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Land will Steib-Galerie loswerden

Rund 2.600 Originalwerke von Josef Steib hängen in seiner Galerie an der Cochemer Moselpromenade. Jetzt verdichten sich die Gerüchte, dass das Land Rheinland-Pfalz die Galerie loswerden möchte.

Er ist einer der prominentesten Cochem-Zeller Künstler und weit über die Kreisgrenzen bekannt. Wer sich das Wirken von Josef Steib anschaut, erkennt einen ebenso begnadeten, wie fleißigen Maler. Damit sein Werk nicht in Vergessenheit gerät, hat seine Ehefrau Brunhilde 1997 die Galerie und den gesamten künstlerischen Nachlass (über 2.600 Gemälde) der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur vererbt. Nun will die Stiftung die Galerie offenbar loswerden. Erste Gespräche fanden, so WochenSpiegel-Informationen, bereits statt. Rund 400.000 Euro hat die Stiftung in den vergangenen 20 Jahren in das imposante Haus an der Cochemer Moselpromenade investiert. Doch nun soll Schluss sein. Die genauen Gründe liegen im Dunkeln. Zwar betont der Geschäftsführer der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, Edmund Elsen, dass es ausschließlich finanzielle Gründe seien, warum die Stiftung ihr Engagement zurückfahren müsse. Elsen: "Die verschlechterte Zinslage schränkt uns bei unseren Maßnahmen und Projekten deutlich ein." Gemeint sind die Zinserträge, die aus dem Stiftungsvermögen jährlich für Projektarbeit fließen. Seit sich die Zinssituation deutlich verschlechtert hat, bleibe auch der Stiftung immer weniger Geld - so die offizielle Version. Nähe zum NS-Regime? In der Landeshauptstadt Mainz kursiert aber noch eine andere. Demnach will das Land die Galerie loswerden, weil dem Cochemer Künstler in einer Ausarbeitung einer Künstlerin eine Nähe zum NS-Regime nachgesagt wird. Die Künstlerin Uta Grün hat Anfang Mai 2017 in einem offenen Brief die angebliche NS-Vergangenheit von Steib öffentlich gemacht. Für Edmund Elsen hat der geplante Rückzug der Stiftung nichts mit diesen Veröffentlichungen zu tun. Gleichwohl hat er mit der Landeszentrale für politische Bildung vereinbart, dass die Vorwürfe einer möglichen NS-Vergangenheit von Steib aufgearbeitet werden. Bis dahin sollen die Bestrebungen - das künstlerische Vermächtnis von Josef Steib zu erhalten - weitergehen. Edmund Elsen: "Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, dass diese Galerie zukunftsfähig aufgestellt ist." Wie die zukünftige Nutzung aussehen soll, ist noch offen. Auch die Landesstiftung hat offenbar keine Patentlösung. Nur regionales Interesse am Künstler Für eine dauerhafte Öffnung des Ateliers fehlen in Cochem offenbar die Interessenten. Steib ist kein Massenphänomen, was auch dazu führte, dass eine anfänglich gedachte Daueröffnung des Hauses an der Moselpromenade, wo aktuell die 2.600 Originalwerke des Künstlers lagern, nicht realisierbar war. Das Cochemer Hotel-Café Germania würdigte den Künstler bereits mit zahlreichen Ausstellungen. Sicher führte dies zu einer Steigerung der regionalen Bekanntheit Steibs. Mehr jedoch nicht. Für Rudi Mattar, der eng mit Brunhilde Steib befreundet war und sich seit ihrem Tode intensiv um die Galerie kümmert, ist es schade, dass die Werke und das Schaffen Steibs bislang keinem größeren Publikum nahe gebracht wurden. "Das Land hat viele Möglichkeiten, etwa Ausstellungen in Landesvertretungen oder in Botschaften durchzuführen. Das würde sicher dieser Galerie auch einen größeren Zulauf sichern." Für Stadtbürgermeister Wolfgang Lambertz ist eines wichtig, dass dieses "Juwel des Künstlerhauses Steib" für Cochem und die Öffentlichkeit erhalten bleibt. Ganz gleich in welcher Konstellation: "Uns ist es natürlich am liebsten, wenn das Land sich weiter engagiert. Sollte es hier Änderungen geben, müssen wir sehen, wie wir vernünftige und tragfähige Konzepte finden." In den nächsten Wochen sollen, so WochenSpiegel-Informationen, Gespräche bezüglich einer neuen Trägerschaft stattfinden. Der Wunsch des Landes ist offenbar, dass es das Haus und den Nachlass der Stadt Cochem überträgt.  Fotos: Zender/privat


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