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„Der ös ze krank für ze sterve“

Die Eifeler brauchten Humor, um Jahrhunderte der Besatzung und Unterdrückung und der Kriege zu überstehen, die kleine Territorialherren, vor allem aber Kurköln und Kurtrier und die Franzosen über den Landstrich brachten.

Als die Eifel vor 200 Jahren preußische „Rheinprovinz“ wurde, da fiel das Interesse am kargen Landstrich im fernen Berlin gering aus. Es kam der Begriff „Preußisch Sibirien“ auf – die Bleibergwerke von Mechernich verglich eine Reisegruppe von der Spree mit „Spandau“, einer Gefängnisfestung nahe Berlin, eine Art preußisches Guantanamo… Aus der Zeit stammt das „Rheinische Lesebuch - Vaterlandsband“. Es gibt in einem Artikel „Sprichwörter und Redensarten“ wider - darin auch einige Eifeler Sprüche mit Galgenhumor. Zum Beispiel diesen über einen maladen Menschen: „Der ös ze krank für ze sterve.“ Zu krank zum Sterben… Oder über einen verarmten Zeitgenossen, der in seinem Küchenschrank nichts Essbares mehr findet: „Enn dämm sengem Bruertschrank looven sich de Müüs Bloodere an de Fööß.“ Wer so wenig zu essen hatte, wurde mit der Zeit „fett wie en Jeeß vürm Kniee“, nur noch Haut und Knochen. Wer die Schwindsucht (Lungentuberkulose) bekam, musste sich anhören: „Wer langk hooß, witt alt.“ Wer lange hustet, wird alt… Das Leben war zwischen Venn und Ville hart, aber ungerecht. Was nutzte es den Eifelern? „Pelle moss me schlecke, net köue.“ Man muss runterschlucken, ohne zu kosten… Wer trotz wechselnder Herren immer Untertan blieb, der weiß: „Häerejonst un Vuelsjesangk ös jet schönns, ävver et duert net langk!“ Die Gunst der Herren ist wie Vogelgezwitscher: Es hört sich schön an, dauert aber nicht lange. Not lehrt Bescheidenheit: „Beiss e hallef Ei wie en lödisch Kock.“ Und besser, ein kleiner freier Bauer, als Knecht zu sein: „Beister, für sich selve Kaaf op et Spiches draare wie Weeß für ange Löck.“


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