Karl-Josef Esch, Vorstandsvorsitzender der KSK Mayen, im Gespräch zum Jubiläum "100 Jahre Weltspartag"
Mayen. WochenSpiegel: 100 Jahre Weltspartag – ein beeindruckendes Jubiläum! Viele kennen ihn auch noch aus den eigenen Kindertagen. Was hat es mit dem Weltspartag genau auf sich und warum wurde er seinerzeit ins Leben gerufen?
Karl-Josef Esch: Der erste Weltspartag wurde 1924 in Mailand auf dem 1. Internationalen Sparkassenkongress mit 27. Teilnehmerländern ins Leben gerufen. Kerngedanke dahinter war, das Sparen zu fördern als wichtiger Bestandteil einer soliden finanziellen Basis. Nach dem Ersten Weltkrieg wollten die Sparkassen ein Zeichen setzen und den Menschen wieder mehr Vertrauen in den Wert des Sparens vermitteln. Es ging darum, die Bedeutung des Sparens für die persönliche Vorsorge, aber auch für die Stabilität der gesamten Wirtschaft zu unterstreichen.
WochenSpiegel: Welche Rolle spielten die Sparkassen in der damaligen Zeit und was hat sich im Laufe der Zeit daran verändert?
Karl-Josef Esch: Die Sparkassen spielten von Anfang an eine zentrale Rolle im Finanzwesen, ganz besonders in Bezug auf die Förderung des Sparens und des damit verbundenen Vorsorgegedankens. Unsere Mission war und ist es, allen Bevölkerungsgruppen – unabhängig von ihrem Einkommen – Zugang zu fairen Finanzdienstleistungen zu bieten. Ursprünglich gegründet wurden die Sparkassen, um Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen die Möglichkeit zu geben, Rücklagen zu bilden und für ihre Zukunft vorzusorgen. Auch nach 100 Jahren bleibt dieser Grundgedanke ein wichtiger Bestandteil unseres Selbstverständnisses. Unser Leistungsspektrum hat sich allerdings seit damals natürlich stark erweitert. Heute haben wir nicht nur Sparprodukte in unserem Angebot, sondern unterstützen unsere Kundinnen und Kunden auch bei Themen wie Vermögensaufbau, Altersvorsorge, Finanzierung, Versicherung und ganz aktuell bei der digitalen Transformation. Und auch im Firmenkundengeschäft sehen wir uns als ein verlässlicher Partner für unsere Kundinnen und Kunden und haben ein umfangreiches Dienstleistungsportfolio zu bieten.
WochenSpiegel: Welche Entwicklung hat der Weltspartag in den letzten 100 Jahren genommen?
Karl-Josef Esch: Im Laufe der Zeit hat der Weltspartag Anpassungen an die jeweiligen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten erfahren. Während in der Anfangszeit der reine Akt des Sparens im Fokus lag, ist heute ein deutlich breiteres Verständnis gefragt. Denn Sparen ist nicht mehr nur das, was auf dem klassischen Sparkonto landet. Es geht aktuell auch um strategische Vermögensplanung, nachhaltige Geldanlagen sowie finanzielle Bildung über alle Altersklassen hinweg. Besonders im Zuge der Niedrigzinsphase in den vergangenen Jahren haben viele Menschen Alternativen zum traditionellen Sparen gesucht. Hier bieten wir als Sparkasse heute Lösungen an, die deutlich mehr können, als das klassische Sparbuch – wie etwa Wertpapier-Sparpläne oder nachhaltige Anlageformen.
WochenSpiegel: Was bedeutet der Weltspartag für Sie persönlich und für die Sparkasse ?
Karl-Josef Esch: Für mich und für uns als Sparkasse ist der Weltspartag eine wunderbare Gelegenheit, auf die Bedeutung des Sparens aufmerksam zu machen, besonders in der heutigen schnelllebigen und manchmal unübersichtlichen Welt. Der Tag erinnert daran, dass es trotz aller wirtschaftlichen Unsicherheiten wichtig ist, eine finanzielle Rücklage zu bilden. Gleichzeitig ist er auch eine Möglichkeit, gerade junge Menschen für den Umgang mit Geld zu sensibilisieren. Unsere Verantwortung als Sparkasse liegt nicht nur darin, Produkte anzubieten, sondern auch in der finanziellen Bildung. Deshalb organisieren wir rund um den Weltspartag traditionell Aktionen in unseren Filialen für KiTa und Schulkinder und für die Familien, um Kindern das Thema Sparen auf spielerische Weise näherzubringen.
WochenSpiegel: Inwiefern unterscheidet sich die Sparkasse von anderen Banken, insbesondere in Bezug auf den Weltspartag?
Karl-Josef Esch: Der Weltspartag ist ein Kind der Sparkassen. Der große Unterschied zwischen uns und den meisten anderen Banken liegt in unserem Geschäftsmodell. Sparkassen sind regional verankert und handeln gemeinwohlorientiert. Das bedeutet, dass wir keine Aktionäre haben, denen wir verpflichtet sind, sondern unsere Erträge in die Region zurückfließen lassen – sei es durch die Unterstützung von gemeinnützigen Projekten, Vereinen oder sozialen Initiativen. Gerade der Weltspartag ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir diesen Gemeinwohlauftrag leben. Es geht nicht darum, möglichst hohe Gewinne zu erwirtschaften, sondern den Menschen in unserer Region etwas zurückzugeben und sie auf ihrem finanziellen Weg zu unterstützen. Darüber hinaus bieten wir auch Produkte und Dienstleistungen, die speziell auf die Bedürfnisse der Menschen und Unternehmen hier zugeschnitten sind.
WochenSpiegel: Sie haben die finanziellen Herausforderungen angesprochen, mit denen die Menschen heute konfrontiert sind. Wie hilft die Sparkasse ihren Kunden, in Zeiten von Inflation und Niedrigzinsen sinnvoll zu sparen?
Karl-Josef Esch: Das ist in der Tat ein sehr aktuelles Thema. Die traditionelle Methode, Geld auf dem Sparkonto zu parken, reicht nicht mehr aus, um langfristig Vermögen aufzubauen, besonders in Zeiten niedriger Zinsen und hoher Inflation. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden daher maßgeschneiderte Lösungen an, die je nach Risikobereitschaft und finanziellen Zielen variieren. Dazu gehören etwa Fondssparpläne, die langfristig bessere Renditen erzielen können und andere nachhaltige Anlagen, die nicht nur finanziell interessant sind, sondern auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigen. Unser Ziel ist es, jeden individuell zu beraten und gemeinsam die beste Strategie zu finden.
WochenSpiegel: Nachhaltige Geldanlagen sind ein Thema, das derzeit viel Aufmerksamkeit bekommt. Wie positioniert sich die Sparkasse in diesem Bereich?
Karl-Josef Esch: Nachhaltigkeit ist für uns ein zentraler Aspekt, und das spiegelt sich auch in unseren Angeboten wider. Wir sehen es als unsere Verantwortung, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch und sozial nachhaltig zu handeln. Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden eine Vielzahl von Möglichkeiten, ihr Geld in nachhaltige Projekte oder Unternehmen zu investieren, die bestimmte Umwelt- oder Sozialstandards erfüllen. Zudem haben wir uns als Sparkasse selbstverpflichtet, in unseren eigenen Strukturen nachhaltiger zu werden – sei es durch die Reduktion unseres CO2-Fußabdrucks oder durch die Unterstützung lokaler Projekte. Auch durch unsere Kundenveranstaltungen „Nachhaltig – aber sicher“ informieren wir über Wege in eine CO2-neutrale Zukunft. Unser neues Unternehmerforum haben wir dieses Jahr ebenfalls unter das Motto der Nachhaltigkeit gestellt, und unseren Firmenkunden neben Informationen eine Plattform für den Austausch über genau dieses Thema geboten.
WochenSpiegel: Wie wird die Kreissparkasse Mayen das 100-jährige Jubiläum des Weltspartags feiern?
Karl-Josef Esch: Der Weltspartag wird bei und traditionell gefeiert, dabei stehen die Jüngsten im Vordergrund. Hier gibt es natürlich für fleißige Nachwuchssparer, die uns am Weltspartag besuchen und ihre gefüllte Spardosen mitbringen, ein Geschenk zur Motivation. Außerdem haben wir ein Rahmenprogramm für Kinder aufgelegt und Kitas der Region eingeladen in der Weltspartagswoche in den Filialen auch eine „Zirkusschule“ zu erleben.
Für die älteren Jahrgänge gibt es auf unseren Social-Kanälen ab Mitte Oktober ein Gewinnspiel.
Es ist uns auch wichtig, dieses Jubiläum nicht nur als Rückblick zu feiern, sondern auch den Blick nach vorne zu richten und die Menschen für die finanzielle Zukunft zu rüsten.
Und noch ein Spartipp für alle 2006er und die folgenden Jahrgänge: Die Kreissparkasse Mayen ist ab sofort auch Partner der KulturPass-App. Der Kulturpass ist ein Projekt der Bundesregierung, dass jedem 18-Jährigen jungen Frau oder jungen Mann 100 Euro für Konzerte, Kinobesuche, Bücher oder anderes zur Verfügung stellt. Noch bis Ende des Jahres können alle, die 2024 ihre Volljährigkeit gefeiert haben, Ihr Budget per App noch abrufen.
WochenSpiegel: Herr Esch, vielen Dank für das Gespräch.