direkt bis an die Grenze kann er nicht mehr fahren, es gibt Ableitungen, wo Flüchtlinge mitgenommen werden können. Diese Auffangzentren fährt er an, hilft Frauen und Kindern und transportiert sie zu ihrem Wunschort.

"Einige wollen in Idar-Oberstein bleiben, das freut uns"

 »Einige wollen gerne in Idar-Oberstein bleiben«, freut sich der junge Mann, der weiter Mitstreiter sucht. Sachspenden gingen in Hülle und Fülle ein, wichtig sei jetzt, dass Menschen Wohnraum hier zur Verfügung stellen. »Wir können jetzt nichts mehr entgegennehmen, nur Tankggutscheine«, so Wurzbacher im WochenSpiegel-Gespräch. Die Fahrten an die Grenze gestalten sich nicht einfach, außerdem ist das Benzin vielfach knapp oder es gibt gar keins mehr. Am Wochenende holte er in Frankfurt eine Mutter mit zwei Kindern ab, die nicht so genau weiß, wie es weiter geht. Wichtig ist Wurzbacher eine Direktvermittlung, dass die ohnehin schon einer Tortur ausgesetzten Geflüchteten nicht noch mehr Leid erfahren.

Es sind Familien wie Du und ich

»Es sind Familien wie Du und ich, von der Flucht so mitgenommen, sie müssen nach der Odyssee mit ihren Kindern in den Aufnahmeeinrichtungen verharren. Daher brauchen sie einen Ort, wo sie auch erstmal bleiben können, ohne weitere Zwischenstationen ansonsten sei das menschenunwürdig. Wurzbacher und sein Team bietet auch Unterstützung beim Papierkram, Behördengängen, Beantragung von de nötigen Papieren. Die Flüchtlinge können sofort sozialversicherungspflichtig arbeiten beziehungsweise Sozialhilfe beantragen. »Wenn bei mir im Bus ein junges Mädchen Videos zeigt, wie ihre Schule bombardiert wird, dann ist das schon krass«, so der Helfer. Montagabend machte er sich erneut auf den Weg an die Grenze, wo schon eine Familie wartet. Diesmal konnten sie mit drei Autos aufbrechen, »da bin ich mega froh«, sagt Wurzbacher. Mittlerweile können Flüchtlinge schon in der Grenzregion Krakau abgeholt werden.


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