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Japp fängk

Der sprichwörtliche „Wonnemonat“ Mai pflegte vor der Klimaveränderung mindestens von einigen kalten Tagen durchkreuzt zu werden, an denen in der katholischen Eifel traditionell die „Ieshellije“ Pankratius, Servatius und Bonifatius (12. bis 14. Mai) sowie „kahl Zöff“ (die „kalte“ Sophie am 15. Mai) verehrt werden.

In den 2000er Maimonaten war es allerdings meist wärmer als im August – manchmal „su heeß, datt de Krohe jappe“ (= „die Krähen gähnen“), wie der Volksmund witterungsbedingte Backofenhitze sehr anschaulich beschreibt. Man stelle sich in der Sonne gähnende Krähen vor… Apropos Ofen: Die Sinnlosigkeit eines Vorhabens wird ebenfalls mit einem drastischen Sprachbild ums „Jappen“ dargestellt: „Jap enz jähnt ene heeße Backovve.“ Gegen die Hitze eines geheizten Backofens anzugähnen, ist so vergeblich wie im Wolkenbruch himmelwärts zu spucken. „Jappe“ ist eines der ungewöhnlichsten Tätigkeitswörter im Eifeler Platt. „Jappe“ hat weder etwas mit dem deutschen „gähnen“ zu tun, noch mit dem französischen „baîller“. Das gilt auch für das Substantiv „der Japp“, was in Hochdeutsch „das Gähnen“ und auf Französisch „le baîllement“ wäre. Wenn jemand gar nicht mit Gähnen aufhören kann, hat er „de iewije Japp“. Weil Gähnen ansteckend wirkt, man also selbst den Mund unwillkürlich zum Gähnen öffnet, wenn man jemand andere(n) „jappen“ sieht, sagten unsere sprachlichen Vorfahren: „Japp fängk.“ „Fangen“ kann man sich ansteckende Krankheiten wie „Masere“, „Jripp“ oder die früher eifelweit verbreitete „Schwindsucht“ (offene Tuberkulose). Der bekannte Eifeler Mundartschriftsteller Fritz Koenn schreibt, wenn seine Oma mehrmals hintereinander herzhaft „jappe moht“, dann habe sie das nicht mit Müdigkeit, sondern mit ihrem Hungergefühl erklärt: „Soll ich att wedde Honge hann? Oder watt bedöck die domm Jappereij?“


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