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De Muhl voll Zänk . . .

„Hellichovend“ (Heiligabend) geht eine leider stetig abnehmende Zahl von Eifelern „en de Chressmett“ (Christmette), die heutzutage oft schon am Nachmittag gefeiert wird. Nachher ist Bescherung, für die es im ripuarischen Dialekt keine Entsprechung gibt.

Das, was man im Hochdeutschen „bescheren“ nennt, wird auf Platt umschrieben. Zum Beispiel sagen Vater und Mutter nach der Christmette erwartungsvoll: „Dann welle me ens kicke, off et Chresskengche att do wohr?“ („Dann wollen wir mal nachschauen, ob das Christkind schon da war“). Selbst bei älteren Kindern oder unter Erwachsenen, die nicht mehr an den direkten Einfluss himmlischer Mächte auf Art und Auswahl irdischer Geschenke glauben, kann man ohne weiteres sagen: „Dann welle me ens de Chresskengche usspacke“ oder „Ens luure, watt et Chresskengche braaht hätt“. „Ich john me jett op et Chresskengche jelde“ oder „Ich john me jet op et Noijohr jelde“ schließt die Möglichkeit der Selbstbescherung ein: „Ich gehe mir etwas zu Weihnachten (zu Neujahr) kaufen.“ Geschenke zum Jahreswechsel heißen „Nöijöhrche“ – und insbesondere Zeitungs- und Postboten, Lieferanten und Müllmänner dürfen sich darauf freuen. Während viele Menschen sich in diesen Tagen auf Hochdeutsch „Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr“ wünschen, kannten Menschen ripuarischer Zunge früher keine Entsprechung für „Frohe Weihnachten“, aber zu Neujahr wünschen sie sich bis heute gegenseitig »jlöcksäelisch Noijohr«, ein wörtlich glückseliges neues Jahr in weltlichen wie geistlichen Dingen. Ausführlicher geht der Neujahrswunsch so: »Jlöcksälisch Neujohr/De Kopp voll Hoor/De Muhl voll Zängk/böss an de sielich Engk“. Im 21. Jahrhundert mag man hinzufügen: „Net zo vell an de Jängk«: Glückseliges neues Jahr, ohne Haar- und Zahnausfall - und ohne Stress.


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