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Knatsch unn Knätsche

Einige Tätigkeitswörter auf Platt drohen in Vergessenheit zu geraten. Um manche ist es nicht schade, zum Beispiel hüüre ich me „Kneies“ net jäern ahn. Wer „kneies“ jammert und lamentiert ohne Unterlass unn witt im Urteil seiner Mitmenschen ne „Kneieskopp“ oder „Kneiespitte“. Den Urlaubsvertreter des Hellenthaler Pastors aus dem Kloster Steinfeld nannten der kleine Fritz Koenn und die anderen Messdiener von St. Anna respektlos „Pater Kneies“.

Um andere Verben hingegen ist es schade, finde ich persönlich. So werden nach meiner Meinung und Geschmack heutzutage viel zu wenig „jekauch Äerpel“ (Salzkartoffeln) „jeknätsch“. Damit ist nicht die Herstellung von Kartoffelpüree durch die Köchin gemeint, sondern das selbstgemachte, improvisierte Zerdrücken von Kartoffeln. „Knätsche“, ergibt „jeknätschte Äerpel“ auf dem Teller. Und die „packen de Zaus extra joot ahn“. Geknätschtes („Jeknätschs“) nimmt von seiner Konsistenz her wesentlich mehr Dickflüssiges auf, als glatte Kartoffelknollen. Durchgezogene „Prommetaat“, also Pflaumenkuchen, dessen Teigboden vom Sud der Früchte durchnässt ist, nannte Fritz Koenns Vater „knätschisch“. Doch während der alte Koenn „knotterte“, freute sich der Junge, dem der „Knätschkooche“ besonders „jood schmaaht“. „Knatsch“ hingegen heißt in hiesiger Mundart „total“. Wer im Hochdeutschen als „total bekloppt“ gilt, wird in der nördlichen Eifel „knatsch veröck“ genannt. „Knatschtisch doll“ oder kurz „knatsch doll“ oder „raderdoll“ sind „Fastelovendsjecke“ zwischen „fetten Donneschtisch“ („Wievefastelovend“) unn „Kappessonndaach“ (Tulpensonntag), meistens aber auch noch Rosenmontag und Veilchendienstag... Manche „knatschtisch Bekloppte“ sind nebenbei wegen überreichlichen Alkoholgenusses auch noch „knatsch voll“, „ratsch voll“ oder „dress voll“, was so viel bedeutet wie „stenk besoffe“.


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