Michael Nielen

25 Jahre Gedenkgang in Mechernich

Mechernich. Erinnerung und Mahnung - der diesjährige Gedenkgang startet an der ehemaligen Bäckerei von Andreas Girkens in der Bahnstraße 49.

Der Gedenkgang beginnt vor der ehemaligen Bäckerei Girkens in der Bahnstraße 49.

Der Gedenkgang beginnt vor der ehemaligen Bäckerei Girkens in der Bahnstraße 49.

Bild: Michael Nielen

Am 9. November 1999 fand in Mechernich zum ersten Mal ein Gedenkgang für die Opfer von Verfolgung und Gewaltherrschaft statt. Inspiriert durch das Buch »Zeugen für Christus – Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts« von Helmut Moll, das Menschen würdigt, die im Widerstand gegen die Nationalsozialisten ihr Leben ließen, organisierte der Pfarrgemeinderat Mechernich diese Veranstaltung.

Der Gedenkgang sollte sicherstellen, dass das Opfer dieser tapferen Menschen nicht vergessen wird. So wurde ein fester Ort der Erinnerung und des Mahnens geschaffen. Von Beginn an nahmen auch die weiterführenden Schulen und die christlichen Kirchen von Mechernich teil. Dieser erste Gedenkgang sollte der Auftakt einer jährlichen Tradition sein, die auch 25 Jahre später noch fester Bestandteil des Gemeindelebens ist.

Der Fokus dieser Gedenkveranstaltung ging über die Erinnerung an die jüdischen Opfer hinaus. Es wird an alle Opfer des nationalsozialistischen Terrors gedacht. Der Pfarrgemeinderat und die Veranstalter sehen die Erinnerung auch als eine klare Mahnung für die Gegenwart und die Zukunft. »Wir erinnern an die Schrecken der Vergangenheit, damit sie nicht die Schrecken der Gegenwart werden können«, lautet die Botschaft.

Dank des Gedenkgangs und dem Engagement der Gemeinde wurde vieles in Mechernich bewegt: Die Andreas-Girkens-Straße wurde benannt, ein Gedenkstein für die jüdischen Opfer der Shoah aufgestellt, und neue Gedenksteine am Rathaus und in der Marienau erinnern an die vielen Opfer, die während des Krieges und der NS-Diktatur ihr Leben verloren. Eine Gedenktafel weist zudem auf den Standort der ehemaligen Synagoge hin. Auch die Verlegung von Stolpersteinen für die jüdischen Bürger Mechernichs – heute sind es über 50 – ist ein sichtbares Zeichen, das insbesondere der Arbeitsgruppe »Forschen-Gedenken-Handeln« aus Kommern zu verdanken ist.

Zum 25-jährigen Jubiläum des Gedenkgangs wird am Sonntag, 10. November, wieder ein gemeinsamer Weg durch Mechernich stattfinden, der wieder von Schülern der weiterführenden Schulen und Jugendlichen der christlichen Kirchen mitgestaltet wird. Die aktuelle Ereignisse zeigen laut Franz-Josef Kremer, der die Gedenkgänge seit 25 Jahren anführt, dass »man nicht nachlassen darf in dem Bestreben, aufzuzeigen, welches Unheil und welche Not Rassismus und Nationalismus über Deutschland und die Welt gebracht hat.«

Die Veranstalter hoffen daher auf eine rege Teilnahme, um ein klares Zeichen gegen Rassismus und Nationalismus zu setzen. Der Gedenkgang startet um 15 Uhr an der ehemaligen Bäckerei Girkens in der Bahnstraße 49. An der ehemaligen Synagoge »An der Linde« vorbei geht es zum Brunnenplatz. Ende ist im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. Zum Abschluss lädt die evangelische Kirche zu einer kurzen Einkehr mit Tee und Gebäck ein, um das Gedenken bei einem offenen Austausch ausklingen zu lassen.


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