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Manni kallt Platt: Am Schoof

Mundart ist keine Sprache für Jux und Tollerei. Die ernstesten und traurigsten Dinge werden in Platt zum Ausdruck gebracht. Selbstverständlich haben auch die „letzten“ Dinge, „Dued unn Sterve“, im Dialekt ihre Begrifflichkeiten.

Der Leichnam („de Lich“) wurde früher nicht im Sarg („Kess“, „Laad“) aufgebahrt, sondern auf ein großes Brett („Schoof“) gelegt – meist im Sterbehaus „en de Stoff“ zwischen zwei Stühlen. „Her oder seij litt över Erd“ war der gebräuchliche Ausdruck. „Am Schoof“ hielten Verwandte und Nachbarn „Duedewaach“. Die hinterbliebenen Ehepartner hießen „Wettfrau“ und „Wettmann“. Den Totenzettel, auf dem nur die guten Eigenschaften aufgezählt wurden, hieß „Luchzöddel“ (Lügenzettel). Von wenig Zartgefühl sind die von Hermann-Josef Kesternich in seinem alphabetischen Mundartwörterbuch „Woet vüe Woat“ aufgezählten Ausdrücke für Mord und Totschlag geprägt. „Kapott maache“, „limesse“, „mopse“, „ripsch maache“. Auch Sterben ohne Gewalt hat deftige Umschreibungen wie „de Baach eraff john“, „de Jick schlaache“, „de Knööf zodohn“, „et letzte reen Hömp ahntrecke“, „sich dörch de Koat maache“, „dedörch maache“ oder, moderner, „de Löffel affjeve“, „ schwazz Essensmarke beantraare“. Pfarrer Paul Spülbeck berichtet im 19. Jahrhundert von allerlei Schabernack bei Totenwachen. Meist ersetzen dabei sehr lebendige Burschen in langen Gewändern die aufgebahrten Leichen, um die Betenden zu erschrecken. Was aber einmal in Üxheim gründlich schiefgegangen sein muss, weil der Schuster Schuhe, Werkzeug und Hammer mitgebracht hatte, um während der „Duedewaach“ zwischen zwei Rosenkranzgebeten etwas zu arbeiten. Als sich der vermeidliche Leichnam vom „Schoof“ aufrichtete, schlug der Schuhmacher mit den Worten zu: „Watt duert öss, soll och dued blieve!“ In der Woche hatte man zwei Begräbnisse im Dorf.


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