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Allersiele-Brabbele

Am Mechernicher Bleiberg gibt es zumindest in Bergbuir, Kallmuth und Lorbach noch Heischegänge zu den stillen Tagen im November. Das „Allerseelensingen“ von Kallmuth beschreibt der Lehrer und Regionalhistoriker Karl Guthausen 1976 in seiner Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Eifelvereins Kallmuth.

Dabei gibt Guthausen auch die eintönigen Verse wieder, die die Junggesellen des Dorfes bei ihrem Singsang von Haus zu Haus anstimmen, um Geld und Kerzen für die Verstorbenen zu sammeln. Der erste Vers endet auf Hochdeutsch: „Gott tröst die armen Seelen, die im Fegfeuer sind“. Doch dann geht es auf Platt unvermittelt weiter: „De Kä-ez steht op de Bröck/ unn lööch böss en de Baach/ Mir john en Ühre Jaade/ unn zertrödde Ühre Flaas“ (Auf der Brücke steht die Kerze und leuchtet bis ins Wasser des Bachs, wir gehen in Euern Garten und zertrampeln Euern Flachs). „Wer de Flaas plöcke well, der moss fröh opstohn“ (Wer Flachs pflücken will, muss früh aufstehn), „wer et Mädche freie well, der darf net schloofe john“ (Wer das Mädchen freien will, darf nicht schlafen). Dem Sinn nach uneindeutig und auch ohne Versschema ist die vierte, statt vier- fünfzeilige und vorletzte Strophe: „Jong Fräuche wohr von Ehren/ unn leet de Mähd stohn/ Seij joov oss sebbe Eier/ unn leet oss heeme john/ Mir hann noch fähr ze john“. Die letzte Strophe ist wieder auf Hochdeutsch und erinnert an Ablasshandel: „Die Gab, die Ihr uns gebet/ die geht Euch selber an/ Der Weg zum ewgen Leben,/ da ist kein Zweifel dran.“ Dr. Alois Döring vom Amt für rheinische Landeskunde hat bei seinen Recherchen über Bräuche im Rheinland übrigens zehn Dörfer ausgemacht, in denen das Allerseelensingen praktiziert wird. Es sind Lorbach, Bergheim, Vussem, Schaven, Firmenich, Obergartzem, Arloff, Kirspenich, Enzen und Kallmuth. In Lorbach wird der Brauch „Brabbeln“ genannt.


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