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Hausschlachtung

Watt en „Säng“ öss, nämlich eine Kostprobe aus Fleisch („Fleesch“) und/oder Wurst („Wuesch“) von der Ausbeute einer Hausschlachtung, das wusste Lisa Rechholtz, eine Kollegin meiner Frau, schon noch aus Kindertagen. Aber woher kommt das Wort?

Der um Auskunft gebetene Autor, der Hausschlachtungen seit Kindesbeinen und noch bis auf den heutigen Tag selbst betreibt, wusste es auch nicht sicher, vermutet aber, dass es vom „Sängen“ (Brühen, Brennen) der Schweine („Söu“) kommt, von deren Schwarte („Schwaat“), die ja mitverzehrt wird, mit Feuer und heißem Wasser die Borsten entfernt werden. Fritz Koenn setzt sich in seinen berühmten 1959 erstmals erschienenen „Eefeler Stöckelcher“ mehrfach mit dem Thema Hausschlachtung auseinander und schildert besonders den zweiten Schlachttag als „Wueschfest“ (wörtlich „Wurstfest“) und Feiertag in schillernden Farben. Zur fettreichen „Wueschzupp“ wurden auch geistige Getränke gereicht, die Stimmung war ausgezeichnet. Wenn es den Leuten beim und nach dem Wursten, Pökeln, Kochen und Einfüllen von „Bloot-, Lövve-, Brootwuesch unn Sülz“ in Därme und Gläser mit vielen verzehrbaren Resten und aufgeplatzten Pellen in der eigens zum Schlachtfest gekochten Wurstsuppe so richtig gut ging, dann sollten auch die Nachbarn („Noobere“) mit leben. Da lässt der erwähnte „Mark Twain der Eifel“, als den der Bürvenicher Filmkünstler Rolf Kluenter den Schriftsteller Fritz Koenn unlängst für ein Filmprojekt betitelt hat, in einem Dialog Christine, die Tochter des Hauses, folgendermaßen instruieren, sie solle dem Nachbarn Johann doch rasch eine Kostprobe vom Schlachtfest bringen: „Steng, bräng Schäng jäng seng Säng…“ Wobei die Formulierung „seng Säng“ klarmacht, dass es sich keineswegs um eine milde Gabe, sondern um heiliges Nachbarschaftsrecht handelte. Denn auch der „Noobe“, in dem Fall „Noobesch Schäng“, wird aus Anlass seiner nächsten Hausschlachtung ganz gewiss „de Säng“ zu den Nachbarn tragen…


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