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Jeck

„Jede Jeck öss anders“, jedem nach seiner Fasson. Toleranz ist im Rheinischen Menschenrecht: „Jeck loss Jeck elanz“. Wobei mit „jeck“ in Eifel und Börde keineswegs „verrückt“ oder „närrisch“ gemeint ist. Denn es gibt hierzulande nicht nur durchgeknallte Feier- und „Fastelovendsjecke“ wie am Rhein, sondern viele „Jecken“ sind nur verliebt über beide Ohren oder leidenschaftliche Anhänger bestimmter Menschen und Dinge.

Karl Reger jun. aus Miescheid beispielsweise bezeichnet sich selbst als „Eefel-Jeck“ oder „eifelverrückt“. Der Schriftsteller Fritz Koenn nennt sich einen „Mundart-Jeck“. Ich kenne den einen oder anderen „Päerdsjeck“ (Pferdenarr) und „Bööchejeck“ (Bücherwurm). Auch „Kirmesjecke“ sind mir nicht fremd. Mancher Jüngling „öss jeck ahn se Mensch“. Und auch Mädchen freuten sich ehedem „wie jeck“ aufs Heiraten – und mussten von der Oma oft noch ein Weilchen vertröstet werden: „Dröggche, Dröggche, stür Dich an nüüs, Du kress bahl e Männche, datt kaus Dich nüüs“. „Liebe vergeht, Hektar besteht“, diese landwirtschaftliche Verlobungs-Faustformel beherzigt auch „Klütte-Päuels“, den Fritz Koenn in seinem Standardwerk „Von Abelong böss Zau Dich Jong“ sagen lässt: „Ich senn ald lang jeck ahn datt Pölle-Lisa, ävver op su ne schöne nöije Trecker wär ich noch jecker!“ „Jede Jeck hätt eben senge aparte Flapp“, wusste schon „Booms Schäng“. Die Macken und Vorlieben sind so verschieden und zahlreich wie die Kreaturen unter Gottes weitem Himmel. Wer jedoch andere „für de Jeck hält“, der versucht sie, zum Narren zu machen und das tut man nicht. „De Jeck mött enem maache“ oder „et Hännesje“, „de Hubäät“, „de Aap“ oder „de Molly“, gilt als unschicklich. Der vermeintlich kluge „Jeck, der meent, häer könnt andere jet op et Nöijohr bönge“, entlarvt sich meist selbst als „Schauter“, „jecken Ditz“, „Dollschlaach“ oder „anderthalven Doll“.


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