Zeller Krankenhaus vor dem Aus?
Nach Informationen des WochenSpiegel soll das Klinikum Mittelmosel seit längerem tiefrote Zahlen schreiben. Nun stellt der Träger offenbar die Zukunft des Krankenhauses in Frage. Die Politik ist alarmiert. Es gab bereits Gespräche auf Landes- und Kreisebene. Zukünftig soll es offenbar nur noch ein Krankenhaus, und zwar das in Cochem, im Landkreis geben.
Von Mario Zender
ZELL. Als Landrätin Anke Beilstein am vergangenen Freitag die erste Sitzung des neu gewählten Kreistages eröffnete, machte sie in einer Rede deutlich, was ihr für die nächste Legislaturperiode besonders wichtig ist. »Beginnen möchte ich mit einem Bereich, der mir sehr am Herzen liegt, die Sicherstellung der medizinischen Versorgung. Die Herausforderungen könnten kaum größer sein: ein chronisch unterfinanziertes Gesundheitssystem, ein hoher Nachbesetzungs- bedarf bei Haus- und Fachärzten, viele Reformen, die offenbar aber nicht wirklich weiterkommen«, so Landrätin Beilstein. Nach den Worten der Landrätin könnte der Kreis nun sagen, dass er nicht zuständig sei, daran könne man auf Kreisebene nichts ändern, oder abwarten, was die Bundes- oder Landespolitik mache: »Dies kann aber meines Erachtens nicht unser Anspruch sein! Im Rahmen unserer Möglichkeiten sollten wir das tun, was wir können, um die Situation zu verbessern und die medizinische Versorgung auch zukünftig zu sichern. Das sind wir unseren Bürgerinnen und Bürgern schuldig.« Sechs Sätze umfasste das The- ma, das Landrätin Beilstein dazu den Kreistagsmitgliedern mit auf den Weg gab. Was die Landrätin allerdings nicht erwähnte, ist die Tatsache, dass es seit einigen Wo- chen intensive Bemühungen gibt, eines der beiden Krankenhäuser vor der Schließung zu bewahren. Noch gibt es im Kreis Cochem-Zell zwei Krankenhäuser, nämlich in Cochem das Marienkrankenhaus und in Zell das Klinikum Mittelmosel. Doch dies könnte sich bald ändern. Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt Bereits vor fünf Jahren hatte die »Katharina Kasper ViaSalus GmbH«, ein Träger von Krankenhäusern und Senioreneinrichtungen, zu der auch das Zeller Krankenhaus gehört, einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Unter anderem wurde das Krankenhaus in Frankfurt am Main geschlossen. Dieses Schicksal droht nun offenbar auch dem Zeller Krankenhaus. Nach Informationen des Wochen- Spiegel spitzt sich die finanzielle Lage für das Zeller Krankenhaus aktuell offenbar zu. Seit längerer Zeit soll das Krankenhaus hochdefizitär arbeiten. Nun soll es offenbar Planungen des Trägers geben, den Betrieb des Klinikums Mittelmosel einzustellen. Die Politik in der Region ist alarmiert. Es gab nach Informationen unserer Zeitung bereits Gespräche in Mainz, und weitere sind bei Landrätin Beilstein geplant. Hintergrund der Überlegungen dürfte auch eine Untersuchung des »HCP Instituts for Health Care Business GmbH« im Auftrag der Krankenkassen und deren Verbände sein. In dem Gutachten (liegt dem WochenSpiegel vor) wird aufgeführt, dass es derzeit in Rheinland-Pfalz 87 Kranken- hausstandorte gibt, darunter viele kleine Krankenhäuser, von denen 30 Prozent mit weniger als 150 Betten wirtschaftlich schwer zu betreiben sind. Aus wirtschaftlicher Sicht liegt die optimale Betriebsgröße eines Krankenhauses nämlich zwischen 500 und 1.000 Betten. Nach der Analyse sind in Rheinland-Pfalz fünf Prozent der Krankenhäuser insolvenzgefährdet. Deshalb muss nach Meinung des Gutachters dringend eine Schwerpunktbildung mit Leistungsgruppen erfolgen. Bei dieser Zentralisierung müssten die meisten kleinen Standorte zusammengelegt werden. Für den Bereich Mittelrhein gibt es aktuell 16 Krankenhäuser. Diese sollen nach Meinung des Gutachtens auf 13 schrumpfen. Eines davon, was der Streichliste zum Opfer fällt, könnte das Klinikum Mittelmosel in Zell sein. Gestärkt würden nach den derzeitigen Überlegungen der Verantwortlichen dadurch die Krankenhausstandorte in Cochem und Wittlich.
Angesprochen auf die Probleme, antwortet die Pressesprecherin der »Katharina Kasper Gruppe«, Melissa Lenz: »Das chronisch unterfinanzierte Gesundheitssystem stellt die Sicherstellung der stationären medizinischen Versorgung bundesweit, insbesondere auch in ländlichen Regionen, vor erhebliche Herausforderungen. Hinzu kommt, dass sich die seit langem angekündigte Krankenhausstrukturreform weiter verzögert.« Doch warten können die Verantwortlichen offenbar nicht mehr lange. Melissa Lenz: »Um eine bedarfsgerechte, zukunftsfähige und moderne Versorgung auch weiterhin gewährleisten zu können, haben sich die beteiligten Krankenhausträger des Marienkrankenhauses Cochem und des Klinikums Mittelmosel, die zuständigen Kostenträger sowie der Landkreis Cochem-Zell und das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit bereits auf den gemeinsamen Weg begeben, ein zukunftsfähiges Versorgungskonzept für den Landkreis Cochem- Zell zu erarbeiten, das den Bedürfnissen der Patienten gerecht wird und eine qualitativ hochwertige Versorgung durch beide Standorte (Cochem und Zell) dauerhaft gewährleisten kann.« Da die Gespräche aktuell noch laufen, gibt Lenz keine Details bekannt. Nach Informationen des WochenSpiegel soll geplant sein, dass das Krankenhaus geschlossen wird. Lediglich eine Notfallambulanz soll dort noch betrieben werden. Konkret angesprochen auf den Sachverhalt antwortet Pressesprecherin Lenz: »Leider können wir Ihnen derzeit keine konkreteren Informationen zum neuen Versorgungskonzept im Kreis Cochem- Zell geben, da die Gespräche und Verhandlungen mit den beteiligten Partei- en noch andauern.« Bericht folgt